Von Bundesarchiv, Bild 102-11543 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Link
Die spanische Gesellschaft befand sich in den 30ern in einer tiefen Krise. Der Agrarsektor, der etwa die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmachte, war einer der unproduktivsten in Europa. Die zunehmenden sozialen Konflikte Anfang der Dreißiger Jahre verschärften diese Krise weiter. 1931 wurde der Diktator Primo de Rivera gestürzt und die Republik ausgerufen, Anfang ‘36 gewann der Frente Popular die Wahlen.
Zwar ordneten sich die ArbeiterInnenparteien im Frente Popular der bürgerlichen Minderheit unter, doch die ArbeiterInnen, Bauern und Bäuerinnen warteten nach dem Sieg “ihrer” Partei nicht mehr auf die Regierung. Die andauernde Welle von Streiks und Landbesetzungen nahm enorm an Fahrt auf, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen wurden erkämpft. Für die Herrschenden war das eine existenzielle Bedrohung. Solche Verbesserungen waren in der damaligen Situation des Kapitalismus nicht mit ihrem Profitinteresse vereinbar.
Frente Popular – Koalition aus PSOE/UGT, POUM, den Stalinisten und mehreren kleinen bürgerlich-republikanischen Parteien.
CNT – ‹Confederación Nacional del Trabajo›; Anarchistische Gewerkschaft, die vor allem in Katalonien und Andalusien einen großen Teil der Arbeiterschaft und der LandarbeiterInnen organisierte. Die Sektionen der CNT verfolgten keine einheitliche Politik. Wärend Teile einen äusserst fortschrittlichen Kurs verfolgten und ausschlaggebend für die Gründung der revolutionären Komitees waren, ordnete sich ein großer Teil ihrer Führung offen der bürgerlichen Regierung unter.
UGT – ‹Unión General de Trabajadores›; Mit der Sozialistischen Partei PSOE verbundene Gewerkschaft
POUM – ‹Partido Obrero de Unificación Marxista› Teile der POUM verfolgten einen revolutionären Kurs während andere sich der Regierung unterordneten.
PSUC – Kommunistische Partei Kataloniens, ordnete sich entsprechend den Vorgaben Moskaus bedingungslos der Regierung unter.
PSOE – ‹Partido Socialista Obrero Español›; Sozialistische Partei, hatte mehrere Flügel. Caballero repräsentierte den Linken, die UGT und die Jugendorganisation, Indalecio Prieto den Rechten und die Parteibürokratie.
Ausserdem war es eine Frage der Zeit, bis sich die Massen radikaleren Positionen zuwenden und Azañas Regierung den letzten Rest Unterstützung entziehen würden. Für große Teile der herrschenden Klasse bestand in dieser Situation die einzige Lösung in der Vernichtung der ArbeiterInnenbewegung. Spanien war zu diesem Zeitpunkt reif für eine Revolution. Ohne Zutun ihrer Parteien führten die Bauern und Bäuerinnen Kollektivierungen des Großgrundbesitzes durch. Die Kontrolle der Kapitalisten in den Fabriken wankte. Hätten die Organisationen der ArbeiterInnenbewegung Azaña die Unterstützung verweigert und die Revolution angeführt, wäre eine sozialistische Transformation der Gesellschaft möglich gewesen.
Die Regierung führte kaum die notwendigsten Reformen durch. Das größte Verbrechen der Republik bestand vermutlich in ihrer Politik, die Armee in den Händen der Offiziere aus der Zeit der Monarchie und der Diktatur zu belassen. Wäre die Armee der demokratischen Kontrolle der Soldaten unterstellt worden, wäre Francos Aufstand nie möglich gewesen. Stattdessen betonte die Regierung die Loyalität der Offiziere, während diese unbehelligt den Komplott organisierten.
Als General Franco in Marokko seinen Aufstand verkündete, versuchte Azaña diese Nachricht zu vertuschen. Er wusste, dass die ArbeiterInnenbewegung auf einen solchen Angriff auf die Republik mit einem Griff zu den Waffen antworten würde und die Regierung die Kontrolle verlieren würde.
Als im Juli 1936 die überwiegende Mehrheit der Armee Franco Treue zusicherte und die Führung der Republik sich weigerte, Maßnahmen zu ergreifen, verhinderten die ArbeiterInnen eine Machtübernahme durch die Faschisten. Ausgerüstet mit den mangelhaften, alten Waffenbeständen und ihren blossen Händen – die Regierung weigerte sich, Waffen auszugeben – errichteten die Massen Barrikaden um die Kasernen.
