Am Wochenende vom 7. – 9. November haben sich insgesamt 218 Leute aus der ganzen Deutschschweiz in Bern getroffen, um an der ersten von zwei marxistischen Herbstschulen 2025, organisiert von der Revolutionären Kommunistischen Partei, teilzunehmen.
Die zweite marxistische Schule 2025 findet vom 22. bis 23. November in Genf in französischer Sprache statt. Melde dich jetzt an für die Genfer Schule unter ecolemarxiste.com.
Die «Schule des Kommunismus» in Bern war eine Kaderschule, bei der es darum ging, eine neue Schicht von Revolutionären in den Ideen des Marxismus auszubilden. Es war wie ein Intensivkurs, bei dem wir uns den ganzen Freitagabend und dann zwei volle Tage hindurch die Waffe der marxistischen Ideen in all ihrer Tiefe und Breite gemeinsam angeeignet haben.
Auf herbstschule.kommunismus.ch findest du in Kürze alle Videos der verschiedenen Sessions!
Zu den 218 Teilnehmern gehören 43 Interessierte, die noch nicht Mitglied der RKP sind. Viele davon haben zum ersten Mal an so einem Grossevent unserer Partei teilgenommen und waren überrascht und begeistert von der Tiefe unserer Ideen. Sechs neue Genossen haben sich während dem Wochenende dazu entschlossen, der RKP beizutreten und mit 20 weiteren stehen wir in engem Kontakt.
Dieser Erfolg ist das Resultat unserer zweimonatigen Rekrutierungskampagne von diesem Herbst. Mit viel Vorfreude haben alle Genossen wochenlang auf die Schule des Kommunismus hingearbeitet. Wir haben uns inhaltlich auf die sehr breite Palette von 14 verschiedenen Workshops vorbereitet, gut durchdachte Redebeiträge erarbeitet, seit Wochen auf die Schule hin mobilisiert und auch organisatorisch viel Aufwand betrieben, um dieses Wochenende zu unserem absoluten Höhepunkt der letzten Monate zu machen.
Am Freitagabend hat Hamid Alizadeh, Mitglied des Internationalen Sekretariats der Revolutionären Kommunistischen Internationale und Host des wöchentlichen «Against the Stream»-Podcasts vor erwartungsvollem Publikum die Schule eingeleitet mit dem Plenum zu den «Perspektiven der Weltrevolution». Eindrucksvoll zeigte er auf, wie die Welt sich mitten in einem Sturm befindet, der alle Ebenen unserer Gesellschaft erfasst – die ökonomische, politische und geopolitische, aber auch die militärische und kulturelle.
Die herrschende Klasse verstrickt sich in immer mehr Widersprüchen und obwohl sie sich den Gefahren bewusst ist, steuert sie mit offenen Augen auf den Abgrund zu und droht, die ganze Menschheit in den Abgrund zu reissen.
Wie Hamid treffend beschrieb: «Sie tanzen einfach weiter – bis die Musik stoppt!»
Ob in Form von Sparmassnahmen, härteren Arbeitsbedingungen, Entlassungen oder Inflation – die parasitäre herrschende Klasse spielt mit unserem Leben und provoziert eine immer schärfere Reaktion der Massen. Hamid erklärte, dass der Wahlsieg von Mamdani in New York ein Beweis dafür ist, dass Millionen von Arbeitern politische Schlussfolgerungen ziehen und versuchen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Hamid zeigte, wie Europa im Kampf der grossen imperialistischen Blöcke zermalmt und ökonomisch am härtesten von der Krise getroffen wird. Das wird riesige politische Folgen haben. Europa wird in der kommenden Periode zum Herzen der Weltrevolution werden. Grosse Ereignisse kommen schnell auf uns zu. Die entscheidende Frage ist, ob wir Revolutionäre bereit dafür sind.
Ich selbst habe während der Schule nochmals besser verstanden: Es mangelt heute nicht an Gründen, um den Kapitalismus zu hassen, es mangelt nicht an Kampfeswillen der Unterdrückten, es mangelt nicht an kreativem, schöpferischen Potential der Menschen, sondern einzig an einer revolutionären Führung mit den richtigen Ideen. Eine revolutionäre Führung der Arbeiterklasse, die die Gesetzmässigkeiten der Welt versteht und dadurch der Arbeiterklasse ermöglicht, bewusst in die Geschichte einzugreifen, die Macht zu erobern und eine Gesellschaft auf Basis sozialistischer Grundsätze aufzubauen.
Genauso lehrreich und inspirierend ging es am Wochenende weiter. In 14 verschiedenen Workshops – von der Einführung in die marxistische Ökonomie, bis hin zur bürgerlichen Revolution in der Schweiz, zur Dialektik und zu Goethes Faust – haben wir die marxistische Weltanschauung vertieft.
