Um uns vor einer zweiten Welle zu schützen, wurden grosse Hoffnungen in die Corona-Warn Apps gesetzt. Nun ist die zweite Welle da und die App verfügbar, aber kaum jemand verwendet sie.

Im Frühling legte das Coronavirus das öffentliche Leben praktisch still. Die bereits angeschlagene Wirtschaft wurde in eine tiefe Krise gestossen. Die herrschende Klasse drängte daher zu einer schnellen Rückkehr zur Normalität. Um ihre Profite zu sichern, preschten sie auf die «Lockerung» der Massnahmen, obwohl die gesundheitliche Gefahr noch nicht vorüber war. Nun steigen die Infektionszahlen wieder und sind bereits fast wieder auf der Höhe von kurz vor dem Lockdown. 

Im Gegensatz zum Frühling ist ein Lockdown heute kaum ein Thema. Die Kapitalisten und ihre InteressensvertreterInnen in Politik und Medien wollen einen weiteren herben Schlag gegen ihre Profite um jeden Preis verhindern. Und so soll es auch nicht zu einer Wiederholung des Lockdowns kommen. Stattdessen setzen sie einerseits auf Masken und andererseits auf die Nachverfolgung derjenigen, die mit dem Virus in Berührung gekommen sind.

SwissCovid
Für letzteres bieten die Corona-Warn Apps grosses Potential. Diese könnte jede und jeder über sein Mobiltelefon schnell und unkompliziert über einen Kontakt mit Infizierten informiert werden. Gruppen von Personen könnten wir damit isolieren und das Virus so eindämmen. Doch nur ein Achtel der Schweizer Bevölkerung nutzt die SwissCovid App.

Das Misstrauen gegenüber der App ist gross. Einige haben Angst vor Überwachung und dem Verlust der Privatsphäre. Das sollte auch niemanden verwundern, denn unsere persönlichen Daten sind längst zu einer begehrten Ware geworden. Geschäftsmodelle von milliardenschweren Konzernen wie Facebook oder Google basieren darauf, dass sie Unmengen an Informationen über uns haben. Doch wer ein Smartphone besitzt, übermittelt mit der App nicht mehr Daten als zuvor. Und mit der SwissCovid App können uns wohl weder der Staat noch die Konzerne stärker überwachen. Bei der Bekämpfung der Pandemie könnte die App sehr hilfreich sein. Dafür müsste sie aber flächendeckend genutzt werden. Dass dies nicht geschieht, erklärt sich nicht in erster Linie durch die Angst vor möglicher Überwachung, sondern durch die widersprüchliche Politik der Regierung.

Profit vor Gesundheit
Offensichtlich hat es der Bundesrat nicht geschafft, die Bedeutung der App aufzuzeigen und die Gefahr des Virus schlüssig zu erklären. Mit seiner widersprüchlichen Corona-Politik, kann dies auch nicht gelingen: Anfangs hiess es noch, das Virus sei keine Gefahr, bis es plötzlich doch eine war. Es wurden Grossveranstaltungen verboten, Freizeitparks, Restaurants und schliesslich die meisten Läden geschlossen. Gleichzeitig mussten wir aber auch weiter im Zug voller Pendler ins Grossraumbüro zur Arbeit zu fahren. Und dann wurde der Lockdown plötzlich aufgehoben, um die kapitalistische Wirtschaft nicht weiter in die Krise zu stürzen.

Wir müssen weiterarbeiten, damit die Kapitalisten uns weiter ausbeuten können. Vielen Lohnabhängigen bezahlt niemand die Lohnausfälle, wenn sie sich in Quarantäne begeben müssen. Clubs, Bars, Kinos oder Läden wurden wieder geöffnet, damit wir konsumieren und Profite in die Taschen der Bosse fliessen können. Während vor einigen Monaten noch vieles geschlossen wurde, ist das öffentliche Leben heute fast wieder in der Normalität angelangt. Das heisst: Wenige Menschen nutzen die App, und zwar genau weil die herrschende Klasse die zweite Welle bewusst ignoriert! 

Die Gefahr des Virus’ ist aber real. Doch im Kapitalismus sind Profite wichtiger als die Gesundheit der Menschen. Solange genügend Arbeitskräfte überleben, kümmern sich die Kapitalisten in ihren Villen wenig um das Virus. Der Bundesrat vertrat stets die Profitinteressen der herrschenden Klasse und hat es deshalb lange ignoriert und verleugnet. Die herrschende Klasse interessiert sich nur für ihre Profite. 

Sozialismus oder Barbarei
Die zweite Welle rollt nun an. Um unsere Gesundheit zu schützen, können wir den Bürgerlichen nicht vertrauen. Die Bürgerlichen greifen erst dann zu einschneidenden Massnahmen, wenn sie fürchten, dass Gesundheitssystem könnte kollabieren und der Unmut in der Bevölkerung zu gross wird.

Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hände nehmen und uns am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft organisieren. Wir müssen selber entscheiden, wann was geöffnet hat und wie wir das kontrollieren. So können wir zusammen diskutieren ob und wie wir die technischen Möglichkeiten nutzen und Entscheidungen treffen, von denen wir alle überzeugt sind. Nur die Arbeiterklasse kann Massnahmen beschliessen, die nicht von Profitinteressen diktiert sind. Der Kampf um unsere Gesundheit ist ein Kampf für den Sozialismus!

Bild: geralt