Die marxistische Strömung der Funke ging auch an diesem ersten Mai in der ganzen Schweiz auf die Strasse. Hier einige illustrierte Berichte.

Winterthur
UnbenanntDieses Jahr war es zum ersten Mal möglich, am Hauptbahnhof Winterthur zu mobilisieren. Es gelang den GenossInnenerstmals, ein 10 Quadratmeter grosses Transparent mit der Aufschrift „Widerstand gegen Sparpakete aufbauen – Heraus zum 1. Mai“ mit einer grossen Anzahl Heliumballons unter das Glasdach steigen zu lassen. Dieses hing für mehrere Stunden und wurde von einer grossen Anzahl Pendlern und Passanten gesehen.

Etwa 500 Leute nahmen an Kundgebung und Demonstration teil. Die GenossInnen von der Juso, der Unia Jugend, Funke-UnterstützerInnen und KantischülerInnen versammelten sich um 11:00 am Neumarkt, wo verschiedene Vertreter der ArbeiterInnenorganisationen Reden hielten, unter anderem auch ein Genosse vom Vorstand der Juso Winterthur.

Danach zog die Demonstration unter Konfettiregen und Rauchkörper um die Altstadt und zur Reithalle hin. Die GenossInnen der Juso Winterthur und des Funkes hatten die Möglichkeit, einen Literaturstand aufzubauen. Über 70 Zeitungen und etliche Bücher und Broschüren wurden gekauft und es entstanden spannende Diskussionen.

Genf: Einheit macht gute Laune
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Regen, Kälte und ein verzögerter Start, verursacht durch angespannt verängstigte Polizisten. Auf den ersten Blick suboptimal scheinende, äussere Bedingungen wurden am diesjährigen ersten Mai in Genf zu Elementen des Zusammenhalts. Slogans wie „météo nationale, météo du capital“ sorgten für eine humorvoll vereinende Stimmung der vorwiegend antikapitalistischen Gruppierungen in den trübgrauen Strassen der Calvinstadt.

Friedlich und doch lautstark entschlossen marschierte der rote Tross von rund 2000 Demonstrantinnen und Demonstranten in Richtung Parc des Bastions, wo mit kurdischen Tänzen und portugiesisch zubereitenden Sardinen der Zusammenhalt der ArbeiterInnenklasse bildlich gelebt wurde.

Versuche von Machtdemonstration der staatlichen Hüter der kapitalistischen Ordnung in Form von Durchsuchungen und Behinderungen des Marsches verkamen in dieser solidarischen Massenbewegung zu einer wirkungslosen Randnotiz. „L’étincelle“ trug mit zehn hochmotivierten UnterstützerInnen und gut 60 verkauften Zeitungen ihren Teil dazu bei.

Bern: gute Diskussion trotz Regen
Am Morgen formierten sich mehrere hundert Menschen in der Kramgasse zur traditionellen 1. Mai Demonstration. Diese führte auf den Bundesplatz, wo verschiedenste Reden gehalten wurden. Auf dem Bundesplatz selber, führten die lokalen Funke-UnterstützerInnen einen grossen Bücherstand. Leider gingen sehr viele Menschen, wegen dem nasskalten Wetter, relativ schnell wieder nach Hause. Eine Diskussionsveranstaltung in einem Zelt auf dem Bundesplatz, die von uns, der Juso, der Unia Jugend und weiteren Organisationen organisiert wurde, war dennoch sehr gut besucht. Folgende Thesen wurden diskutiert:

Bern
Diskussion mit Rapper Tommy Vercetty in Bern

Im Kapitalismus zählen nicht in erster Linie die Bedürfnisse der Menschen, es zählt nur der Profit. Was gebrauchtwird, muss als Ware gekauft werden: zu einem Preis, der dem/der Kapitalist_in ausreichend Profit einbringt. Die Menschen können ihre Bedürfnisse nur befriedigen, wenn sie dazu genügend Geld haben.

Um zu überleben, muss der grösste Teil der Menschen seine Arbeitskraft auf dem „Arbeitsmarkt“ an eine_n Kapitalist_in verkaufen – er ist lohnabhängig. Damit sich das für den_die Kapitalist_in lohnt, muss die lohnabhängige Person durch ihre Arbeit mehr Wert erschaffen, als ihre Arbeitskraft kostet (Lohn).

