Vergangenen Samstag (12.9.2015) wurde in Bern hauptsächlich von der kurdischen Gemeinde gegen eine Demonstration der türkischen Nationalisten und Faschisten mobilisiert. Die KurdInnen und Antifaschisten besetzen ab 12 Uhr den Helvetiaplatz, auf welchem sich um 14 Uhr die Nationalisten sammeln wollten.
Es fanden sich am Mittag mindestens 400 DemonstrantInnen auf dem Helvetiaplatz ein. Sie wollten den Aufmarsch der türkischen Faschisten, Anhänger der rassistischen Grauen Wölfe, der nationalistischen MHP und der Regierungspartei AKP verhindern.
In der Türkei sind es genau diese Kräfte, die bei ihren Aufmärschen fordern: „Wir wollen keine Verhaftungen, wir wollen Massaker“ [an kurdischen linken Oppositionellen]. Es sind genau auch diese Kräfte, die Büros und die Zentrale der HDP (Demokratische Partei der Völker, türkisch/kurdische links Partei) sowie das Büro der Erdogan-kritischen und sich selbst als „liberal-konservativ“ bezeichnenden Zeitung „Hürriyet“ angegriffen haben. Wenn nun der Sprecher der AKP-nahen „Union für türkische Demokraten in Europa“ (UETD), welche die Demonstration organisiert hat, gegenüber der Zeitung 20 Minuten behautet, sie seien keine türkischen Nationalisten, ist dies blanker Hohn. Laut ihm sei ihre Demonstration gegen den Terrorismus und den aktuellen Kurdenkonflikt gerichtet gewesen. Wer jedoch auch nur ein wenig die Ereignisse in der Türkei verfolgt, weiss, dass ihre „Lösung“ des Problem bereits von Erdogan umgesetzt wird. Was sie wollten, ist internationale Unterstützung für den Krieg der türkischen Armee gegen das kurdische Volk zeigen.
Ein Beispiel dafür, was in der Türkei geschieht, ist das Vorgehen der Armee gegen die Orte und Städte im kurdisch geprägten Südosten des Landes, welche Ende August ihre Selbstverwaltung erklärten und sich vom türkischen Staat lossagten. Die Stadt Cizre wurde für neun Tage vom Militär belagert, eine Ausgangssperre wurde verhängt und sie wurde von der Aussenwelt abgeschnitten. Doch die Bevölkerung konnte die Besetzung am Morgen des 12. Septembers überwinden.
Zurück nach Bern, wo die Unterstützer der Politik Erdogans und jene, die sie für zu moderat halten, aufmarschieren wollten. Nach einer Weile des Ausharrens der DemonstrantInnen auf dem Helvetiaplatz wurde die Versammlung für illegal erklärt, die Demonstration wurde jedoch nicht aufgelöst. Allerdings kam es zu Provokationen durch Faschisten. Die Polizei begann den Platz daraufhin zu räumen, vermutlich damit sich die friedfertigen „Nicht-Nationalisten“ sammeln konnten. Die Polizei setzte dabei Pfefferspray, Gummischrot und Tränengas ein. Der Hauptteil der Demonstration wurde so über die Kirchenfeldbrücke bis zum Casinoplatz geschrotet und gepfeffert. Einige der Demonstrierenden gingen jedoch auf der Seite der Brücken die Treppen hinunter, wo sie mit Faschisten zusammenstiessen. Dies ist auch der Ort, wo das Attentat geschah. Ein Faschist überfuhr mehrere Personen (Video). Im Anschluss kam es zu weiteren Auseinandersetzungen kurdischer DemonstrantInnen und Faschisten sowie der sichtlich überforderten Polizei. Ohne deren planlosen Einsatz es beispielsweise nie zu dem schrecklichen Angriff auf unsere kurdischen GenossInnen gekommen wäre.
Dies war jedoch nicht der einzige Angriff der türkischen Faschisten mit Mordabsichten. In Hannover wurde ein 26-jähriger Kurde mit einem Messer schwer am Hals verletzt. Der Mann hat den Angriff glücklicherweise überlebt. Zudem kam es in verschiedenen weiteren Stäten, hautsächlich in Deutschland, zu weiteren Angriffen auf Demonstrationen der KurdInnen sowie zu Auseinandersetzungen zwischen faschistischen Türken und KurdInnen.
Der kriegerischen und menschenverachtenden Politik Erdogans und seinen Anhängern muss nicht nur in der Türkei und Kurdistan entschieden entgegengetreten werden, sondern überall, wo sie auftritt. Kein Platz den Faschisten!
Wir, die marxistische Strömung der Funke, unterstützen von Beginn an den Kampfe für die Selbstbestimmung des kurdischen Volkes, die Verteidigung Kobanes sowie den Kampf der HDP. Auch in der Schweiz stehen wir Schulter an Schulter mit dem kurdischen Volk und der türkischen Linken gegen die Faschisten – sei in deren Pass nun ein weisses Kreuz oder ein Halbmond und Stern auf rotem Grund.
Schulter an Schulter gegen die Faschisten, gemeinsamen Kampf für den Sozialismus kämpfen!
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