Die Corona-Krise zeigt: Den Lohnabhängigen fehlt schmerzlich eine eigene Zeitung. Uns fehlt nicht sogenannt unabhängige Berichterstattung, sondern der Klassenstandpunkt der Arbeitenden. Unterstützt uns im Aufbau eines solchen Pressorgans und abonniert den Funke. Hier die Gründe dafür.
Grossdemonstrationen wie 1. Mai und Klimastreik finden nicht oder nur im Internet statt. Doch der Klassenkampf steht nicht unter dem Lockdown. In den Betrieben herrscht ungewisse Stimmung, wie es weitergeht und wie teuer die Krise für uns Lohnabhängige wird. Das ist eine Frage, die nur im Kampf zwischen Kapitalisten und Lohnabhängigen, dem Klassenkampf entschieden werden kann.
Corona macht deutlich, dass wir eine neue Gesellschaftsordnung brauchen. Das bringt viele Jugendliche und Lohnabhängige dazu, über die Welt und die Zukunft nachzudenken. Das ist erfreulich.
Doch wer die Welt verändern will, muss sich mit anderen zusammenschliessen. Wir, die Lohnabhängigen und die Jugend, haben gemeinsame Interessen und müssen diese gemeinsam gegen die Kapitalisten durchsetzen. Eine Zeitung – ob digital oder auf Papier – ist das beste Mittel, um die Notwendigkeit dieses Kampfes an alltäglichen Fragen zu erklären, Kampferfahrungen auszuwerten und darüber zu berichten sowie ein politisches Programm aufzustellen. Eine solche Zeitung gibt es heute nicht, aber wir stellen uns die Aufgabe, sie aufzubauen.
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Was muss eine Zeitung der Lohnabhängigen?
Keine Zeitung vertritt während der Corona-Krise die Interessen der Lohnabhängigen. Keine linke Zeitung bricht mit der bürgerlichen Politik. Das würde heissen, statt Bittibätti-Forderungen an den Staat zu richten, ein Programm aufzustellen, dass die Eigenaktivität der Lohnabhängigen fördert.
Ein Beispiel: In der Genfer Bahnhofsfiliale der Migros ist die Belegschaft in den Streik getreten, weil die Schutzmassnahmen nicht eingehalten wurden. Das ist der richtige Weg, nicht tausend Appelle an den Bundesrat. Über den Kampf von Genf schrieb keine Zeitung und der Unia-Zeitung war es nur eine Kurzmeldung wert. Doch es sind neben Theorie und Geschichte genau diese praktischen Kämpfe, welche verbreitet werden müssen. Tue Gutes und sprich darüber, heisst ein Sprichwort. Dinge wie Streiks und Selbstorganisation der Lohnabhängigen sind das Einzige, was für die Arbeiterklasse Gutes bewirken kann.
Eine linke Zeitung kann sich nicht darauf beschränken, schöne Reportagen zu schreiben. Entscheidend sind der politische Standpunkt, der darin vertreten wird, und der Zweck, den sich eine Zeitung gibt. Die herrschenden Ideen stützen den Kapitalismus und damit die ökonomische Ungleichheit, die Klimakatastrophe, die psychischen Krankheiten und das soziale Elend, die daraus hervorgehen. Sie sind der kapitalistische Klassenstandpunkt, der all das in Kauf nimmt, um die Profite zu vermehren. Die bürgerlichen Presseorgane sind Propagandisten – die Meinungsmacher in Reinform.
Mit bürgerlichen Ideen brechen!
Die herrschenden Ideen und Vorstellungen werden der ganzen Gesellschaft aufgezwängt. Jede Redaktorin und jeder Kolumnist ist im Kapitalismus aufgewachsen und mit den herrschenden Ideen erzogen worden. Die Ideen der Herrschenden, der kapitalistischen Klasse, üben immer Anpassungsdruck auf Zeitungen aus, die gegen das System kämpfen wollen.
Es reicht nicht aus, mit einem System (Kapitalismus) nicht einverstanden zu sein. Man muss damit brechen und ihm ein anderes System (Sozialismus) entgegenstellen. Ohne Klarheit, wofür man kämpft, bleibt man verhaftet in den oberflächlichen Korrekturen des Kapitalismus.
Mit der Zeitung aufbauen
Wir betonen diesen Punkt nicht aus theoretischem Reinheits-Fetisch. Wenn wir den Kapitalismus bekämpfen wollen, reicht es nicht, nur darüber zu schreiben. Der einzige Weg die bürgerliche Presse zu bekämpfen ist, eine politische Zeitung der Arbeiterklasse aufzubauen. Diese kann nur entstehen, wenn sie unter der politischen Kontrolle einer revolutionären Organisation steht: Die Zeitung muss eine Einheit von Theorie und Praxis verkörpern. Das heisst im Umkehrschluss, die politische Führung muss über den Inhalt Rechenschaft ablegen.
Der marxistische Revolutionär Lenin verstand den Nutzen und die Notwendigkeit einer Zeitung, die als Sprachrohr der revolutionären Organisation fungiert. Er nannte sie einen kollektiven Organisator. Denn eine politische Zeitung soll kein reines Informationsorgan oder ein Nebeneinander von individuellen Meinungen sein. Sie muss ein Kampforgan sein: Positionen vorschlagen, diese verteidigen, diese bei den LeserInnen verankern und so eine Einheit der Arbeiterklasse schaffen. Die Artikel einer solchen Zeitung müssen in erster Linie mit Stärke der Argumentation und der Korrektheit der Position überzeugen.
Wir vom Der Funke/l’étincelle sind uns im Klaren, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, viel Anstrengung fordert und wir keineswegs auf direktem Weg eine Tages- oder Massenzeitung schaffen können. Wir sind gewillt, die nötige Arbeit auf uns zu nehmen. Unterstütze uns mit einem Abo und einem Sympathie-Beitrag.
Für die Redaktion,
Michael Wepf
Europa — von Emanuel Tomaselli, RKI Österreich — 16. 11. 2024
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