Rawal Asad, ein führender Kopf der Studierendenbewegung in Multan (Pakistan) und Mitglied der IMT, wurde vor über drei Wochen von der Polizei rechtswidrig festgenommen und befindet sich seither in Haft. Deswegen organisierten wir heute einen Protest vor der Pakistanischen Botschaft in Bern.
Rund ein duzend Aktivisten des Funke übergaben heute Dienstag, 5. März 2019, den folgenden offenen Brief an die offizielle Vertretung der Pakistanischen Botschaft in der Schweiz. Die Forderung war klar: Freiheit für Rawal Asad!
Die aktuellesten News zur Kampagne immer hier: pakistansolidarity.org
Rawal Asads Erfahrung macht deutlich, dass in Pakistan faktisch Gesetzlosigkeit herrscht und die Gerichte und Anwälte lediglich Bestandteil einer Fassade sind, während die wirklichen Machthaber willkürlich herrschen. Ihm wird – frei erfunden – „Aufruhr “ vorgeworfen. Der Antrag auf Freilassung per Kaution sollte Ende vergangener Woche vor einem Gericht in Multan verhandelt werden. Der Richter verzögerte jedoch die Verhandlung bis zur Schließung des Gerichts. Am Ende erklärte er, dass der Fall an einen anderen Richter verwiesen werden solle.
Dies ist ein eindeutiger Verstoß gegen bestehende Gesetze durch das Gericht selbst. Während ein Student neben Verbrechern im Gefängnis sitzt, hört der Richter den Antrag nicht an. Der Präsident und der Generalsekretär der Anwaltsvereinigung von Multan drückten ihre Wut über dieses Verhalten aus und verurteilten diese Klage im Namen aller Anwälte von Multan.
Es ist offensichtlich, dass einige Kräfte in Pakistan mächtiger sind als das Gesetz, und die Gerichte und Gefängnisse sind wie ein Spinnennetz, in dem die Schwachen gefangen und gefoltert werden, während die Mächtigen es zerreißen. Die Anklage gegen Rawal Asad wegen „Aufruhrs“ erinnert uns an die Grausamkeiten und Unterdrückung im britischen Imperialismus, als Freiheitskämpfer genau unter solchen Gesetzen angeklagt wurden, die zusammen mit dem ungerechten Justizsystem dem Land bis heute erhalten geblieben sind.
Die Klassengesellschaft lebt fort. Eine Handvoll reicher Menschen lebt in extremem Luxus und bestimmt das Schicksal von Millionen Menschen in Armut und Elend. Wer es wagt, die Stimme gegen die ungerechte Spaltung in Arm und Reich zu erheben, wird auf verschiedene Weise bestraft und wegen Anstiftung angeklagt. All diese Unterdrückung wird die Revolutionäre jedoch nicht von ihrem Weg abbringen. Sie werden ihren Kampf für die Grundrechte der unterdrückten Menschen fortsetzen.
Die Progressive Youth Alliance (PYA) wird die Kampagne für die Freilassung von Rawal Asad verstärken. Öffentliche Versammlungen und Proteste sind in den kommenden Tagen im ganzen Land geplant. Viele Gewerkschaften, Anwaltsverbände, Journalisten und andere Organisationen und Gruppen haben sich ebenfalls mit der PYA solidarisiert und sich verpflichtet, einen gemeinsamen Kampf zu führen.
Wir appellieren auch an die Arbeiter, Studierenden und politischen Aktivisten auf der ganzen Welt, sich mit Rawal Asad zu solidarisieren, der deswegen inhaftiert wurde, weil er sich für den gemeinsamen organisierten Kampf von arbeitenden Menschen und Studierenden eingesetzt hat. Ihm wird offiziell zur Last gelegt, dass er am 5. Februar in Multan eine friedliche Protestaktion organisiert hat.
Wenn das ein umstürzlerischer Akt sein soll, dann ist es auch umstürzlerisch, sich zu jeder Frage eine eigene Meinung zu bilden. Dann könnte auch Atmen ohne staatliche Genehmigung als Aufruhr verfolgt werden, zumal der Staat auch seine brutale Maßregelung der sozialen Medien verstärkt. Andererseits werden Terroristen und Mörder als Staatsgäste behandelt, während korrupte und kriminelle Elemente in Regierung und staatlichen Institutionen sitzen. Die Verantwortlichen für Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit und alle anderen Übel der Gesellschaft plündern das Land aus und genießen als angesehene Bürger der Gesellschaft ein Leben in Luxus.
Die kriminellste Tat von Rawal Asad ist nach dem Staatsverständnisses offensichtlich, dass er aus einfachen Verhältnissen stammt und unter extrem schwierigen Bedingungen lebt. Er wurde nicht in Eliteeinrichtungen ausgebildet und hat keinen luxuriösen Lebensstil. Gleichwohl erhob er seine Stimme gegen die Ungerechtigkeit im Land.
Dieser Fall hat erneut gezeigt, dass dieses ganze System bis ins Innerste verdorben ist, während die herrschende Klasse es um jeden Preis bewahren will. Alle Arten von Widerspruch werden verboten, und alle Organisationen, die für die Rechte von Arbeitern und Armen kämpfen, werden unterdrückt.
Aber wir werden diese Brutalität bis zum Ende bekämpfen und uns der Unterdrückung nicht beugen.
Wir appellieren erneut an alle Menschen, uns in dieser Sache zu unterstützen.
Für die Freilassung von Rawal Asad!
Kostenlose Bildung und Gesundheitsfürsorge für alle!
