Krieg, Ausbeutung und Elend sind eine direkte Folge des kapitalistischen Systems. Die Arbeiter in allen Ländern haben nichts zu gewinnen in den Konflikten zwischen den verschiedenen herrschenden Kapitalisten-Klassen dieser Welt. Niemals war die Notwendigkeit einer revolutionären Internationalen der Arbeiterklasse grösser als heute, im Kontext der zunehmenden Spannungen zwischen den verschiedenen imperialistischen Räubern.

Deshalb veröffentlichen wir erstmals diesen Artikel auf Deutsch. Er wurde 2014 anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Internationalen Arbeiterassoziation geschrieben. Alan Woods spannt darin den Bogen von dieser ersten Internationale von Marx und Engels bis in die heutige Zeit. Er zeigt die wirklichen Traditionen des proletarischen Internationalismus und des Marxismus, in denen wir von der International Marxist Tendency (IMT) heute stehen.

Am 28. September 1864 versammelten sich Delegierte aus verschiedenen Ländern in der St. Martin’s Hall in London. Dies war der bis dahin ernsthafteste Versuch, die fortgeschrittenen Schichten der Arbeiterklasse auf internationaler Ebene zu vereinen. Die Versammlung wurde im Zuge der Welle an internationaler Solidarität einberufen, die als Reaktion auf den polnischen Aufstand von 1863 aufkam.

Die Versammlung beschloss einstimmig, die Internationale Arbeiterassoziation (IAA) zu gründen, die als Erste Internationale bekannt werden sollte. Die Zentrale sollte in London von einem 21-köpfigen Rat geleitet werden, der mit der Ausarbeitung eines Programms und Statuten beauftragt wurde. Diese Aufgabe wurde Karl Marx anvertraut, der von diesem Zeitpunkt an eine entscheidende Führungsrolle in der Internationalen spielte.

Rückblickend bestand die historische Aufgabe der Ersten Internationale darin, die wichtigsten Prinzipien, das Programm, die Strategie und die Taktik des revolutionären Marxismus auf Weltebene festzulegen. Die neue Internationale kam jedoch nicht in fertiger Form und perfekt bewaffnet zur Welt wie Athene aus dem Haupt des Zeus. In ihrer Anfangszeit war sie keine marxistische Internationale, sondern eine äusserst heterogene Organisation, die sich aus verschiedenen Strömungen zusammensetzte.

Die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus – Marx und Engels – waren jedoch weit entfernt von jenem Sektierertum, das nach einer chemisch reinen Organisation der Arbeiterklasse sucht. So etwas hat es nie gegeben und wird es nie geben. Marx und Engels wussten, wie wichtig es ist, in einer breiten Front zu arbeiten, die gut in der Arbeiterklasse verankert ist. In diesem Sinne war die Einbindung der britischen Gewerkschaften besonders wichtig.

Von Anfang an führten Marx und Engels einen hartnäckigen Kampf um die ideologische Klärung innerhalb der Internationale. Aber sie verstanden sehr gut, dass sie die Massen für die Ideen des wissenschaftlichen Sozialismus nur gewinnen konnten, wenn sie geduldige Arbeit innerhalb der historisch gewachsenen und tief in der Klasse verwurzelten Organisationen des Proletariats leisteten. Die IAA bot ihnen erstmals einen gemeinsamen Rahmen, in dem sie ihre Ideen jenseits der kleinen revolutionären Zirkel, die es bis damals gegeben hatte, erproben und diskutieren konnten.

Anfangs standen Marx und Engels vor gewaltigen Schwierigkeiten. In den meisten Ländern steckte die Arbeiterbewegung noch in den Kinderschuhen und stand oft unter dem Einfluss bürgerlich-liberaler und bürgerlich-demokratischer Ideen. In den meisten Ländern hatte sich die Arbeiterbewegung noch nicht von den bürgerlichen Parteien gelöst.

Zur Zeit von Marx und Engels waren die überwältigende Mehrheit in Europa Bauern oder kleine Handwerker, keine Lohnarbeiter. Nur in Grossbritannien bildete die Arbeiterklasse die Mehrheit der Gesellschaft, aber die britischen Gewerkschaftsführer standen unter dem Einfluss der Liberalen. In Frankreich lehnten die Proudhonisten Streiks ab und setzten ihnen ihre utopischen Ideen des «Mutualismus» entgegen. Sie waren auch gegen die Beteiligung der Arbeiter am politischen Kampf.

Indem sie Prinzipienfestigkeit mit grosser taktischer Flexibilität verbanden, konnten Marx und Engels schliesslich die Mehrheit für sich gewinnen. Unter der Führung des von Marx und Engels geleiteten Generalrats schuf die Internationale den Rahmen für die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Europa, Grossbritannien und Amerika und schlug tiefe Wurzeln in den wichtigsten europäischen Ländern.

