Die Mieten werden im Herbst um 6 % und ab Dezember um bis zu 10% steigen. Im Rahmen der explodierenden Lebenshaltungskosten ist dies ein weiterer Angriff auf das Portemonnaie der Arbeiter.
Im Juni hat das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) den Referenzzinssatz von 1,25 % auf 1,5 % erhöht. In der Folge werden die Mieten im Oktober um rund 6 % steigen. Mit der Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung im Herbst könnten die Mieten ab Dezember um 10 % steigen.
Dies ist ein weiterer Angriff auf das Portemonnaie der Arbeiter, der in erster Linie die ärmeren Schichten trifft.
Die Erhöhung des Referenzzinssatzes ist eine direkte Folge davon, dass die Nationalbank den Leitzins angehoben hat, um die Inflation zu bekämpfen. Mit anderen Worten: Indem der Staat versucht, die Inflation zu bekämpfen, verursacht er nur weitere Inflation – und zwar in einem Bereich, der vor allem die Arbeiterklasse trifft!
Die bürgerlichen Medien behaupten zwar, dass sich die Inflation in der Schweiz bei 3 % eingependelt habe. Das sei im Vergleich zu unseren europäischen Nachbaren beneidenswert. Aber die Wahrheit ist, dass die Inflation kleine Budgets auch in der Schweiz hart trifft.
Gerade die Preise für Grundnahrungsmittel wie Pasta, Öl oder Zucker steigen um die 20 %. Und die Krankenversicherungsprämien verzeichneten in diesem Jahr einen Rekordanstieg von 6,6 %. Diese werden bei der Berechnung des LIK (Index, der Inflation anzeigt) noch nicht einmal berücksichtigt. Und nun also auch noch der Anstieg der Mieten obendrauf!
Die Inflation bedeutet einen Verlust an Kaufkraft. Die Reallöhne sinken. Das hat direkt spürbare Folgen für eine ganze Bevölkerungsschicht. Wie eine Caritas-Sozialberaterin erklärt, sind ärmere Haushalte gezwungen, immer mehr für Essen, Wohnen oder Versicherungen auszugeben und verzichten in der Folge auf Arztbesuche für ihre Kinder, machen Abstriche bei der Qualität des Essens oder können ihre Familien in ihren Herkunftsländern nicht mehr besuchen. Das ist die Situation heute in einem der reichsten Länder der Welt!
Der Reallohn sinkt nun schon das dritte Jahr in Folge. Das hat es seit Beginn der Statistik nie gegeben!
Betrachtet man die historischen Veränderungen des Reallohns, so ist deutlich zu erkennen, dass der Reallohn während des Aufschwungs der Nachkriegszeit systematisch gestiegen ist.
Die Zahlen zeigen plastisch, was wir Marxisten immer wieder erklärt haben: Der Kapitalismus hat seine besten Zeiten lange hinter sich und befindet sich in einer Sackgasse. Das kapitalistische System als Ganzes befindet sich seit Jahrzehnten in seinem Niedergang. Die Krise der 1970er Jahre war ein Wendepunkt – klar sichtbar in der Grafik.
2020 ist ein weiterer historischer Wendepunkt: Die Inflation – eine direkte Folge der Krise des kapitalistischen Systems – leitet eine neue Periode ein. Die heutige Generation kann sich nur darauf einstellen, dass die Krisen in immer kürzeren Abständen kommen und die Angriffe auf unsere Klasse immer aggressiver werden.
Die Kapitalisten hoffen, uns durch die Inflation sowie die ständig steigenden Krankenkassenprämien für ihre Krise bezahlen zu lassen. Einige Sektoren machen gar noch Extra-Profite durch die Inflation!
Die Arbeiterklasse hat keine andere Wahl, als für ihren Lebensstandard zu kämpfen. Wir können es nicht einfach still hinnehmen, dass unser Reallohn sinkt und unsere Lebensbedingungen immer prekärer werden! Wir müssen uns organisieren und gegen die Kapitalisten kämpfen. Es ist unser Leben oder ihre Profite.
Manon Crettenand, Der Funke Genf
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