Arbeiterinnen und Arbeiter aller Länder: Vereinigt euch! Hoch die internationale Solidarität!
Bitte handelt rasch und tragt dieses Anliegen in eure Gewerkschaftsuntergliederungen, örtlichen Parteistrukturen, Studierendengruppen und sendet umgehend Protestbotschaften an die pakistanische Botschaft in Berlin. Ebenso macht es in Berlin und Frankfurt Sinn, die Protestschreiben persönlich zu übergeben. Bitte dokumentiert Eure Aktivitäten und meldet euch ggf., wenn ihr Fragen habt.
Unterstütze auch du die Forderung nach der Freilassung von Rawal Assad und unterschreibe den Brief (schick uns Name und Organisation/Position).
Bern, 5. March 2019
To the ambassador Ahmad Naseem Warraich
Arrest of student activist Rawal Asad by Pakistani state
On 11 February 2019, the Pakistani state police cracked down and arrested Progressive Youth Alliance students and activists from their Multan office. They were charges with numerous cases including sedition. Others managed to get pre-arrest bail.
Rawal Asad was refused bail and is still held in jail and there is a threat that the state police will torture him in the lockup. He has been charged with sedition – which could carry up to life imprisonment – for the „crime“ of peacefully protesting against the extra-judicial killing of a university professor. His only crime is that he is an activist who is trying to organise students and workers against injustices by university officials, employers and the state institutions.
The activists were arrested immediately when they joined a protest in solidarity called by the Pashtun Tahafuz Movement (PTM) in Multan. They were protesting the killing of one of their leaders, Arman Luni, who was a college professor and was tortured a few days ago by a police officer. Arman died as a result of the torture.
Rawal Asad is an undergraduate student and political activist of Government Emerson College in Multan. From high school times, he has been involved in protests against fee hikes, for the restoration of student unions and on many other student-related issues. Currently, he is active in the labour movement and is always at the forefront of labour struggles and workers’ protests for their rights including against healthcare privatisation, against non-payment of wages to workers and many more. In Pakistan, raising your voice against injustice has become a crime of such a seriousness that culprits are now being tried on sedition charges.
The Pakistani bosses and state have extensively used colonial era laws to oppress workers, students and trade unionists through the police who are one of the most corrupt and brutal institutions of all. Numerous protests were held for Arman Luni but arrested people were released immediately without any serious charges. The state is terrified that activists like Rawal Asad can organize this anger and lead the students and workers against state and institutions brutalities and oppression. This is why he is being victimised and may face long prison terms. The state has so far refused to even grant him bail and it is clear that enormous pressure is being placed on the judges to act in a completely unprecedented manner.
On the other hand, terrorists and murderers are being treated as state guests, while corrupt and criminal elements are part of the government and state institutions. Those responsible for poverty, hunger, unemployment and all the other ills of society through looting and plundering are enjoying luxurious lives as respected citizens of society.
We are pointing out that joining a protest is a basic democratic right of every citizen, as guaranteed by the constitution.
The subscribing activist believe that:
We would like to see Pakistan free from Islamist fundamentalism, worker exploitation and oppression for minorities. More trade unions and labour organisations are expressing solidarity and in the coming days this campaign will become bigger and bigger, involving more layers of the students and working class.
The subscribing activists:
Subscriptions:
Caspar Oertli, Chefredaktor Der Funke/L’étincelle
Fabian Molina, Nationalrat SP
Pascal Pfister, Präsident SP Basel-Stadt
Vanessa von Bothmer
Ivan Kolak, Gewerkschaftssekretär Unia Bern
Reto Beutler, Industrial Workers of the World – Jura, Alpen, Mittelland (IWW JAM)
Nicolas Eichenberger, Präsident JUSO Basel-Stadt und Nationalratskandidat
Philipp Schuler, Vorstand JUSO Basel-Stadt
Nino Russano, Vorstand JUSO Basel-Stadt
Renate Takacs, Vorstand JUSO Basel-Stadt
Alexandra Köbelin, Vorstand JUSO Basel-Stadt
Hasret Cun, Vorstand JUSO Basel-Stadt
Angus Duffy, Vorstand JUSO Basel-Stadt
Livia Kläui, Nationalratskandidatin JUSO Basel-Stadt
Lucas Wirz, Nationalratskandidat JUSO Basel-Stadt
Jonas Gerber, Präsident Marxistischer Verein Universität Bern
Berfim Silan Pala, JUSO Mitglied
Joris Fricker, JUSO Mitglied
Nora Bär, JUSO Mitglied
Lea Corinne Schmid, JUSO Mitglied
Jan Fässler, JUSO Mitglied
Stella Weihofen, JUSO Mitglied
Fabian Braumann, JUSO Mitglied
Gabriel Dill, JUSO Mitglied
Robin Furger, JUSO Mitglied
Sophie Schudel, JUSO Mitglied
Lewis Beauchamp, JUSO Mitglied
Michael Wepf, JUSO Mitglied und Redaktion der Funke
Kevin Wolf, JUSO Mitglied und der Funke
Abhinav Madhavarpu, JUSO Mitglied und der Funke
Ulrich Gähler, Retired
Cléa Barbier
Marie-Claude Barbier
Release Rawal Asad!
Europa — von Jack Halinski-Fitzpatrick, marxist.com — 11. 11. 2024
Nah-Ost — von der Redaktion von marxist.com — 07. 11. 2024
Nordamerika — von Revolutionary Communists of America — 05. 11. 2024