Sozialismus und Internationalismus

Der Sozialismus ist internationalistisch oder er ist nichts. Schon in den ersten Tagen unserer Bewegung, auf den Seiten des Kommunistischen Manifests, schrieben Marx und Engels die berühmten Worte: «Die Arbeiter haben kein Vaterland». Der Internationalismus von Marx und Engels war weder eine Laune noch das Ergebnis sentimentaler Überlegungen. Er resultiert aus der Tatsache, dass sich der Kapitalismus als Weltsystem entwickelt – aus den verschiedenen nationalen Volkswirtschaften und Märkten entsteht ein einziges, unteilbares und voneinander abhängiges Ganzes: der Weltmarkt.

Heute hat sich diese Vorhersage der Begründer des Marxismus fast schon laborartig auf brillante Weise bewahrheitet. Die erdrückende Herrschaft des Weltmarktes ist die entscheidendste Gegebenheit unserer Epoche. Kein einziges Land, wie gross und mächtig es auch sein mag – nicht die USA, nicht China, nicht Russland – kann sich dem mächtigen Sog des Weltmarktes entziehen.

Es gibt kein moderneres Buch als das «Manifest» von Marx und Engels. Es erklärt die Spaltung der Gesellschaft in Klassen; es erklärt das Phänomen der Globalisierung, die globalen Krisen der Überproduktion, das Wesen des Staates und die grundlegenden Triebkräfte der historischen Entwicklung.

Aber auch die richtigsten Ideen können nichts bewirken, wenn sie keinen organisatorischen und praktischen Ausdruck finden. Deshalb haben die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus stets für den Aufbau einer internationalen Organisation der Arbeiterklasse gekämpft. Marx und Engels waren bereits im Bund der Kommunisten aktiv, der von Anfang an eine internationale Organisation war. Aber die Gründung der IAA bedeutete einen qualitativen Schritt nach vorn.

Die Internationale entwickelte sich und wuchs in der Zeit vor der Pariser Kommune. Sie stand nicht abseits von den alltäglichen Problemen der Arbeiterklasse. Im Gegenteil, sie war ständig mit der praktischen Arbeit in der Arbeiterbewegung beschäftigt. Die Internationale schrieb sich den Kampf für Gleichheit auf die Fahne und kämpfte für die Verbesserung der Bedingungen von Frauen und Jugendlichen, die im Kapitalismus am meisten unterdrückt wurden. Zunächst hatte die IAA überwiegend männliche Mitglieder, doch im April 1865 wurde die Mitgliedschaft für Frauen geöffnet, und die Internationale entwickelte eine Reihe von Forderungen für Arbeiterinnen.

Der Sitz des Generalrats befand sich in London, und mehrere Gewerkschaften schlossen sich ihm an. Die Internationale war bei vielen Streiks und anderen Arbeitskonflikten dabei. Die Internationale versuchte, die Einfuhr von ausländischen Streikbrechern zu verhindern, und sammelte Geld, um Streikenden und ihren Familien direkte Hilfe zukommen zu lassen. Dies machte die neue Organisation bei den Arbeitern sehr beliebt. Sie begannen zu erkennen, dass die Internationale der Vorkämpfer des Proletariats war und für dessen Interessen eintrat.

Trotz oder gerade wegen dieser Erfolge waren die reformistischen Gewerkschafter zunehmend beunruhigt über den wachsenden Einfluss der Internationale in Grossbritannien. Sie akzeptierten ihre Hilfe, hatten aber keine Sympathie für ihre sozialistischen und revolutionären Ideen. In der britischen Arbeiterbewegung war die Internationale jedoch beliebt. Die Gewerkschaftskonferenz in Sheffield verabschiedete eine Resolution, in der sie der Internationalen Arbeiterassoziation für ihre Bemühungen dankte, die Arbeiter aller Länder in einer brüderlichen Liga zu vereinen. Sie empfahl den auf der Konferenz vertretenen Gewerkschaften, sich der Internationale anzuschliessen.

Der Kampf gegen das Sektierertum

Marx und Engels mussten an zwei Fronten kämpfen: Einerseits mussten sie die reformistischen Ideen der opportunistischen Gewerkschaftsführer bekämpfen, die stets zur Klassenkollaboration und zur Versöhnung mit den bürgerlichen Liberalen neigten. Andererseits waren sie gezwungen, einen ständigen Kampf gegen linksradikale und sektiererische Strömungen zu führen. An dieser Situation hat sich bis heute nicht viel geändert. Die marxistische Tendenz steht vor genau denselben Problemen und muss gegen dieselben Feinde kämpfen. Die Namen mögen sich geändert haben, aber der Inhalt ist derselbe.

Die Geschichte der Ersten Internationale ist vor allem durch den Kampf zwischen zwei gegensätzlichen Strömungen gekennzeichnet: auf der einen Seite die sektiererischen und utopischen Systeme, die anfangs in der Arbeiterbewegung bestimmend waren; auf der anderen Seite der wissenschaftliche Sozialismus, dessen wichtigster Vertreter Karl Marx war.

