Der spanische Schülerstreik von 1986/87 war epochal. Drei Millionen Jugendliche kämpften für ein soziales Bildungswesen – auf Initiative und unter politischer Führung der Marxisten von Nuevo Claridad. Nach drei Monaten hatten sie gewonnen und den Klassenkampf in Spanien wiederbelebt. 

Zehn Jahre zuvor stürzte eine Revolution die Franco-Diktatur. Doch die Franco-Clique kam ungestraft davon und die verhasste Monarchie wurde wieder eingeführt. 1982 wurde die «sozialistische» PSOE an die Macht gewählt. Entgegen ihren beiden Wahlversprechen drückte sie ab Regierungsantritt Sparpolitik und ein «Ja» zur NATO durch. 

Das Bildungswesen gehörte nun zu den schlechtesten und asozialsten Europas. Weder Unis noch Volksschulen waren kostenlos. Die meisten Arbeiterkinder konnten niemals an die Uni. Die Radikalisierung in der Jugend war gross. Sie antwortete auf die Angriffe in der Bildung mit einem Massenkampf: Schüler- und Uni-Streiks, Boykott von Prüfungen, riesige Demos, Verbindungen zur Arbeiterklasse. 

Nach drei Monaten bekamen die Schüler, was sie gefordert hatten: Ressourcen (knapp 70’000 neue Schulplätze), Aufhebung der Gebühren (die Volksschulen und Unis waren erstmals gratis), Erhöhung der Stipendien (um 40 Prozent) und mehr. 

Entscheidend für den Erfolg war die Rolle der Führung, wie auch Bürgerliche verstanden: «Die Schüler wurden von einer militanten Tendenz, die sich um die Zeitung Nuevo Claridad gruppiert, sehr effektiv organisiert», schrieb ein Blatt. Nuevo Claridad zählte 1986 rund 1’000 Mitglieder – ein Teil davon Schüler in fünf Regionen. 

Trotz bescheidener Kräfte erzielten sie Grosses. Dank des Marxismus, der ihnen drei Vorteile ermöglichte:

1) Richtige Einschätzung der Stimmung.

Während die anderen Linken von «drohendem Rechtsrutsch» und «Apathie» sprachen, begriffen nur die Marxisten die tiefe explosive Wut einer Generation an Jugendlichen, die von allen Politikern angewidert war. Vor dem Aufruf zum Schülerstreik gingen die Genossen monatelang an die Schulen, diskutierten und testeten die Stimmung. Gestützt auf dieses Feedback riefen sie im Dezember 1986 zum ersten nationalen Schülerstreik auf.

2) Verankerung im Voraus.

Schon in den Jahren zuvor fokussierte sich die Organisation auf die Schulen und machte 1985 mit dem Slogan «Sozialismus JA, Nato NEIN» eine Kampagne rund um das NATO-Referendum. Daraus entstand eine Schülergewerkschaft mit einer ersten Verankerung und politischer Autorität. Ohne diese Vorarbeit wäre eine führende Rolle im Schülerstreik nicht möglich gewesen. 

3) Politische Führungsmethoden.

Nur die Schülerkomitees selbst konnten hunderttausende Schüler im ganzen Land mobilisieren. Die Schüler der Nuevo Claridad rannten nicht überall hin. In erster Linie war ihre Rolle eine politische. Sie machten Vorschläge fürs Programm, für Slogans und zu taktischen Fragen (Verhandlung mit Regierung, Selbstverteidigung gegen Repression von Polizei und Faschos, Verbindung zur Arbeiterklasse, Umgang mit Medien etc.). Dank politischer Klarheit der Führung konnten Millionen Schüler im ganzen Land kämpfen und siegen. 

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