Am 8. November wurde Genosse Amar Fayaz in Jamshoro, Pakistan von staatlichen Behörden verschleppt. Sein Aufenthaltsort ist noch immer unbekannt.
In Pakistan ist dies mittlerweile zu einer üblichen Praxis geworden: Aktivisten, Journalisten und andere Bürger, die sich gegen die Regierung oder ihre Massnahmen aussprechen, werden mit Hilfe von Polizei und anderen Sicherheitskräften entführt, unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und gefoltert.
Kürzlich wurde gar der Polizeichef der pakistanischen Provinz Sindh von den paramilitärischen «Sindh Rangers» und dem pakistanischen Geheimdienst entführt, wenn auch nur für einige Stunden. Der Armeechef Pakistans gab offen zu, dass dieses Verbrechen von Beamten unter seinem Kommando verübt worden ist. Bei vielen anderen Vorfällen wurden renommierte Journalisten und AktivistInnen auf ähnliche Art und Weise entführt.
Auch Aktivisten der International Marxist Tendency mussten dies in den vergangenen Monaten und Jahren schon mehrmals erleben und wurden erst nach riesigen internationalen Kampagnen wieder freigelassen. Alle wurden sie während ihrer Haft schwer gefoltert, unter anderem durch Stromschläge. Es ist möglich, dass Amar Fayaz in den letzten fünf Tagen nach seiner Entführung dasselbe durchmachen musste. Sein einziges Verbrechen: Er erhob seine Stimme für die Arbeiterklasse und forderte Gerechtigkeit für die Jugend und Arbeiter Pakistans. Er organisierte und beteiligte sich aktiv an Kampagnen gegen die Erhöhung von Studiengebühren an den Universitäten, für die Wiedereinführung der Studierendengewerkschaften und für den Sturz des blutrünstigen Systems Kapitalismus. In den Augen der herrschenden Klasse Pakistans ist das natürlich ein abscheuliches Verbrechen, und um jeden Widerstand zu zermalmen, ist ihr jedes Mittel recht.
Darüber hinaus setzte sich Amar Fayaz aktiv für die marxistische Bildung von Jugendlichen an den Universitäten der Provinz Sindh ein. Seine Übersetzung eines Buches von Alan Woods ins Sindhi wurde nun veröffentlicht und wird am 16. November vom «Hyderabad Press Club» herausgegeben. Trotz aller Drohungen und Einschüchterungsversuche wird diese Veranstaltung, wie auch Proteste zu seiner Freilassung, eifrig vorbereitet.
Bisher fanden in Karachi, Hyderabad, Nawabshah, Tharushah, Lahore, Multan, Quetta und vielen weiteren Städten Demonstrationen statt. Studierende und ArbeiterInnen in ganz Pakistan erheben ihre Stimme gegen diese staatliche Barbarei. Die Eisenbahnergewerkschaft Mehnat Kash hat ebenfalls eine Forderung publik gemacht und gegen seine Entführung protestiert. Genosse Ehsan Ali, ein Anwalt aus Hunza in der Provinz Gilgit-Baltistan veröffentlichte eine Videobotschaft als Aufruf für die Freilassung Amars. Noch viele weitere Demonstrationen werden in den nächsten Tagen folgen und von Onlineaktionen auf Social Media begleitet. Ebenfalls wurde am Obergericht Sindh ein Strafverfahren eingeleitet; allerdings lässt das kraftlose Justizsystem Pakistans kaum Hoffnung aufkommen.
Wir appellieren an die ArbeiterInnen auf der ganzen Welt, gegen die Brutalität und Barbarei in Pakistan zu protestieren und die unmittelbare Freilassung von Amar Fayaz zu fordern. Sollte er ein Verbrechen begangen haben, muss es ordentlich vor Gericht gezogen werden. Solidarische ArbeiterInnen können Briefe an die Regierung Pakistans schreiben, die nachfolgende Petition unterzeichnen und diese beispielsweise an ihren Gewerkschaftsversammlungen vorlegen. Sie können Treffen mit FreundInnen und GenossInnen veranstalten, um über die Brutalität des pakistanischen Staates und seine Verbrechen gegen seine eigenen BürgerInnen zu diskutieren. Vor allem aber können sie Demonstrationen gegen diese Barbarei vor den Konsulaten und Botschaften Pakistans veranstalten.
Wenn wir an einem Strick ziehen, dürfen wir darauf hoffen, dass wir das Leben unseres Genossen retten können und versichern, dass er das Schicksal von hunderten von «vermissten» Leuten in Pakistan, die entweder nach ihrer Entführung ermordet worden sind oder nach Monaten und Jahren noch immer in unmenschlicher Haft der Sicherheitskräfte Pakistans schmachten, nicht teilen wird.
Lang lebe die Solidarität der Arbeiterklasse!
Amar Fayaz muss freigelassen werden!
Wir organisieren in den nächsten Tagen eine Protestaktion vor der pakistanischen Botschaft, um dem Botschaften diesen Brief persönlich zu übergeben. Falls du bereit bist, den Protestbrief zu unterschreiben und damit der Forderung nach der Freilassung von Amar Fayaz Gewicht zu geben, schick uns eine Nachricht hier.
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