Der 77-jähige Dimitris Christoulas, ein pensionierter Apotheker, beging am Mittwoch, den 4. April, am Syntagma Platz in Athen Selbstmord. Er hinterliess einen Abschiedsbrief, in dem er seine Beweggründe erklärt. Sein Selbstmord ist nur ein weiterer tragischer Ausdruck für die soziale Misere, die sich in Griechenland im Zuge der kapitalistischen Krise weiter verschärft.
Der Abschiedsbrief spricht für sich selbst:
„Die Besatzungsregierung von Tsolakoglou vernichtete buchstäblich jegliche Möglichkeit für mich zum Überleben, das von einer bescheidenen Pension abhängig war, in die ich persönlich 35 Jahre lang (ohne irgendwelchen staatlichen Zuschuss) eingezahlt habe.
Mein Alter gibt mir nicht die Möglichkeit einer starken Reaktion (damit schliesse ich jedoch nicht aus, dass wenn ein Grieche eine Kalaschnikow in die Hand nehmen würde, ich nicht der zweite wäre [der eine in die Hand nimmt]). Ich sehe keine andere Lösung als jene eines würdevollen Endes, bevor ich anfangen muss im Müll nach Essen zu suchen.
Ich glaube, dass eines Tages die ‚Jugend ohne Zukunft’ Waffen in die Hand nehmen wird und die nationalen Verräter mit dem Kopf nach unten am Syntagma Platz aufhängen wird, so wie die Italiener es mit Mussolini 1945 am Piazza Loreto in Mailand gemacht haben.“
Tsolakoglou war ein griechischer Militäroffizier und wurde erster Primierminister der griechischen Kollaborationsregierung während der Besetzung der Achsenmächte in den Jahre 1941-1942.
Bis 1994 führte Christoulas eine Apotheke im Zentrum von Athen. Danach ging er in den Ruhestand. Er war ein aktives Mitglied der „Ich zahle nicht“-Bewegung.
Als Teil der brutalen Sparmassnahmen, die der griechischen Bevölkerung auferlegt wurden um die Schuldenrückzahlung an die Banken und die kapitalistischen Investoren zu gewährleisten, wurden seit dem Jahresbeginn 2010 die Pensionen im Durchschnitt um 15 % gekürzt. Pensionen von über 1.200 Euro wurden um 20 % gekürzt.
Die Nachrichten, welche an den Bäumen neben dem Ort, an dem er sich umbrachte, angebracht waren sprechen eine klare und scharfe Botschaft: „Austerität tötet“, „Es war kein Selbstmord, es war Mord“.
Gestern fanden Proteste aufgrund dieses Vorfalles in ganz Griechenland und am Syntagma Platz in Athen statt, die mit brutaler Repression seitens der Riot-Polizei beantwortet wurden. Zwei Journalisten, die sich als solche ausgewiesen haben, wurden zusammengeschlagen.
Nach Angaben des Arbeitsministeriums ist die Zahl der Selbstmorde seit dem Beginn der Wirtschaftskrise um 40 % gestiegen. Hauptsächlich davon betroffen sind ruinierte Menschen aus der Mittelschicht und Kleinunternehmer, aber auch etliche ArbeiterInnen.
Es ist Zeit der Diktatur der Märkte ein Ende zu bereiten! Ein Gesellschaftssystem, das der Bevölkerung kein menschenwürdiges Leben ermöglicht, gehört auf den Misthaufen der Geschichte.
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