Mit 337 Anmeldungen, neun spannenden Workshops und 12’337 CHF Spende war die die marxistische Herbstschule im Jahr 2020 ein Meilenstein. Dies obwohl uns die Pandemie und die menschenverachtende Politik der Herrschenden dazu zwang, den Event online durchzuführen. Viele TeilnehmerInnen meldeten sich in den Diskussionen zu Wort. So wurde der Event zu einem interaktiven, kollektiven, revolutionären Lichtblick im Pandemieherbst.
Die Krise hat die wirtschaftliche und politische Situation auch in der Schweiz zugespitzt. Das führt dazu, dass immer mehr Menschen nach einer Alternative und nach revolutionären Ideen suchen. Das wurde bereits im Vorfeld, wie auch während der Revolution2020, klar. Viele Angemeldete gaben an, über die Plakate auf den Event aufmerksam geworden zu sein. Und bis zum Start des Events hatten sich für die deutschsprachige Ausgabe 247 Interessierte angemeldet. Zusammen mit der französischen Ausgabe des Events, der vor drei Wochen stattgefunden hatte, gingen über 337 Anmeldungen ein. Drei Mal mehr als noch vor einem Jahr.
Dass wir trotz der schwierigen Situation einen Anlass in diesem Ausmass anbieten konnten, war nur dank dem grossen Aufwand von zahlreichen AktivistInnen des Funke möglich. In einer Zeit wo tausende PflegerInnen überarbeitet und ungeschützt in die zweite Welle geschickt werden, wo der Bundesrat rücksichtslos die Interessen der GrosskapitalistInnen verteidigt und wo bereits Zehntausende auch in der Schweiz in kurzer Zeit ihren Arbeitsplatz verloren haben, ist die kollektive Organisation in einer marxistischen Strömung unser wichtigstes Gut. Die Aufgabe von uns MarxistInnen, ist es, der Wut und der Unsicherheit innerhalb der Arbeiterklasse einen bewussten, zielgerichteten und kämpferischen Ausdruck zu geben. Dafür braucht es klare Ideen: die Ideen des Marxismus, welche wir dieses Wochenende diskutiert haben.
Ein fulminanter Start
Über hundert Personen wohnten der Eröffnungsveranstaltung mit Niklas Albin Svensson bei. Niklas ist internationaler Sekretär der International Marxist Tendency, von der Der Funke die Schweizer Sektion ist. Er führte in die Diskussion über die Weltperspektiven des Klassenkampfes ein. Niklas gab nicht nur eine genaue Beschreibung der langen Entwicklung und Zuspitzung der aktuellen Krise des kapitalistischen Systems. Er zeigte auch eindrücklich die Zunahme an Protestbewegungen in allen Regionen der Welt in den letzten Jahren auf. Und er erklärte ebenso eindrücklich die ausweglose Situation, in der sich die Herrschenden aktuell befinden. Egal was sie tun, sie können die grundlegende Krise des Kapitalismus nicht lösen und viele ihrer früheren Hilfsmittel, um Krisen zu überbrücken, sind heute aufgebraucht. Doch auch wenn die Situation scheinbar ausweglos ist, bedeutet das nicht, dass der Kapitalismus von selbst zusammenbricht. Es braucht immer den bewussten Kampf der Arbeiterklasse zur Überwindung des Systems. Und in diesem Kampf nehmen die revolutionären Ideen und die marxistische Organisation eine zentrale Rolle ein.
Am Nachmittag gab es zwei parallele Workshops. Einer war: «Ökonomie: Ist der Kapitalismus am Ende?» von Magnus Meister. Der Workshop ging auf die Basics der marxistischen Wirtschafts- und Krisentheorie ein. Basics, die zum ABC von allen Revolutionären gehören müssen. Die Diskussion schloss dann direkt an die Eröffnungsrede an. In der Diskussion wurde auch noch auf andere Fragen, z.B. die Widersprüche innerhalb der Kapitalistenklasse oder die Wirkungslosigkeit des Keynesianismus während der Krise eingegangen.
Parallel dazu fand der Workshop über die marxistische Philosophie «Wie verändern wir die Welt?» statt. Michael Wepf erklärte anhand einer sehr anschauliche Präsentation, wieso man ohne eigene Philosophie halt einfach die herrschende Philosophie, also die Ideen der herrschenden Klasse, übernimmt.
Am Abend führte uns Kevin Wolf durch die Session «Die IMT auf dem Vormarsch: Finanzieren wir die Revolution!». Seine Erklärungen haben überzeugend dargelegt, wieso der Aufbau einer revolutionären Organisation im Kapitalismus auch deren Finanzierung sicherstellen muss. So konnte am Schluss – auch dank dem Enthusiasmus, welche die Diskussionen während des Tages geschürt haben – die stolze Summe von 12’337 Franken zusammengetragen werden!