Eigentum bedeutet Ausschluss. Alles produzierte gehört dem/der rechtlichen Eigentümer_in und wird dem Rest der Gesellschaft erst einmal entzogen. Alle Lohnabhängigen erschaffen durch ihre Arbeit gemeinsam den Reichtum der Gesellschaft. Dieser Reichtum wird aber privat von den Kapitalist_innen angeeignet! Dies geschieht, weil diese über das Eigentum an Produktionsmittel (Maschinen, Patente etc.) verfügt.

Insgesamt konnten wir am ersten Mai in Bern rund 80 Funke Zeitungen und eine ganze Menge Bücher verkaufen. Die Broschüre zur Flüchtlingsfrage und insbesondere das Kapital von Karl Marx waren sehr beliebt.

Der 1. Mai in Thun
IMG-20160504-WA0016An der 1. Mai Demonstration und 1. Mai Fest in Thun nahmen etwa 200-400 Menschen teil. Der Funke war dabei erstmals mit einem grossen Bücherstand präsent. Dabei konnten wir rund 50 Zeitungen und verschiedenste Bücher verkaufen. Das Fest löste sich dann am späteren Nachmittag, wegen des Wetterumschwunges, relativ rasch auf.

Die Feier in Baselland
Auch in Liestal trafen sich am Sonntag gut 150 GewerkschafterInnen, SP und JungsozialistInnen zur traditionellen 1. Mai-Demonstration des Gewerkschaftsbunds Baselland. Die Zahl der Teilnehmenden war damit geringfügig kleiner als in den letzten Jahren, sicher auch wegen des schlechten Wetters.

facebook_1462197162287Die Demonstration verlief sehr positiv: In früheren Jahren beschränkte sich diese auf ein stilles Abschreiten der Route. Dieses Jahr jedoch machte sich die JUSO BL die Kundgebung lautstark mit Slogans gegen Sparpakete und Bildungsabbau bemerkbar. Auch GenossInnen der marxistischen Strömung nahmen aktiv an der Demonstration teil. Im Anschluss an die Kundgebung ergaben sich interessante Gespräche, unter anderem um den Kurs der Sozialdemokratie in der Opposition. Dabei konnten über 40 Exemplare der 1. Mai-Ausgabe unserer Zeitung verkauft werden.

Dieses Jahr hatte die 1. Mai-Veranstaltung in Baselland nur eine beschränkte Reichweite auf die Jugendlichen, welche sich wegen der Sparmassnahmen zu politisieren beginnen. Die Kundgebung gegen die neue Sparrunde letzten September hat jedoch gezeigt, dass eigentlich ein grosses Potential vorhanden ist.

Basel-Stadt
13131219_1012769925444658_6325692114827250369_oMehr als 1000 DemonstrantInnen versammelten sich um 10 Uhr beim Messeplatz. Nebst verschiedenen Organisationen wie Ciwanên Azad, dem Aufbau, der SP und den Gewerkschaften waren auch wir im Jugendblock mit der JUSO und Jungen Grünen mit dabei. Trotz garstigem Wetter war die Stimmung kämpferisch, gutgelaunt und laut.

Der Umzug vom Messeplatz bis zum Barfüsserplatz verlief ruhiger. Vor allem der Jugendblock machte Stimmung mit Parolen und Gesängen; das Polizeiaufgebot war sehr bescheiden. Beim Barfüsserplatz angekommen, hörten wir einige Reden, welche sich inhaltlich wenig unterschieden. Von gefühlsduseligem wir-sollten-alle-menschlicher-miteinander-umgehen über dramatische Berichte bis zum Wettern gegen die SVP schwankten die meisten Redner*Innen. Ein paar Perlen, die sich davon abhoben, wurden entsprechend besser vom Publikum aufgenommen. Auch unser Genosse Michael Wepf hielt am Nachmittag vor bedeutend kleinerem Publikum eine der wenigen antikapitalistischen Reden. Um 17 Uhr wurden die meisten Zelte abgebaut und zum Schluss hörten wir eine musikalische Komikereinlage.

Solidarität statt Fremdenhass
© František Matouš