Vom 8. – 11. August vereinten sich 150 Kommunisten aus der ganzen Schweiz für das diesjährige marxistische Sommercamp. In den Bergen des Berner Oberlandes hoben wir unseren Blick über den politischen Alltag hinaus – mit Diskussionen zur Komintern und zur Kunst.
1919 wurde die Kommunistische Internationale (Komintern) gegründet. Auf Grundlage der revolutionären Welle, ausgelöst durch den 1. Weltkrieg und befeuert durch die Russische Revolution. Jannick Hayoz erklärte in seinem Eröffnungsreferat, wie die Politik der Komintern von Lenin und Trotzki die Arbeiterklasse so nah an die sozialistische Weltrevolution führte wie nie zuvor.
Wir sind heute in eine ähnliche Periode eingetreten. Im Kern stellen sich den heutigen Revolutionären die gleichen Aufgaben wie den jungen Kommunisten damals: die Ausbildung einer neuen Schicht an marxistischen Kadern in revolutionärer Strategie und Taktik.
Dazu sind die Themen der ersten vier Kongresse der Komintern sind Goldgruben: Frauenbefreiung, Imperialismus und Krieg, Unabhängigkeit kolonialer Länder, nationale Frage, wie die Bolschewiki die Revolution verteidigten und Linksradikalismus.
Wir hatten im Sommercamp Ateliers zu all diesen Themen. Denn diese Klarheit ist heute wie damals entscheidend, um in Bewegungen und im Klassenkampf sinnvolle Vorschläge zu machen.
Dazu kamen Workshops zur Philosophie, zur Geschichte des Kommunismus in der Schweiz, zur Rolle der revolutionären Zeitung. Insgesamt haben wir 15 Ateliers auf deutsch und französisch veranstaltet. Das zeigt die grossen Fortschritte unserer Organisation: Noch nie haben wir ein inhaltlich so reiches Camp organisiert.
Eine neue Genossin meinte: «Die Session zu den Lektionen aus der Komintern und das Camp haben mir nochmal bewiesen, dass ich in der richtigen Organisation bin. In keiner anderen Partei werden politische Diskussionen auf diesem Niveau geführt.»
In seinem Referat zu «Stalinismus und der Fall der Komintern» erklärte Dario Dietsche, wie Lenin und Trotzki alles für die siegreiche Weltrevolution unternahmen. Im Gegensatz dazu haben Stalin und seine Bürokraten-Clique alles unternommen, damit die Weltrevolution scheitert. Genosse Noël verstand: «Durch die falsche Theorie vom Sozialismus in einem Land wurden die Arbeiter weltweit unzählige Male in ein Blutbad geschickt».
Lukas Nyffeler erklärte dies in seinem Referat am Beispiel von China 1925-27, wo sich die stalinistische Aussenpolitik abermals als das entpuppte was sie war: die hässliche Umkehrung der bolschewistischen Tradition der Komintern, die mit der grössten Ernsthaftigkeit an die Befreiung der kolonialen Länder ging.
Die Kommunisten stehen immer und bedingungslos auf der Seite der Unterdrückten: sei es mit den Palästinensern, den Studenten in Kenia und Bangladesch oder mit den Kurden, wie Martin Kohler in seinem Referat zur «nationalen Frage und der Befreiung der Kurden» erklärte.
Charles Tolis ging in seinem Atelier zu «Krieg und Frieden» auf die Frage ein, weshalb Kriege im Imperialismus nur noch zunehmen werden. Und er lieferte mit Lenins Methode im Ersten Weltkrieg das Werkzeug, um heute dagegen kämpfen zu können.
An jedem Abend diskutierten und lasen die Teilnehmer bis spät abends. Viele traten die Rückreise mit mehr als einem neuen Buch im Gepäck an. Der Hunger nach Marxismus und das Vertrauen in unsere Organisation drückten sich auch in der Spendensammlung aus. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dieses Jahr 100’000 CHF an die Revolutionäre Kommunistische Internationale (RKI) zu spenden.
Zu Beginn des Camps hatten wir 27’000 CHF gesammelt. Durch die Inspiration der Workshops und die kreative Arbeit von Genossen mit Tombolas kamen während des Camps zusätzliche 27’000 CHF dazu.
Ein grosses Highlight war die Plenumsdiskussion zur Kunst – von den Alten Griechen über Van Gogh zu Shostakovich. Die Kunst hat schon immer den Menschen durch seine Geschichte begleitet, denn sie ist wesentlicher Bestandteil unserer Spezies. Kommunisten kämpfen nicht nur für Brotfragen, sondern für die Befreiung des gesamten menschlichen Daseins.
Genossin Olivia Eschmann verteidigte in ihrem Referat zur Kunstgeschichte die Kunst gegen die Zerstörungswut des Kapitalismus im Niedergang. Kultur- und Bildungsbudgets fallen der Sparpolitik als erstes zum Opfer, Kulturerben wie jenes im Nahen Osten werden physisch durch imperialistischen Krieg zerstört und geplündert, die grossen kulturellen Vermächtnisse der Menschheitsgeschichte den Massen unzugänglich gemacht.
Als RKI haben wir den Kampf gegen diese Barbarei aufgenommen, weil wir für den Kommunismus mehr als das ökonomische Erbe der Klassengesellschaften brauchen. Das kulturelle Erbe ist der reichste Schatz, der uns überlassen wurde. Diesen Schatz zu bewahren und für die Befreiung der Kultur zu unseren Lebzeiten zu kämpfen, das ist die grösste Aufgabe der Kommunisten.
Oder wie Genossen Marie aus Fribourg sagt: «Nur die sozialistische Revolution kann die Kunst aus den Bunkern der Bonzen befreien und in die Hände aller geben».
Am Freitagabend machten wir selbst Kunst – im Rahmen eines Kulturprogramms. Die Theatergruppe der RKP brachte ein Stück Bertolt Brechts auf die Bühne, gefolgt von Liedern und Gedichten, die die Genossen mit leuchtenden Augen teilten.
Denn wie es im neu erschienenen Theoriemagazin der RKI beschrieben wird: «Das Fortbestehen des Kapitalismus ist der Tod der Kunst und Kultur. Die Kultur zu retten und sie für künftige Generationen auf ein höheres Niveau zu heben, ist eine wesentliche Aufgabe des Klassenkampfes.»
Zum gemeinsamen Abschluss des Camps trafen sich die Genossen zum Singen von Arbeiterliedern aus der ganzen Welt. Auch das alljährliche Rapbattle und das Fussballspielen durften nicht fehlen.
Jede Diskussion entfachte neue Fragen und Anregungen, die in vorbereiteten wie auch in spontanen Redebeiträgen geteilt und beantwortet wurden- Während des Camps wurde immer wieder betont, dass nur ein solides Verständnis der marxistischen Theorie und der Weltlage uns ermöglichen wird, in die Ereignisse einzugreifen. Dazu sprach Dersu Heri in seinem Abschlussreferat.
Der Genozid in Gaza geht weiter – und das nur durch die Beteiligung der westlichen Staaten. Die Proteste der letzten 10 Monate haben nichts daran geändert und die Jugend begann zu verstehen: Hören uns die Imperialisten nicht zu, müssen wir sie dazu zwingen.
Diesen Herbst kann diese Bewegung auf das Niveau von Massenmobilisierungen gehoben werden – doch dazu brauchen wir die politische Klarheit, wie wir sie im Camp erarbeitet haben. So kehren wir, gerüstet für den Herbst mit riesigem Tatendrang, zurück von den Bergen hinein in den Klassenkampf.
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