In der Ersten Internationale gab es neben den britischen Owenisten und reformistischen Gewerkschaftern auch französische Proudhonisten und Blanquisten, italienische Anhänger des gemässigten Nationalisten Mazzini, russische Anarchisten und andere Strömungen. In einem Brief an Engels schrieb Marx: «Es war sehr schwierig, die Sache so zu halten, dass unsre Ansicht in einer Form erschien, die sie dem jetzigen Standpunkt der Arbeiterbewegung akzeptabel machte. […] Es bedarf Zeit, bis die wiedererwachte Bewegung die alte Kühnheit der Sprache erlaubt. Nötig ist fortiter in re, suaviter in modo [hart im Inhalt, mild in der Form].» (MEW31, S. 16)

Die Anarchisten, sowohl der proudhonistischen als auch der bakuninistischen Strömung, waren gegen die Beteiligung der Arbeiterklasse am politischen Kampf, wenn auch von unterschiedlichen Standpunkten aus. Die Proudhonisten rieten den Arbeitern, ihre Emanzipation durch kleine wirtschaftliche Massnahmen zu erlangen, insbesondere durch die Organisation des zinslosen Kredits und eines gerechten Tauschs unter den Produzenten.

Die Bakuninisten hingegen vertraten die «Propaganda der Tat», die auf individuellen Terrorismus und kleine Aufstände hinauslief, die den Boden für den allgemeinen Aufstand bereiten sollten, der die soziale Revolution mit einem Schlag erreichen sollte. Während Proudhon in idealisierter Form die kleinbürgerliche Weltanschauung der Kleinbauern und selbständigen Handwerker vertrat, brachte Bakunin die Weltanschauung des lumpenproletarischen und aufständischen Bauern zum Ausdruck.

In einer Zeit, in der die Arbeitermassen zu einem neuen Leben erwachten, stellten diese falschen Vorstellungen ein ernsthaftes Problem dar. Die französischen Arbeiter waren gerade dabei, sich von der furchtbaren Niederlage zu erholen, die sie nach der Revolution von 1848 erlitten hatten. Sie brachten ihre Auflehnung gegen die wirtschaftliche Sklaverei instinktiv durch Streiks zum Ausdruck, während sie politisch den Kampf für den Sturz des bonapartistischen Regimes vorbereiteten. Doch die Proudhonisten lehnten die Streiks ab und setzten sich für  kleinliche Linderungsmassnahmen mit utopischem Charakter ein.

Anstatt sich auf die reale Bewegung der Arbeiterklasse zu stützen und die Massen auf ein höheres Niveau zu heben, versuchten die Sektierer, der Bewegung ihre eigenen Doktrinen aufzuzwingen. Ein scharfer und hartnäckiger ideologischer Kampf war notwendig, um die Internationale vom Sektierertum zu befreien und ihr eine feste ideologische Grundlage zu geben. Marx musste dem Kampf gegen das Sektierertum in all seinen verschiedenen Formen viel Zeit und Anstrengung widmen.

Die Pariser Kommune

Zu ihrer Zeit erzitterte die Bourgeoisie vor der Bedrohung durch den Kommunismus in Form der Internationalen. Aber es bahnten sich grosse Ereignisse an, die die Entwicklung der Internationale durchkreuzen würden. Während der ideologische Kampf innerhalb der Internationale ausgefochten wurde, zeichnete sich auf dem europäischen Kontinent eine dramatische Entwicklung ab.

Im Juli 1870 brach der Krieg zwischen dem bonapartistischen Frankreich und dem Bismarckschen Deutschland aus. Die IAA nahm eine internationalistische Position zu diesem Krieg ein. Der Generalrat gab ein Manifest heraus, in dem er gegen den Krieg protestierte und die Schuld für diesen sowohl Napoleon als auch der preussischen Regierung zuschrieb. Das Manifest wies zwar darauf hin, dass der Krieg für Deutschland einen defensiven Charakter habe, warnte aber die deutschen Arbeiter: Liessen sie zu, dass der Krieg zum Eroberungskrieg werde, würde dies für das Proletariat verhängnisvoll enden – egal, ob er in Sieg oder Niederlage mündete.

Die katastrophale Niederlage der französischen Armee am 4. September 1870 setzte eine Kette von Ereignissen in Gang, die zu einem Aufstand des Proletariats und zur Gründung des ersten Arbeiterstaates der Geschichte führten: der Pariser Kommune. Mit den Worten von Marx «stürmten» die Arbeiter von Paris «den Himmel». Die Kommune war kein Parlament im alten Sinne, sondern ein Arbeitsgremium, das sowohl exekutive als auch legislative Funktionen hatte. Die Beamtenschaft, die bis dahin ein blosses Werkzeug der Regierung und ein folgsames Instrument in den Händen der herrschenden Klasse gewesen war, wurde durch eine repräsentative Versammlung ersetzt, die sich aus Personen zusammensetzte, die in allgemeinen Wahlen gewählt wurden und die jederzeit abberufen werden konnten.

