Am Mittwoch an der Pflegeschule fragte mich mein Banknachbar, was ich da auf meinem Bildschirm hätte. Er meinte nicht den Artikel über Israels Invasion in den Libanon, sondern meinen Schreibtisch-Hintergrund. Da habe ich die Frauen in Krinolinen (1909) von Wassily Kandinsky drauf. Ich war überrascht, da ich nicht wusste, dass er sich dafür interessierte. Ich erzählte ihm von meiner neu gewonnenen Faszination für Kandinsky. Er erzählte mir darauf begeistert von der Matisse-Ausstellung in Basel, von der er die Eröffnung besucht hatte. Wir diskutierten dann über Kunst und wie übel die «Fine Arts» heute sind, und wie cool Beltracchi – ein berühmter Kunstfälscher – ist, dass er sie alle übers Ohr gehauen hat. Anschliessend kamen wir auf die Invasion Israels im Libanon und die Unterdrückung der Palästinenser, die Heuchelei der westlichen Regierungen und die schädliche Rolle der sogenannten Linken zu sprechen. Woraufhin er die Zeitung kaufte, die wir beim nächsten Mal diskutieren. Wir haben über alles geredet: Krieg und Imperialismus, Gaza, Ukraine, das kommunistische Programm, aber ausgehend von – Kunst! Mir fiel ein, was Alan Woods mal dazu sagte: «Ich habe oft die Aussage gehört, die Arbeiterklasse sei nicht an Kunst und Kultur interessiert. Für mich ist klar, dass diejenigen, die solche Aussagen machen, absolut keine Ahnung von der Arbeiterklasse haben und davon, wie sie denkt und fühlt.» Menschen streben nach etwas Höherem, als was die Misere des Kapitalismus zu bieten hat. Es ist unsere Pflicht als Kommunisten, das unbewusste Streben der Arbeiterklasse, die Gesellschaft zu verändern, bewusst zu machen.