Ich besuchte unter anderem den Workshop Venezuela: «Reform oder Revolution?». Genossin Sereina zog die Lektionen aus der Geschichte Venezuelas. In Venezuela spülte eine Massenbewegung vor 26 Jahren Hugo Chavez an die Macht. Chavez versuchte ehrlich die Bedingungen der Massen zu verbessern. Aber er war kein Marxist und hat nicht konsequent mit dem Kapitalismus gebrochen. So hat er nur einen Teil der Industrie verstaatlicht und den bürgerlichen Staat intakt gelassen. Schlussendlich endete der Versuch, nur eine halbe Revolution zu machen, in Konterrevolution, Armut und Elend für die Massen bis heute. Was Chavez fehlte, war die Entschlossenheit und Konsequenz des Marxismus und eine erfahrene Kaderpartei, deren Kern man vor den grossen Ereignissen aufbauen muss .
Bei allen Referaten und Diskussionen kam heraus: Wir brauchen eine lebendige, allumfassende Weltanschauung, eine fundamental eigene Denkweise, die sich von allen anderen oberflächlichen Erklärungen unterscheidet.
Deshalb erklärte Jannick im Plenum zur Dialektik am Samstagabend: «Für den Alltag reicht die formale Logik, aber für komplexere Zusammenhänge und Aufgaben brauchen wir eine höhere, komplexere Methode – die Methode der Dialektik.» Die Dialektik stellt eine Methode dar, mit der wir die Welt in ihrer Lebendigkeit und Flüssigkeit verstehen können. Nur mit dieser wissenschaftlichen Methode kann man erklären, wie sich die Dinge aus ihren inneren Widersprüchen heraus scheinbar urplötzlich in ihr Gegenteil verwandeln.
Wir Marxisten haben auch Antworten zu Fragen über die Beziehungen zwischen den Menschen, das Verhältnis vom Mensch zur Natur, zur Frauenunterdrückung, zum Verhältnis von Gut und Böse – und last but not least zu Fragen von Kultur und Kunst. Das Atelier zu Goethes Faust, eingeleitet von Olivia, zeigte auf, wie viel man auch mithilfe von Kunstwerken über unsere Welt lernen kann.
Vielleicht das Herausragendste dieser drei Tage war der grosse Enthusiasmus für die Ideen des Marxismus bei allen Teilnehmern.
Ein Teilnehmer, der seinerseits von einem neuen Mitglied der RKP eingeladen wurde und das erste Mal bei der RKP vorbei schaute, sagte zum Beispiel: «Ich habe bereits verstanden, die Ökonomie ist die Grundlage von allem, aber ich muss das noch besser verstehen. Ich will mich tiefer mit euren Ideen auseinandersetzen!» Deshalb hat er sich das neue Buch: «Was ist Marxismus?» gekauft und will nun beitreten.
Dieser Durst nach Ideen zeigte sich auch daran, dass an unserem Bücherstand 97 verschiedene Bücher und Broschüren gekauft wurden im Wert von 2’999.- CHF. Zudem haben wir 9’348 Franken für den Parteiaufbau gesammelt.
Schlussendlich haben wir diesen genialen Bildungsevent nicht nur veranstaltet, um die Welt besser zu verstehen, sondern auch, um sie zu verändern. Darum zog Dersu Heri, politischer Sekretär der RKP, am Sonntagabend im Abschlussplenum zur Frage: «Welche Strategie für den Sieg der Revolution?» die politischen Schlussfolgerungen dieser Schule.
Die Tendenz der Geschichte bewegt sich in unsere Richtung, es gibt einen riesigen Unmut in grossen Teilen der Gesellschaft. Doch in der gesamten Linken hat niemand wirklich Vertrauen in die Kraft der Arbeiterklasse. Sie alle schauen oberflächlich auf die Weltsituation und versinken in tiefem Pessimismus.
Doch mit der marxistischen Methode können wir unter die Oberfläche schauen und sehen, wie sich gewaltige politische Ereignisse vorbereiten. Wir Revolutionäre können die Kraft der Massen nicht ersetzen, nur die Arbeiterklasse selbst kann die Revolution durchführen. Unsere Aufgabe als Kaderpartei ist es, den schmerzhaften Lernprozess der Arbeiterklasse abzukürzen.
Um jedoch in der nächsten Periode mit den Massen in einen Dialog treten zu können, müssen wir heute in allererster Linie wachsen und lernen, uns mit dem Bewusstsein der Massen zu verbinden.
In den Worten von Dersu: «Lasst uns diese Partei aufbauen, als hingen Millionen Leben davon ab – denn das tut es!»
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