Es ist hier nicht der Ort für eine detaillierte Geschichte der Pariser Kommune. Es genügt zu sagen, dass der Schwachpunkt der Kommune der Mangel an Führung war. Die Kommune hatte weder ein klares Programm noch eine klar ausgearbeitete Taktik zur Verteidigung oder zum Angriff. In der Kommune selbst waren die Internationalisten in der Minderheit. Sie waren nur siebzehn von insgesamt zweiundneunzig. In Abwesenheit einer bewussten Führung war die Kommune nicht in der Lage, den Arbeitern und Bauern umfassende Perspektiven aufzuzeigen, die die Isolation der Pariser Arbeiter hätten beenden können.

Trotz ihrer grossen Erfolge machte die Kommune Fehler. Marx verwies insbesondere auf das Versäumnis, die französische Zentralbank zu verstaatlichen und gegen das Machtzentrum der Konterrevolution in Versailles zu marschieren. Die Arbeiterklasse zahlte einen schrecklichen Preis für diese Fehler: Die Regierung in Versailles hatte Zeit, eine konterrevolutionäre Armee zu organisieren, die auf Paris marschierte und die Kommune mit äusserster Grausamkeit niederschlug.

Nachdem die Kommune in Blut ertränkt worden war, organisierte die bürgerliche Presse eine üble Verleumdungskampagne gegen sie. Marx verteidigte die Kommune vehement. Im Namen des Generalrats verfasste er ein Manifest, das später als «Der Bürgerkrieg in Frankreich» bekannt wurde. Darin erklärte er die wahre historische Bedeutung dieser grossen proletarischen Revolution. Die Kommune war eine Form der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse, eine Diktatur, die von der unterdrückten Klasse über die unterdrückende Klasse errichtet wurde. Sie war ein Übergangsregime, das für die vollständige wirtschaftliche Umgestaltung der Gesellschaft stand. Das war es, was Marx meinte, als er von der Diktatur des Proletariats sprach.

Der Zusammenbruch der Internationale

Die Niederlage der Pariser Kommune versetzte der IAA einen tödlichen Schlag. Die darauf folgende Orgie der Reaktion machte es ihr unmöglich, in Frankreich zu funktionieren. Überall wurde die Internationale verfolgt. Doch der wahre Grund für ihre Schwierigkeiten liegt im weltweiten Aufschwung des Kapitalismus, der auf die Niederlage der Kommune folgte. Dieser wirkte sich wiederum negativ auf die Internationale aus.

Unter diesen Bedingungen führte der Druck des Kapitalismus auf die Arbeiterbewegung zu internen Streitigkeiten und Fraktionsbildungen. Aus der allgemeinen Atmosphäre der Desillusionierung und Verzweiflung speisten sich die Intrigen von Bakunin und seinen Anhängern. Aus diesen Gründen schlugen Marx und Engels zunächst vor, den Sitz der Internationale nach New York zu verlegen, und beschlossen schliesslich, dass es besser sei, die Internationale zumindest vorläufig aufzulösen. Die IAA wurde im Jahr 1876 formell aufgelöst.

Der IAA gelang es, die theoretischen Grundlagen für eine echte revolutionäre Internationale zu schaffen. Aber sie war nie eine wirkliche Masseninternationale der Arbeiter. Sie griff vielmehr der Zukunft vor. Die Sozialistische Internationale (Zweite Internationale), die 1889 ins Leben gerufen wurde, setzte dort an, wo die Erste Internationale aufgehört hatte. Im Gegensatz zu dieser begann die Zweite Internationale als eine Masseninternationale, die Millionen von Arbeitern organisierte. Sie verfügte über Massenparteien und -gewerkschaften in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Belgien und weiteren Ländern. Ausserdem stand sie, zumindest in Worten, auf der Grundlage des revolutionären Marxismus. Die Zukunft des Weltsozialismus schien gesichert zu sein.

Das Pech der Zweiten Internationale war jedoch, dass sie in einer langen Periode des kapitalistischen Aufschwungs gegründet wurde. Dies prägte die Mentalität der führenden Schicht der sozialdemokratischen Parteien und Gewerkschaften. Die Zeit von 1871-1914 war die klassische Periode der Sozialdemokratie. Auf der Grundlage einer langen Periode des Wirtschaftswachstums war es dem Kapitalismus möglich, der Arbeiterklasse, oder besser gesagt, ihrer Oberschicht Zugeständnisse zu machen. Dies war die materielle Grundlage für die national-reformistische Degeneration der Zweiten (Sozialistischen) Internationale, die sich 1914 auf grausame Weise zeigte, als die Führer der Internationale für die Kriegskredite stimmten und «ihre» Bourgeoisie im imperialistischen Gemetzel des Ersten Weltkrieges unterstützten.

