Im Dezember wollten wir am Gymnasium Lerbermatt auf unsere Palästina-Kundgebung mobilisieren. Ich wurde deshalb von einem Geschichtslehrer als Antisemitin bezeichnet und musste zur Schulleitung. Während der Diskussion ist der Schulleiter eingeknickt. Er stimmte mir zu, dass der Vernichtungskrieg Israels Solidarität mit Palästina verlangt. Er hat uns erlaubt, Plakate anzubringen und pro-palästinensische Aktionen zu veranstalten.
Zwei Monate später eskaliert der Krieg mit der israelischen Offensive in Rafah. Wir werden abermals beim Plakatieren aufgehalten und zur Schulleitung gebracht. Es zeigt sich: Dem Wort der Schulleitung können wir nicht trauen. Auf Anweisung des Kantons haben sie ihr Wort gebrochen. Dieses Mal greifen sie durch und verbieten alle politischen Statements an der Schule – egal ob es um Palästina, Frauenrechte oder Klimawandel geht.
Das ist ein Angriff auf die demokratischen Rechte der Schüler und aller, die sich gegen den Krieg und das Abschlachten von Zehntausenden Palästinensern aussprechen.
Nach der Diskussion mit der Schulleitung ergaben sich Gespräche im Gang. Eine Schülerin meldete sich: Sie solidarisiert sich mit Palästina und will die gesamte Schule damit erreichen. Die Heuchelei empörte sie. Es war der Anfang unseres Palästina-Komitees. Ich diskutierte kurz mit ihr, dann schrieb sie eine Rundmail an die 1’000 Schüler des Gymnasiums.
Zusammen mit einem Einladungslink für einen Gruppenchat schreibt sie: «Als Schüler halten wir zusammen und spielen nicht nach den Regeln eines Systems der Herrschenden, die auf dem Weg sind, ein ganzes Volk auszulöschen».
Es traten 30 neue Personen in den Chat und brachten sofort ihre Ideen ein – Wände bemalen, Posteraktionen und Kundgebungen organisieren – um nur einige Vorschläge aus den ersten Stunden des Chats zu nennen.
Wir hatten inzwischen ein Statement gegen die Repression geschrieben. Darin stellen wir klar: Es handelt sich bei diesem Krieg nicht um eine Frage zwischen Ethnien, sondern zwischen Unterdrückern und Unterdrückten. Die Seite der Unterdrückten einzunehmen ist nicht antisemitisch – sondern notwendig, um die Befreiung Palästinas und eine friedliche Koexistenz zwischen den Völkern zu ermöglichen.
Wir fordern:
An das erste Treffen des Komitees kamen sieben Schüler. Es sprudelte an Ideen, sodass ich eine Viertelstunde nichts mehr sagen konnte.
Einige wollten zu Beginn Plakate mit Boykottforderungen bestimmter Konzerne gestalten. Deshalb haben wir diskutiert: Wie kämpfen wir hier effektiv für die Befreiung Palästinas? Dass sich die «humanitäre Schweiz» bedingungslos auf die Seite einer Regierung stellt, die reihenweise Zivilisten bombardiert, zeigt, dass unsere herrschende Klasse Blut an den Händen hat. Daraus folgt: Die ganze herrschende Klasse muss gestürzt werden! Unser Hauptfeind steht im eigenen Land. Nach der Diskussion waren die Boykottvorschläge verpufft.
Einige Schüler des Komitees wurden dafür angegriffen, dass die Petition von den Kommunisten des Komitees verfasst wurde. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, Unterschriften zu sammeln und mit den Leuten zu diskutieren. Denn die Richtigkeit des Statements hat sich in der Praxis bewiesen und sie haben die Ideen darin selbständig verteidigt.
Durch das Totschweigen der Palästinafrage im Unterricht wird bei vielen das Bedürfnis nach wirklich wissenschaftlichem Unterricht, frei von Klasseninteressen, stark. Diese Forderungen sind gesund, doch unsere Lehrer haben die gleichen Klasseninteressen wie wir. Wir sind geeint im Kampf gegen die Repression der Schulleitung, gegen die Heuchelei der herrschenden Klasse, gegen dieses barbarische System. Das Potenzial ist riesig, mit diesem Komitee einen Schritt zu gehen, um diesen Kampf in unsere Hände zu nehmen.
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