Revolutionärer Sonntag
Der Sonntag begann mit einem weiteren Highlight. Olivia Eschmanns Referat «Unsere Antwort auf den Kahlschlag im Gesundheitswesen: Klassenkampf in der Klinik» passte wie die Faust auf’s Auge der aktuellen Situation. Diese Thema ergab eine so breite Debatte, dass die Sitzungsleitung trotz dem Überziehen der Zeit irgendwann die lebhafte Diskussion beenden musste – nur um dem enthusiastischen Schlusswort von Olivia Platz zu lassen.
Zeitgleich fand der Workshop «Staat und Revolution» statt. Sereina Weber klärte dort die sehr zahlreiche Zuhörerschaft über die Klassennatur des bürgerlichen Staates auf. Auch in diesem Workshop gab es eine sehr lebhafte Diskussion mit vielen anschaulichen Beispielen über dieses Unterdrückungsinstrument der Kapitalisten.
Der Workshop «Marxismus und Frauenunterdrückung» befasste sich nicht nur mit dem Ursprung dieses Phänomens, sondern auch mit den zahlreichen Arten, wie die herrschende Klasse die Frauen und ihre spezifische Unterdrückung (miss-) braucht, um ihr eigenes System zu stützen. Caspar Oertli ging dabei auch auf die zahlreichen Kämpfe für die Rechte der Frauen ein, welche Frauen und Männer überall auf der Welt in den letzten Jahren geführt haben und immer noch führen.
Parallel dazu ging Dersu Heri in seinem Workshop «Rassismus und Schweizer Kapitalismus» auf die enge und sehr alte Beziehung zwischen dem Schweizer Kapitalismus und dem Rassismus ein. Thematisiert wurde nicht nur die Kolonialgeschichte der Schweiz und das Kapitel der Saisonniers. Dersu erklärte auch, wie die Parteien des Grosskapitals – allen voran die SVP – den Rassismus brauchen, um die Arbeiterklasse zu spalten. Und was die Klasse der Lohnabhängigen ihnen entgegen halten muss, um den Rassismus zu bekämpfen.
Am Sonntagabend bereitete Benita Dietsche der ganzen Veranstaltung ein sehr politisches, aber auch persönliches Schlusswort. Sie fasste die Diskussionen nochmals zusammen und zeigte auf, dass das Verbleiben im Kapitalismus das Versinken in der Barbarei bedeutet. Der einzige Weg vorwärts für die Menschheit ist die Überwindung dieses Systems und der Aufbau des Sozialismus, der die Grundlage schafft für die Aufhebung aller Formen der Unterdrückung.
Der grösste marxistische Event des Jahres
Die Zahlen der Anmeldungen und der Spendensammlung sind bereits ein gutes Zeugnis des Enthusiasmus, der während der ganzen Schule in den Workshops herrschte. Grund dafür war aber auch das politisch sehr hohe Niveau der Debatten, mit spannenden Interventionen von sehr vielen verschiedenen TeilnehmerInnen aus der ganzen Schweiz.
Mit der Revolution2020 haben wir bewiesen, dass Der Funke fähig ist, trotz den widrigen Umständen einen grossen und qualitativ hochwertigen Event auf die Beine zu stellen. Wir sind zwar noch nicht so gross. Aber wir sind eine seriöse Organisation und unsere Ideen geben uns ein Fundament, auf dem wir auch in – oder gerade wegen – der heutigen Situation kräftig an Zuwachs gewinnen werden. Die vielen neuen Gesichter in den Zoom-Session bezeugten dies. Der Aufbau einer starken marxistischen Strömung in der Schweiz ist dringend notwendig. Niemand wird diese Krise für uns lösen. Leisten wir keinen Widerstand, werden die Kapitalisten uns den vollen Preis der Krise bezahlen lassen.
Unsere Aufgabe ist es, in der sich zuspitzenden Situation die revolutionären Positionen des Marxismus zu verteidigen und einer wachsenden Schicht an interessierten AktivistInnen und KämpferInnen zugänglich zu machen. Dazu haben wir die Revolution2020 organisiert. Doch unsere Arbeit hört hier nicht auf. Alle Workshops können hier unten noch nachgehört werden. Falls dich diese Ideen überzeugen und du sie mit uns diskutieren möchtest, dann nimm jetzt mit uns Kontakt auf und werde Teil vom Funke und der International Marxist Tendency!
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