Die Dritte Internationale

Die schrecklichen Katastrophen des Ersten Weltkriegs gaben den Anstoss zur Russischen Revolution, die 1917 die Arbeiter unter der Führung der bolschewistischen Partei von Lenin und Trotzki an die Macht brachte. Die Bolschewiki sahen die russische Revolution jedoch nie als einen rein nationalen Akt, sondern vielmehr als den ersten Akt der sozialistischen Weltrevolution. Aus diesem Grund gründeten sie 1919 eine neue revolutionäre Internationale.

Die Dritte (Kommunistische) Internationale, allgemein als Komintern bekannt, stand auf einer qualitativ höheren Ebene als ihre beiden Vorgänger. Wie die IAA stand auch die Dritte Internationale auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung für ein klares revolutionäres, internationalistisches Programm. Wie die Zweite Internationale verfügte sie über eine Massenbasis von Millionen. Erneut schien das Schicksal der Weltrevolution in guten Händen.

Unter der Führung von Lenin und Trotzki vertrat die Kommunistische Internationale eine korrekte revolutionäre Linie. Doch die Isolierung der russischen Revolution unter Bedingungen fürchterlicher materieller und kultureller Rückständigkeit führte zu einer bürokratischen Degeneration der Revolution. Die bürokratische Fraktion unter der Führung Stalins gewann die Oberhand, insbesondere nach Lenins Tod 1924.

Leo Trotzki und die Linke Opposition versuchten, die makellosen Traditionen des Oktobers gegen die stalinistische Reaktion zu verteidigen – die leninistischen Traditionen der Arbeiterdemokratie und des proletarischen Internationalismus. Doch sie kämpften gegen den Strom. Die russischen Arbeiter waren erschöpft von den Jahren des Krieges, der Revolution und des Bürgerkrieges. Auf der anderen Seite fühlte sich die Bürokratie immer sicherer, drängte die Arbeiter beiseite und übernahm die Partei.

Der Aufstieg des Stalinismus in Russland erstickte das ungeheure Potenzial der Dritten Internationale im Keim. Die stalinistische Degeneration der Sowjetunion zerstörte die noch unreifen Führungen der kommunistischen Parteien im Ausland. Während Lenin und Trotzki in der internationalen Arbeiterrevolution den einzigen Garant für die Zukunft der russischen Revolution und des Sowjetstaates sahen, war die Weltrevolution Stalin und seinen Anhängern egal. Die «Theorie» des Sozialismus in einem Land drückt die nationale Begrenztheit der Perspektive der Bürokratie aus, die die Kommunistische Internationale lediglich als Instrument der Aussenpolitik Moskaus betrachtet. Nachdem Stalin die Komintern für seine eigenen zynischen Zwecke benutzt hatte, löste er sie 1943 auf, ohne dass ein Kongress stattgefunden hätte.

Die Vierte Internationale

Trotzki, der ausgewiesen und verbannt wurde, versuchte, die kleinen, den Traditionen des Bolschewismus und der Oktoberrevolution treu gebliebenen Kräfte neu zu gruppieren. Unter schwierigsten Bedingungen, verleumdet von den Stalinisten und verfolgt von der GPU, hielt er die Fahne des Oktobers, des Leninismus, der Arbeiterdemokratie und des proletarischen Internationalismus hoch.

Leider waren nicht nur die Kräfte der Opposition sehr klein. Viele ihrer Anhänger waren auch verwirrt und desorientiert, und es wurden viele Fehler gemacht, vor allem sektiererischer Natur. Dies war zum Teil Ausdruck der Isolierung der Trotzkisten von der Massenbewegung. Dieses Sektierertum charakterisiert heute die meisten Gruppen, die vorgeben, den Trotzkismus zu vertreten, die jedoch nicht einmal die grundlegendsten Ideen von Trotzki verstanden haben.

Trotzki gründete 1938 die Vierte Internationale auf der Grundlage einer eindeutigen Perspektive. Diese Perspektive wurde jedoch durch die Geschichte widerlegt. Die Ermordung Trotzkis durch einen von Stalins Auftragsmördern im Jahr 1940 versetzte der Bewegung einen tödlichen Schlag. Die anderen Führer der Vierten Internationale erwiesen sich als völlig unfähig, die von der Geschichte gestellten Aufgaben zu bewältigen. Sie wiederholten die Worte Trotzkis, ohne Trotzkis Methode zu verstehen. Infolgedessen begingen sie schwere Fehler, die zum Schiffbruch der Vierten führten. Die Führung der Vierten Internationale war völlig unfähig, die neue Situation zu verstehen, die nach 1945 entstanden war. Der Zerfall und die Zersplitterung der trotzkistischen Bewegung haben ihre Wurzeln in dieser Zeit.

Es ist hier nicht möglich, näher auf die Fehler der damaligen Führung der Vierten Internationale einzugehen, aber es genügt zu sagen, dass Mandel, Cannon und Co. nach dem Zweiten Weltkrieg die Orientierung verloren und dies zu einer völligen Abkehr vom echten Marxismus führte. Die so genannte Vierte Internationale entartete nach dem Tod Trotzkis zu einer organisch kleinbürgerlichen Sekte. Sie hat weder mit den Ideen ihres Gründers noch mit der echten Tendenz des Bolschewismus-Leninismus etwas gemein.