Der Aufstand der Faschisten scheiterte in grossen Teilen des Landes. Soldaten weigerten sich, auf die Menschen hinter den Barrikaden zu schiessen. Am 19. Juli wurden die Kasernen in Barcelona gestürmt. Wenige Tage später befand sich der Großteil Kataloniens unter Kontrolle der ArbeiterInnen. Ähnliches wiederholte sich in Madrid, Malaga und einer Vielzahl anderer Städte.
ArbeiterInnenkomitees, die hauptsächlich von der anarchistischen Gewerkschaft CNT, der sozialistischen Gewerkschaft UGT und der zentristischen POUM organisiert wurden, ersetzten die Regierungsinstitutionen und übernahmen den Transport und die Verteilung von Gütern. Komitees übernahmen die Kontrolle in den Fabriken. In Katalonien bildete sich das beispielhafte ‹Zentralkomitee der Antifaschistischen Milizen Kataloniens›. Von seinen fünfzehn Mitgliedern waren fünf Anarchisten von der CNT, drei von der UGT, je eines von der POUM und der PSUC und vier von den bürgerlichen Parteien.
Während der Monate seiner Existenz führte das Komitee mehrere erfolgreiche Kampagnen gegen die faschistisch besetzten Regionen durch. Die Milizen marschierten als eine Armee der sozialen Befreiung nach Aragon. In den eroberten Gebieten wurde das Land kollektiviert, die wenigen Fabriken besetzt und die Produktion und Verteilung von Komitees der Bauern und Bäuerinnen und der ArbeiterInnen übernommen.
Spanien befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Situation, in der die reale Macht in weiten Teilen in den Händen der revolutionären Komitees lag. Dennoch existierte die bürgerliche Regierung, zwar ohne unmittelbare politische Macht, aber mit Unterstützung eines Teils der Führung der Organisationen der ArbeiterInnen. Die unmittelbar nächste Aufgabe wäre eine Vereinigung der Komitees unter einem zentralen, demokratisch legitimierten Rat gewesen, der eine Regierung des revolutionären Spaniens hätte darstellen können. Jedoch existierte keine politische Kraft, die zur Bildung eines solchen Rates – und damit letztlich zum Sturz der Regierung von Azaña – aufrief.
Die Führung der PSOE und StalinistInnen setzten stattdessen ihre opportunistische Politik fort und unterstützten die bürgerliche Regierung. Die AnarchistInnen der CNT hingegen hielten eine Vereinigung der revolutionären Kräfte nicht für notwendig. Sie hielten die Frage des Staates letztlich für nebensächlich – was Einzelne ihrer VertreterInnen nicht davon abhielt, an Azañas Koalition teilzunehmen und die Revolution schlussendlich zu verraten. Dieses Versäumnis erlaubte letztendlich die schrittweise Restauration des bürgerlichen Staates und die damit verbundene Beendigung der revolutionären Offensive.
Felix Mittelberger
Juso Winterthur
Frente Popular
Koalition aus PSOE/UGT, POUM, den Stalinisten und mehreren kleinen bürgerlich-republikanischen Parteien.
CNT
‹Confederación Nacional del Trabajo›; Anarchistische Gewerkschaft, die vor allem in Katalonien und Andalusien einen großen Teil der Arbeiterschaft und der LandarbeiterInnen organisierte. Die Sektionen der CNT verfolgten keine einheitliche Politik. Wärend Teile einen äusserst fortschrittlichen Kurs verfolgten und ausschlaggebend für die Gründung der revolutionären Komitees waren, ordnete sich ein großer Teil ihrer Führung offen der bürgerlichen Regierung unter.
UGT
‹Unión General de Trabajadores›; Mit der Sozialistischen Partei PSOE verbundene Gewerkschaft
POUM
‹Partido Obrero de Unificación Marxista›; Teile der POUM verfolgten einen revolutionären Kurs während andere sich der Regierung unterordneten.
PSUC
Kommunistische Partei Kataloniens, ordnete sich entsprechend den Vorgaben Moskaus bedingungslos der Regierung unter.
PSOE
‹Partido Socialista Obrero Español›; Sozialistische Partei, hatte mehrere Flügel. Caballero repräsentierte den Linken, die UGT und die Jugendorganisation, Indalecio Prieto den Rechten und die Parteibürokratie.
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