Der Verband der Schweizer Pharmalobby Interpharma spricht von einer «schweren Stunde». Trump stellt ihr Geschäftsmodell in Frage. Er will die Medikamentenpreise senken und das Handelsdefizit reduzieren. Im Visier sind unter anderem die Basler Monopolkonzerne Roche und Novartis. Ihnen drohen 150 % oder gar 250 % Strafzölle auf Medikamenteneinfuhren innert Jahresfrist, wenn sie nicht Preise senken und mehr Produktion in die USA verlagern. 

Deshalb erdreistet sich Interpharma jetzt, Preiserhöhungen für Medikamente in der Schweiz zu fordern. Ansonsten hätten Schweizer Pharmamultis «keine andere Wahl», als gewisse Medikamente vom Schweizer Markt zu nehmen. Roche hat bereits ein sehr wirkungsvolles Krebsmedikament vom Schweizer Markt gezogen. Schwer erkrankte Patienten stehen vor dem Nichts. Die ganze Situation enthüllt die Pharmaunternehmen als die Parasiten, die sie sind: Was zählt, ist einzig der Profit, auf Kosten der Schweizer und amerikanischen Bevölkerung.

Sind Medikamente teuer genug?

Pharmafirmen inszenieren sich als Pioniere der Wissenschaft, die zum Wohle aller arbeiten, jetzt aber durch Trump und zu tiefe Preise bedroht würden. Das ist eine Lüge. Die Pharma ist der mächtigste und auch profitabelste Zweig des Schweizer Kapitalismus: Studien zufolge werfen gewisse patentierte Medikamente eine Marge von zwischen 40 % bis 90 % ab. Davon können andere Branchen nur träumen. Novartis hat seit 2004 die Dividendenausschüttungen von 1,9 Mrd. auf 7,6 Mrd. CHF jährlich vervierfacht! Dies, obwohl die Forschungsausgaben sich bloss von 4,2 Mrd. auf 9,5 Mrd. nur etwa verdoppelt haben. Das sind fantastische Profite!

Wirtschaftliches Gewicht verleiht grosse politische Macht. Ein Drittel aller Bundesparlamentarier unterhält Beziehungen zum Gesundheitssektor; zwölf von ihnen haben einen direkten Draht zur Pharma, die gleichzeitig auch zu 86 % die Marktaufsicht Swissmedic finanziert. Das finanzielle Risiko der Forschungsarbeit wird so durch Subventionen, Fördergelder und steuerliche Erleichterungen zuverlässig «vergesellschaftet». Die Patente aus der Forschung hingegen garantieren jahrzehntelang monopolistischen – privaten – Profit und können durch kleine Modifikationen ohne medizinischen Nutzen beliebig lang verlängert werden.

Auf diese Weise realisiert die Pharma überall auf der Welt Rekordprofite auf dem Rücken der Kranken.

Trump droht der Pharma

Trumps Vorhaben bläst zum Frontalangriff auf das Erfolgsrezept von Roche und Novartis. Beide erwirtschaften über die Hälfte ihres Umsatzes in den USA. Jährlich verkaufen beide Waren im Wert von 31 Mrd. Franken in diesem Markt. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass Trump seine widersprüchlichen, populistischen Versprechen – wie tiefere Medikamentenpreise – vollständig umsetzen kann. Sein aggressiver Versuch reicht jedoch, um die Schweizer Pharma in eine äusserst missliche Lage zu bringen: Die Grösse und die Lukrativität des US-Marktes machen ihn für Big Pharma so wertvoll wie auch  unersetzbar.

Roche und Novartis versuchen, Trump zu besänftigen, und kündigen deswegen massive Investitionen in den USA an. Für die nächsten fünf Jahre versprechen Roche und Novartis insgesamt 73 Mrd. CHF. Damit sollen Medikamente für den US-Markt im Land selbst produziert werden. Bezahlen werden dafür die rund 10’000 Arbeiter der Pharmaproduktion, insbesondere im Novartis-Werk in Stein und in der Roche-Fabrik in Kaiseraugst im Aargau, von denen ein Teil ihre Stelle verlieren wird.

Die Pharma versucht, verlorene Profite auf dem US-Markt jetzt andernorts zu kompensieren. Ist es nicht mehr möglich, die amerikanische Arbeiterklasse zu schröpfen wie bis anhin, müssen die Daumenschrauben stattdessen den schweizerischen und europäischen Arbeitern angezogen werden. Trumps Angriffe werden gebraucht, um Druck auf die Schweiz und die EU auszuüben und die Medikamentenpreise zu erhöhen. 

Pharma verstaatlichen

Der Bundesrat gehorcht natürlich dem Grosskapital und hat versprochen, «den Schweizer Markt attraktiver zu gestalten», also den Pharmakonzernen höhere Preise, Subventionen und Steuergeschenke zu bieten. Für den Bundesrat ist klar, dass die Schweizer Arbeiter ihre Gesundheit und ihre Stellen für das Wohl «unserer» Pharmaindustrie opfern müssen. Das ist inakzeptabel.

Die Unternehmen möchten auf Kosten der schweizerischen und amerikanischen Arbeiter ihre Profite maximieren. Wir aber haben viel mehr mit den amerikanischen Arbeitern gemein als mit den Monopolisten, die uns ausnehmen. Nur die Verstaatlichung der Pharmakonzerne unter demokratischer Kontrolle der Arbeiterklasse kann eine hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung bieten. So könnten wir endlich all jene versorgen, die es nötig haben, und gleichzeitig gemeinsam entscheiden, wo die ganzen Milliarden investiert werden sollen, die jetzt als Dividenden ausgeschüttet werden. Wir würden sie stattdessen in die Forschung stecken. Wir hätten die Grundlagen, um die Menschheit von Krankheit und Übel zu befreien, müssen aber das letzte Hindernis überwinden: Die Kapitalisten der Pharmaindustrie und das Privateigentum.