Die Bewegung wurde zurückgeworfen

Die Zweite und Dritte Internationale sind zu reformistischen Organisationen degeneriert, aber sie hatten wenigstens die Massen. Trotzki hatte im Exil keine Massenorganisation, aber er hatte ein korrektes Programm und eine korrekte Politik und ein sauberes Banner. Er wurde von Arbeitern in der ganzen Welt respektiert und seine Ideen fanden Gehör. Heute existiert die so genannte Vierte Internationale als Organisation nicht mehr. Diejenigen, die in ihrem Namen sprechen (und davon gibt es einige), haben weder die Massen, noch die richtigen Ideen, noch ein sauberes Banner. Sie sind zu der Art von sterilem Sektierertum verkommen, das Marx in der Ersten Internationale bekämpft hatte. Alles Gerede über die Wiederbelebung der IV. Internationale auf dieser Grundlage ist absolut ausgeschlossen.

Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Heute, 150 Jahre nach der Gründung der Ersten Internationale, ist die revolutionäre Bewegung aufgrund einer Kombination objektiver und subjektiver Umstände zurückgeworfen und die Kräfte des echten Marxismus auf eine kleine Minderheit reduziert worden. Das ist die Wahrheit, und wer sie leugnet, täuscht nur sich selbst und andere. Die Gründe dafür sind zum Teil in den Fehlern der Vergangenheit zu suchen. Aber der entscheidende Faktor für die Isolation und Schwäche der Kräfte des revolutionären Marxismus ist in der objektiven Situation zu finden.

Das jahrzehntelange Wirtschaftswachstum in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern hat zu einer noch nie dagewesenen Degeneration der Massenorganisationen der Arbeiterklasse geführt. Dies hat die revolutionäre Strömung isoliert, die überall auf eine kleine Minderheit geschrumpft ist. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat dazu beigetragen, Verwirrung und Orientierungslosigkeit in der Bewegung zu säen. Er hat den endgültigen Schlusspunkt unter die Degeneration der ehemaligen stalinistischen Führer gesetzt, von denen viele in das Lager der kapitalistischen Reaktion übergelaufen sind.

Viele haben daraus pessimistische Schlüsse gezogen. Diesen Leuten sagen wir: Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, und wir sind nicht im Geringsten durch solche Schwierigkeiten erschrocken. Wir haben nach wie vor unerschütterliches Vertrauen in die Richtigkeit des Marxismus, in das revolutionäre Potenzial der Arbeiterklasse und in den endgültigen Sieg des Sozialismus. Die gegenwärtige Krise entlarvt die reaktionäre Rolle des Kapitalismus und macht die Wiederbelebung des internationalen Sozialismus zum Gebot der Stunde. Es gibt die Anfänge einer internationalen Umgruppierung der Kräfte. Es kommt darauf an, dieser Umgruppierung einen organisierten Ausdruck und ein klares Programm, eine klare Perspektive und eine klare Linie zu geben.

Der einzige Ausweg

Die Aufgabe, vor der wir heute stehen, ist in etwa vergleichbar mit der, vor der Marx und Engels zur Zeit der Gründung der Ersten Internationale standen. Wie wir oben erläutert haben, war diese Organisation nicht homogen, sondern setzte sich aus vielen verschiedenen Tendenzen zusammen. Marx und Engels liessen sich davon jedoch nicht abschrecken. Sie schlossen sich der allgemeinen Bewegung für eine Internationale der Arbeiterklasse an und arbeiteten geduldig daran, sie mit einer wissenschaftlichen Ideologie und einem wissenschaftlichen Programm auszustatten. Dabei stiessen sie auf viele Schwierigkeiten. Am Ende seines Lebens schrieb Engels: «Marx und ich waren unser ganzes Leben lang in einer Minderheit, und wir waren stolz darauf, in einer Minderheit zu sein.»

Wie Marx und Engels waren auch wir jahrzehntelang gezwungen, gegen den Strom zu schwimmen. Doch nun hat sich der Lauf der Geschichte gewendet. Die Weltwirtschaftskrise von 2008-9 markierte einen Wendepunkt in der Weltlage, und die Strategen des Kapitals erkennen keinen Ausweg mehr. Sie sagen 10 bis 20 Jahre Kürzungen und Sparmassnahmen voraus. Es handelt sich um den langsamsten «Aufschwung» in der Geschichte des Kapitalismus. Und das, was es an Aufschwung gibt, kommt definitiv nicht der Mehrheit der Bevölkerung zugute.

