Mit Syngenta, Bayer und BASF haben grosse Profiteure des Agrobusiness einen Sitz in Basel. Weil diese eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen, gibt es Proteste. Wie können wir sie bekämpfen und was muss unsere Alternative sein?
Am 18. Mai findet in Basel und vielen anderen Städten auf der ganzen Welt der «March against Bayer & Syngenta» statt. Die Demonstrationen richten sich gegen die industrielle Landwirtschaft und das moderne Agrobusiness. Diese sind alles andere als nachhaltig und stellen eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar.
Nehmen wir beispielsweise die Syngenta, welche ihren Hauptsitz in Basel hat. Sie produziert hochgiftige Pestizide und Herbizide. Arbeitende müssen diese oft ohne angemessene Schutzkleidung anwenden, was für sie schwerwiegende Folgen hat. Unter dem Einsatz solcher Pestizide leiden auch Lebewesen, die im Stoffwechsel der Natur eine wichtige Rolle spielen. So sind Syngentas Neonikotinoide neben anderen Mitverursacher des Bienensterbens.
Auf ihrer Webseite fordern die OrganisatorInnen der Demonstration daher den Stopp von Pestiziden und von Patenten auf Saatgut sowie Agrogentechnik. Sie rufen zum Kampf gegen die «Diktatur der Konzerne» und die «Unterwerfung der Ernährung unter die Profitlogik» auf. Den Kampf gegen die schädlichen Folgen, welche die heutigen Landwirtschaftskonzerne mit sich bringen, unterstützen wir voll und ganz. Die Vorstellungen der OrganisatorInnen der Bewegung, zur «kleinbäuerlichen Landwirtschaft» zurückzukehren, halten wir jedoch für falsch. Um die Probleme wirklich bekämpfen zu können, müssen wir die Logik begreifen, nach der die Agromultis funktionieren.
Profitmaximierung ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt
Das Ziel der kapitalistischen Landwirtschaft ist nicht die Bedürfnisbefriedigung, also die Ernährung der Menschheit oder die Erhaltung der Natur. Die Konzerne müssen in erster Linie die Interessen ihrer AktionärInnen erfüllen. Die Firmen stellen zwar Saatgut, Dünger, Pestizide und Herbizide her, mit denen die Bäuerinnen und Bauern einen höheren Ertrag erzielen. Doch gleichzeitig schadet ihr Einsatz unserer Gesundheit, tötet Tiere und Insekten und reduziert die Artenvielfalt.
Diese negativen Auswirkungen reden die Konzerne klein und versuchen sie zu vertuschen. Die KapitalistInnen interessiert nur die kurzfristige Gewinnmarge, die ihre Unternehmen erzielen. Ein wirkliches Interesse an der Artenvielfalt oder der Umweltverträglichkeit können sie nicht haben: zu gering wäre ihre Ausbeute. Auch grossflächig angewandte Gesundheits- und Sicherheitsmassnahmen für die ArbeiterInnen wären mit enormen Kosten verbunden. Beides würde nur die Gewinne reduzieren und somit die Erwartung der InvestorInnen enttäuschen.
Die Konkurrenz zwischen den einzelnen Unternehmen und der damit zusammenhängende Zwang, die Profite zu maximieren, führt zu einer Anhäufung des Gesamtkapitals in immer weniger Einheiten. Die Fusion von Dow und DuPont, die Übernahme von Syngenta durch ChemChina sowie jene von Monsanto durch Bayer haben zur Folge, dass heute nur drei Agrokonzerne weltweit 61% des Saatgutmarktes und 65% des Pestizidmarktes kontrollieren. Dadurch können sie sowohl die Produktion wie auch die Verteilung der Ressourcen und Güter weltweit zentralisiert planen und Doppelspurigkeiten vermeiden.
Welche Alternative soll es sein?
Angesichts der Praktiken dieser multinationalen Konzerne sehnen sich viele nach «den guten alten Zeiten», der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, die ökologischer und vielfältiger war. Doch wir können und wollen das Rad der Zeit nicht einfach zurückdrehen. Wir müssen uns fragen, wie wir die von den Riesenunternehmen erzielten Fortschritte nutzen können, um die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die natürliche Grundlage zu untergraben.
Ihre weltweit zentralisierte Planung der Produktion und der Verteilung stellt genauso einen Fortschritt dar wie das Aufkommen der modernen Maschinen und Werkzeuge. Nur die kapitalistischen Produktionsverhältnisse verhindern, dass diese Errungenschaften so eingesetzt werden, dass mit weniger Aufwand und grösserer Effizienz unsere Bedürfnisse befriedigt werden. Doch die Landflächen und Maschinen werden von einigen wenigen Agromultis kontrolliert. Sie optimieren ihre Abläufe und forschen, wie sie maximale Profite erzielen können. Daher sollten wir diese multinationalen Konzerne nicht einfach zerschlagen und zu einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft zurückkehren – was ohnehin nicht möglich ist. Vielmehr sollte wir dafür kämpfen, die Unternehmen den KapitalistInnen und ihren Profitinteressen zu entreissen und unter demokratische gesellschaftliche Kontrolle stellen. Die KapitalistInnen müssen enteignet werden.
Nur wenn wir demokratisch darüber bestimmen können, was wir wie produzieren und wie wir die Ergebnisse verteilen, können wir unsere Bedürfnisbefriedigung sicherstellen. Ob dann noch Pestizide und Herbizide eingesetzt werden oder wie was in welcher Grösse angepflanzt werden soll, wollen wir nicht beurteilen. Doch der langfristige Erhalt der Natur stellt für uns genauso ein Bedürfnis dar wie unsere Ernährung.
Die in kapitalistischen Unternehmen bereits vorhandene Zentralisierung und Planung muss dabei ausgebaut, nicht zurückgenommen werden: Die jetzt einzelnen, konkurrierenden Unternehmen müssen unter einem zentralen Plan zusammengefasst werden. Die zentrale Planung von Produktion und Verteilung, schlussendlich der Gesamtproduktion, zudem demokratische Kontrolle und Leitung durch die unmittelbaren ProduzentInnen hat einen Namen: sozialistische Planwirtschaft. Nur so ist eine moderne ökologische und nachhaltige Landwirtschaft möglich.
Jan F.
JUSO Basel-Stadt
Bild: March against Bayer & Syngenta 2018
© Frantisek Matous
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