Wir leben in einer dramatischen Periode der Weltgeschichte. In vielerlei Hinsicht ist sie wirklich einzigartig. Die Strategen des Kapitals sind sich dessen wohl bewusst. Wie üblich gelangen die Klügeren unter ihnen zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie die Marxisten, wenngleich etwas später und ohne die Probleme, die sie beschreiben, wirklich dem Wesen nach erfassen oder lösen zu können. Larry Summers, ein US-amerikanischer Ökonom, der von 1999 bis 2000 das Amt des 71. Finanzministers der USA bekleidete, ist ein gutes Beispiel dafür. Er beschrieb den Zustand der Weltwirtschaft folgendermaßen. „Ich kann mich an frühere Momente erinnern, die für die Weltwirtschaft ebenso schwerwiegend oder sogar noch schwerwiegender waren, aber ich kann mich nicht an Momente erinnern, in denen es so viele verschiedene Aspekte und so viele gegenläufige Tendenzen gab wie jetzt.“ „Schauen Sie sich an, was in der Welt vor sich geht: Ein sehr gravierendes Inflationsproblem in weiten Teilen der Welt und sicherlich im Großteil der Industrienationen ; eine bedeutende geldpolitische Straffung, die im Gange ist; ein enormer Energieschock, insbesondere in der europäischen Wirtschaft, der natürlich sowohl ein realer Schock als auch ein Inflationsschock ist; wachsende Besorgnis über die chinesische Politik und die chinesische Wirtschaftsleistung, und in der Tat auch Besorgnis über die Absichten des Landes gegenüber Taiwan; und dann natürlich der anhaltende Krieg in der Ukraine.“ (Financial Times, 6. Oktober 2022). Diese Zeilen sind eine treffende Beschreibung der gegenwärtigen Lage, die sich seit ihrer Niederschrift nicht wesentlich verändert hat. Es ließen sich nach Belieben Beispiele anführen, die alle eine allgemeine Stimmung von Pessimismus und Verzweiflung ausdrücken, die die Strategen des Kapitals erfasst hat. Sie sehen die drohende Katastrophe und sind sich völlig unklar darüber, wie sie zu vermeiden ist. Es wäre in der Tat eine sinnlose Übung, bei den bürgerlichen Ökonomen nach irgendeiner Art von Erklärung zu suchen. Sie konnten weder einen Wirtschaftseinbruch noch einen Boom vorhersagen. Sie haben die Vergangenheit nie verstanden, wie könnten sie also die Gegenwart oder gar die Zukunft verstehen? In der gegenwärtigen Lage gelangt man nur mit der Methode des dialektischen Denkens, der Methode des Marxismus, zu einer vernünftigen Einsicht. Das verschafft uns einen gewaltigen Vorteil, der uns von jeder anderen politischen Strömung in der Gesellschaft unterscheidet. Das macht uns aus. Tatsächlich haben wir nur deswegen das Recht, als klar abgegrenzte und eigenständige Strömung in der Arbeiterbewegung zu existieren.
Arbeiterbewegung — von Martin Kohler, Bern — 10. 10. 2024
Nah-Ost — von Revolutionäre Kommunistische Internationale (RKI) — 09. 10. 2024