Die elementare Mechanik lehrt uns, dass jede Aktion eine gleiche und entgegengesetzte Reaktion hat. Die Krise des Kapitalismus provoziert eine Reaktion der Arbeiter und der Jugend. Überall brodelt es unter der oberflächlichen Fassade von Ruhe und Beschaulichkeit: Wut, Empörung, Unzufriedenheit und vor allem Frustration über die herrschenden Verhältnisse in Gesellschaft und Politik. In einem Land nach dem anderen sind die Massen mit elementarer Wucht auf die Bühne getreten: Tunesien, Ägypten, Türkei, Brasilien, Griechenland, Spanien und Portugal. Selbst in den Vereinigten Staaten gibt es eine weit verbreitete Unzufriedenheit und eine Infragestellung der bestehenden Verhältnisse, die es früher nicht gab.

Heute sind die Ideen von Marx aktueller und notwendiger denn je. Nach sechs Jahren tiefer Wirtschaftskrise herrschen Massenarbeitslosigkeit, sinkender Lebensstandard, ständige Angriffe auf den Sozialstaat und die demokratischen Rechte. Wir erleben den Skandal, dass die Banker, die das weltweite Finanzsystem durch Gier, Spekulation und Betrug zerstört haben, einfach mit riesigen Boni davonlaufen. Oxfam veröffentlichte eine Statistik, aus der hervorging, dass die reichsten 66 Menschen der Welt mehr besitzen als die ärmsten 3,5 Milliarden, also die Hälfte der gesamten Menschheit. Marx hat all dies auf den Seiten von Das Kapital und Das Kommunistische Manifest vorausgesagt.

Die Ökonomen und Politiker haben keine Lösung für die Krise, deren Ursachen sie nicht begreifen können. Sie sprechen von einer Krise der globalen Überkapazitäten. Aber in Wirklichkeit verwenden sie solche Begriffe, weil sie Angst haben, die Dinge beim Namen zu nennen. Was sie meinen, ist die Überproduktion, die Marx bereits 1848 erklärt hat. Das ist der Grundwiderspruch des Kapitalismus, den es in früheren Gesellschaften nicht gegeben hat. Und die einzige Möglichkeit, diesen Widerspruch zu beseitigen, besteht darin, die Produktivkräfte aus der Zwangsjacke des Privateigentums und des Nationalstaats zu befreien.

Den Arbeitern und Jugendlichen muss man nicht sagen, dass es eine Wirtschaftskrise gibt, sie brauchen nur den Fernseher einzuschalten. Während die Unsicherheit auf der einen Seite zunimmt, sammelt sich auf der anderen Seite der Reichtum an. Die Produktivität, d. h. die Menge des pro Arbeitsstunde produzierten Reichtums, ist seit den 1970er Jahren in den meisten westlichen Ländern um mehr als 50 % gestiegen, während die Reallöhne im gleichen Zeitraum stagniert haben. Der kolossale Mehrwert, den die Arbeiterklasse produziert, wird von den Reichsten der Gesellschaft angeeignet, also von denen, die die Occupy-Bewegung als die 1 % bezeichnet.

Die einzige Möglichkeit, der kapitalistischen Anarchie ein Ende zu setzen, besteht darin, dass die Arbeiterklasse die Macht selbst in die Hand nimmt, die Banken und Grosskonzerne enteignet und beginnt, die Wirtschaft nach demokratisch-sozialistischen Grundsätzen zu planen. Wenn die Mehrheit der Gesellschaft – diejenigen, die den Reichtum wirklich erschaffen – in der Lage ist, über die Prioritäten zu entscheiden, wird sie sicherstellen, dass die Ressourcen der Gesellschaft für die Befriedigung echter menschlicher Bedürfnisse und nicht für privaten Gewinn verwendet werden. Es wird möglich sein, menschenwürdige Wohnungen und Gesundheitsfürsorge, kostenlose Bildung auf allen Ebenen zu bieten und gleichzeitig die Produktivität der Arbeit enorm zu steigern.

Diese neue sozialistische Gesellschaft würde die Grundlage für das Verschwinden der Klassen bilden. Mit den Worten von Marx: «An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.»

Die IMT

Aus den dargelegten Gründen gibt es derzeit keine echte Masseninternationale. Das, was einmal die Vierte Internationale war, wurde nach der Ermordung Trotzkis durch die Fehler ihrer Führer zugrunde gerichtet und lebt faktisch nur in den Ideen, Methoden und dem Programm weiter, die von der Internationalen Marxistischen Tendenz verteidigt werden.

Die Menschen haben überall die Nase voll von der gegenwärtigen Situation. Es gibt einen unbändigen Wunsch nach Veränderung. Massenprotestbewegungen wie Occupy 2011 waren ein Ausdruck davon. Aber gleichzeitig offenbarten sie auch die Grenzen von rein spontanen Bewegungen. Die Banker und Kapitalisten behielten den Staat fest im Griff, die Proteste ebbten ab und alles blieb beim Alten.

