Rund 600 Schülerinnen und Schüler der öffentlichen Gymnasien von Bern und sogar einige aus Biel streikten am Dienstag, dem 24. März, von 10.30 – 12.00 Uhr, um gegen die Sparmassnahmen in der Bildung zu protestieren. Der Streik wurde von Schülerinnen und Schülern der öffentlichen Berner Gymnasien organisiert. Das Organisationskomitee bekam Unterstützung von der SUB (StudentInnenschaft der Universität Bern), dem Funke und den Schülerorganisationen der Gymnasien Neufeld und Lerbermatt.
Die Menschen waren auf dem Rathausplatz versammelt, vorne war eine Bühne für die Rednerinnen und Redner aufgestellt. Der Platz war gefüllt, es gab mehrere Transparente, etwa mit der Aufschrift „Meine Zukunft steht nicht zum Verkauf!“ oder „Es gibt nur etwas, was auf Dauer teurer ist als Bildung. Keine Bildung“, Luftballons mit der Aufschrift „Weg mit dem Sparpaket!“. Die Stimmung war gut, oft lief Musik. In kurzen Wortmeldungen von Schülerinnen und Schülern, einem Politiker und einem Vertreter der Genfer Studentengewerkschaft wurde mitgeteilt, dass mit den Sparmassnahmen die Bildung konkret gefährdet wird und dass man sich unbedingt gegen das Sparpaket wehren muss.
Bryan C., der Vertreter der Schülergewerkschaft aus Genf und Mitglied im Funke, sprach im Namen seiner Organisation Solidarität aus und erzählte von dem Kampf gegen das Sparpaket, den sie geführt hatten.
Tamara F. von der Juso Bern betonte, dass die Sparmassnahmen nicht alle Fächer gleich betreffen. Die Fächer, die am meisten leiden, sind die, die die Kreativität fördern, in denen man sich individuell entwickeln kann, nicht die, die wirtschaftlichen Nutzen versprechen. Konkret betroffen sind Fächer wie Musik, bildnerisches Gestalten, Sport, Russisch und Altgriechisch, nicht aber Physik und Anwendungen der Mathematik, Wirtschaft und Recht oder Biologie und Chemie. Das führt soweit, als dass durch einen von den Bürgerlichen vorgeschlagenen Numerus Clausus für die geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der Universität diese von weniger Studierenden belegt werden sollen. Es wäre ungerecht, wenn bei der Bildung nur noch der wirtschaftliche Nutzen zählen würde.
Zum Schluss wurde ein Positionspapier verabschiedet, das Lukas N. kurz vorstellte. Es richtet sich an die Politikerinnen und Politiker. Die Forderungen sind, dass das ganze Sparpaket zurückgenommen werden müsse und es kein neues geben dürfe. Auf die Frage, ob damit alle einverstanden seien, hoben alle auf dem Platz Anwesenden mit Begeisterung die Hand und gaben danach einen kräftigen Applaus.
Die Schülerinnen und Schüler mit dem Schwerpunktfach Musik gaben zur Abrundung ein kleines klassisches Konzert. Sie spielten eine für den Streik modifizierte Version von Mozarts kleiner Nachtmusik. Weil ein Drittel des Instrumentalunterrichts für sie entweder gestrichen wird oder selbst bezahlt werden muss, liessen sie jeden dritten Takt weg.
Dies war der erste Protest gegen die Sparmassnahmen in Bern, der von den Gymerschülern und Schülerinnen organisiert und durchgeführt wurde. Es ist jetzt nötig, an dem Thema dranzubleiben. Dass sich dies lohnt, zeigen Beispiele wie der Protest in Genf, bei dem sich darauf eine SchülerInnengewerkschaft gebildet hat, an deren Streik 4000 Personen teilgenommen haben.
Trotz der wenig unterstützenden Haltung der Rektoren, vor allem bei den Gymnasien Kirchenfeld und Neufeld, lief die Mobilisierung gut und einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die vorher noch nicht politisch engagiert waren, bekamen durch diese Demonstration Motivation, sich aktiv in einer politischen Bewegung einzubinden.
Für den Streik hat eine Schülerin das Lied „I han es Zündhölzli azündet“ umgeschrieben und vorgetragen. Das symbolische Feuer im Originaltext wurde zum Protest gegen Sparmassnahmen, der sich international ausbreitet.
Ob die bürgerlichen Politiker das Zündholz auch vom Teppich wegnehmen, um Proteste zu verhindern, wissen wir nicht aber wir werden auf jeden Fall gegen die Sparmassnahmen kämpfen!
Europa — von Emanuel Tomaselli, RKI Österreich — 16. 11. 2024
Berichte & Rezensionen — von Die Redaktion — 15. 11. 2024
Nordamerika — von der Redaktion — 13. 11. 2024
Europa — von Jack Halinski-Fitzpatrick, marxist.com — 11. 11. 2024