Seit einigen Tagen ging es mir überhaupt nicht gut. Ich bin 55 Jahre alt. Wie viele Arbeitnehmer habe ich nach langen Jahren des Arbeitsstresses Probleme mit Bluthochdruck. Seit etwa zehn Jahren nehme ich ein Medikamente und auch so bin ich immer am Limit. Vor Kurzem ging ich in an eine Ortsgruppensitzung und war sehr erfreut: Nach neun Stunden entfremdender Arbeit kann ich meine Energie einsetzen, um die Welt zu verändern. Ironischerweise war diese positive Aufregung der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es war nichts Ernstes, aber ich musste meine Ärztin aufsuchen. Sie war erstaunt, dass mein Blutdruck so stark angestiegen war, und fragte mich, ob sich in meinem Leben etwas geändert habe. Ich antwortete ihr, dass ich Kommunist geworden sei. Seitdem sei mein Hass auf dieses verkommene System nur noch grösser geworden, wegen jeder Katastrophe, die es verursacht: Genozid, Sparmassnahmen, Klima. Und dass das Kommunisten-Dasein fast meine gesamte Freizeit in Anspruch nahm.

Ich holte die aktuelle Ausgabe der Zeitung heraus und zeigte ihr die Artikel über die Initiative für eine Prämienobergrenze (sie war angewidert von den Statistiken darüber, wie viele Menschen auf eine Behandlung verzichten, weil sie kein Geld haben), die anderen beiden Artikel über den Zustand des Gesundheitssystems und die Aussagen in unserem Manifest von den Leiter der kinderpsychiatrischen Dienste von Zürich und St. Gallen. Ich liess ihr die Zeitung da (es war meine Ausgabe, ganz zerknüllt, ich fühlte mich schlecht, sie ihr zu verkaufen) und ich glaube wirklich, dass sie sie lesen würde. Sie sagte mir: „Wissen Sie, ich habe mehrere Patienten, deren Kinder ein Klima-Stress-Syndrom haben, und das ist überhaupt nicht normal.“ Ein Arztbesuch ist kurz, aber selbst in solchen Situationen sind die Zeitung und der Mut, sie herauszubringen, unsere beste Waffe, um zu zeigen, dass es eine realistische Alternative zu diesem kapitalistischen System gibt, wo nur der Profit regiert, und diese Alternative heisst Kommunismus.