Das zentrale Problem lässt sich einfach ausdrücken: Es ist eine Frage der Führung. 1938 erklärte Leo Trotzki, dass die Krise der Menschheit auf die Krise der proletarischen Führung reduziert werden kann. Das bringt die heutige Situation vollständig auf den Punkt. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die Führer der Massenparteien der Arbeiterklasse sich am maroden Kapitalismus und am Markt festklammern, obwohl diese vor unseren Augen zusammenbrechen. Die Arbeiter und Jugendlichen haben alles in ihrer Macht Stehende versucht, um die Gesellschaft zu verändern. Aber sie können keinen organisierten Ausdruck für ihre Bemühungen finden. Auf jeder Stufe wird ihnen der Weg von den alten bürokratischen Organisationen und Führungen versperrt, die schon lange nicht einmal mehr vorgeben, für den Sozialismus zu kämpfen.

Was die Internationale Marxistische Tendenz (IMT) von allen anderen Strömungen unterscheidet, die sich als Trotzkisten bezeichnen, ist zum einen unsere gründliche Auseinandersetzung mit der Theorie und zum anderen unsere Herangehensweise an die Massenorganisationen. Im Gegensatz zu allen anderen Gruppen gehen wir von der Tatsache aus, dass die Arbeiter, wenn sie in Aktion treten, nicht zu irgendeiner kleinen Gruppierung am Rande der Arbeiterbewegung gehen werden. Im Gründungsdokument unserer Bewegung erklärten Marx und Engels, dass die Kommunisten keine «besondere Partei gegenüber den anderen Arbeiterparteien» sind.

«Die Kommunisten unterscheiden sich von den übrigen proletarischen Parteien nur dadurch, dass sie einerseits in den verschiedenen nationalen Kämpfen der Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität unabhängigen Interessen des gesamten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen, andrerseits dadurch, dass sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen, welche der Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie durchläuft, stets das Interesse der Gesamtbewegung vertreten.» (Kommunistisches Manifest)

Diese Worte sind heute noch genauso wahr wie damals, als sie geschrieben wurden. Die Aufgabe der Marxisten besteht nicht darin, die revolutionäre Partei und Internationale in Worten zu auszurufen, sondern sie in der Praxis aufzubauen. Dazu sind zwei Dinge notwendig: Erstens der Kampf für die revolutionäre Theorie und die Ausbildung marxistischer Kader und zweitens eine klare Orientierung auf die Arbeiterklasse und ihre Massenorganisationen.

Die Internationale wird nicht aufgebaut, indem man sie nur verkündet. Sie wird nur auf der Grundlage von Ereignissen aufgebaut werden, so wie die Kommunistische Internationale auf der Grundlage der Erfahrungen der Massen in der stürmischen Periode von 1914-1920 aufgebaut wurde. Grosse Ereignisse sind notwendig, um die Massen von der Notwendigkeit einer revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft zu überzeugen. Aber zusätzlich zu den Ereignissen ist es notwendig, eine Organisation mit klaren Ideen und einer festen Verankerung in den Massen auf der ganzen Welt aufzubauen.

Unsere Aufgabe ist es, Schulter an Schulter mit dem Rest unserer Klasse am Klassenkampf teilzunehmen, alle ihre Erfahrungen mitzumachen und bei jeder Gelegenheit die Notwendigkeit der sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft zu erklären. Nur wenn wir zunächst die aktivsten und bewusstesten Elemente der proletarischen Avantgarde und der Jugend gewinnen, wird es möglich sein, die Massen zu erreichen, die noch unter dem Einfluss der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie stehen. 1917, als sie in den Sowjets in der Minderheit waren, gab Lenin den Bolschewiki folgenden Rat: «Geduldig erklären!» Das ist ein sehr guter Rat.

Was wir brauchen, ist mehr als Solidaritätskampagnen, Demonstrationen und Besetzungen. Was wir brauchen, ist der Aufbau einer revolutionären Internationale, die in der Lage ist, dem Kampf gegen Imperialismus und Kapitalismus und für den Sozialismus einen organisierten Ausdruck und eine politische Führung zu geben. Das ist die Aufgabe, die wir uns gestellt haben.

Die IMT hat klein angefangen und ist heute in mehr als 30 Ländern aktiv (2023 in mehr als 50 Ländern, Anm. d. Red.). Unsere Website www.marxist.com (In Defence of Marxism) ist die weltweit erfolgreichste und meistgelesene Website von marxistischen News, Analysen und Theorie, mit Millionen von Besuchern pro Jahr. Von Brasilien über die USA und Kanada, von Griechenland bis Venezuela, von Mexiko bis Grossbritannien und Frankreich baut die IMT die Kräfte des Marxismus auf. Das ist eine grosse Errungenschaft, aber es ist erst der Anfang.

Wir appellieren an alle Arbeiter und Jugendlichen, die mit diesem Anliegen übereinstimmen, uns zu helfen, unser Ziel zu erreichen: den Sieg des internationalen Sozialismus.

Gegen Kapitalismus und Imperialismus!

Für die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft!

Schliesst euch der IMT im Kampf für den internationalen Sozialismus an!

Arbeiterinnen und Arbeiter aller Länder, vereinigt euch!


IMT
London 28. September 2014