Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte bedingungslos. In der Schule und aus Dokus lernen wir, dass die USA, England und Frankreich Hitler schlugen. Die Sowjetunion – der wahre Sieger – wird nur am Rande erwähnt.

Am 8. und 9. Mai 2025 wird die Landung am D-Day in der Normandie oder Churchills Genialität gefeiert. Mit den Gedenkfeiern zelebrieren die heutigen Imperialisten nicht das Ende des Krieges. Sie missbrauchen die Erinnerung ans Schlachten und an Millionen von Toten, um von ihrer Rolle abzulenken und Propaganda für neue Kriege und Aufrüstung zu machen.

Der wirkliche Sieger über Hitler war die sowjetische Rote Armee. Die Gründe für den Sieg heissen: Bewaffnung der Arbeiterklasse und Planwirtschaft!

Krieg gegen Faschismus?

Liberale und Reformisten erklären, der Zweite Weltkrieg sei das Kind des Faschismus. Damals (wie heute) ginge es darum, die Demokratie gegen den Faschismus zu verteidigen.

Sie sagen, es sei ein «antifaschistischer Krieg» gewesen. Die Franzosen, Engländer und Amerikaner wären Beschützer der Demokratie und Gegner des Faschismus gewesen. Diese Imperialisten wären die «Guten». Schuld am Krieg seien nur die Deutschen und die deutsche Arbeiterklasse. Sprich: Jeder deutsche Arbeiter trage eine Kollektivschuld. Das ist eine Lüge und erklärt nichts!

Hitler und der Faschismus waren nicht die Ursache des Krieges, sondern das aggressivste und blutrünstigste Erzeugnis der ungelösten Widersprüche nach dem Ersten Weltkrieg. Für die herrschende Klasse in Frankreich und Grossbritannien war die Regierungsform in Deutschland kein Problem. Was sie nicht ertragen konnten, war die Konkurrenz durch den deutschen Imperialismus.

Feiglinge und Zyniker

Das Verhalten der Imperialisten belegt das: Churchill, Roosevelt und Co. hatten teils mit Hitler und Mussolini sympathisiert. Ihre «Appeasement-Politik» hat Hitler lange gewähren lassen.

Solange Hitler nur nach Osten ging, konnten sie sich damit abfinden. Denn dort sass ihr gemeinsamer Feind: die Sowjetunion. Insgeheim hofften die Briten, dass Hitler und Stalin sich gegenseitig zermalmen und sie dann die Filetstücke einsammeln könnten.

1940 überfiel Hitler dennoch Frankreich. Die französische Bourgeoisie hätte die Arbeiterklasse bewaffnen können. Doch für die feinen Messieurs war Hitler das kleinere Übel. Denn das letzte Mal, als die französischen Arbeiter bei einem deutschen Überfall bewaffnet waren, kam es zur Pariser Kommune. Dieses Schreckgespenst war dem französischen Kapital nach 69 Jahren noch sehr präsent. Sie kapitulierten.

Die «demokratischen» Imperialisten handelten absolut menschenfeindlich. Kein Akt war ihnen zu barbarisch, um ihre Interessen durchzusetzen. Churchill liess deutsche und italienische Städte bombardieren. Die USA warfen am Kriegsende zwei Atombomben auf die japanischen Städte Nagasaki und Hiroshima, obwohl Japan bereits kampfunfähig war. 

Was hat all das Schlachten den Imperialisten gebracht? Vor allem riesige Zerstörung. Ein grosser Teil des europäischen Produktionsapparates und viele Städte lagen 1945 in Trümmern. Insgesamt kostete der Krieg weit über 50 Millionen Menschenleben. Für ihre eigene Profitsucht waren sämtliche Imperialisten – «Demokraten» und Faschisten – bereit, das Blut von Millionen Arbeitern zu vergiessen.

Warum taten sie all das?

Der Zweite Weltkrieg war im Kern die Fortführung des Ersten. Keiner der Widersprüche war gelöst. Der erneute Kampf des deutschen gegen den französisch-englischen Imperialismus drängte sich auf. Im imperialistischen Kräfteverhältnis gab es jedoch zwei neue gewichtige Faktoren. Einerseits entwickelte sich der US-Kapitalismus zur stärksten Macht. Andererseits die sozialistische Oktoberrevolution: Auf Grundlage der Planwirtschaft wurde die Sowjetunion rasant industrialisiert. 

Ende der 1920er Jahre hatte sich Deutschland wirtschaftlich erholt, war erstarkt und rüstete auf. Der deutsche Imperialismus stand zwangsläufig in Konkurrenz zu Frankreich und Grossbritannien um die europäische Vormacht. Eine friedliche Entwicklung war ausgeschlossen. 

Einzig die Weltrevolution hätte all die Schrecken des Zweiten Weltkrieges verhindern können. Doch die Revolution war gescheitert an ihrer fehlenden revolutionären Führung. Das Misslingen der Deutschen Revolution 1918 – 23 ebnete den Weg für den Faschismus.

Nach dem Tod Lenins 1924 stieg in Russland die stalinistische – konterrevolutionäre – Bürokratie auf. Sie sabotierte die Ausbreitung der Revolution, u. a. auf China und Spanien. Statt des Sturzes des Imperialismus wollten Stalin und Konsorten den Respekt der Imperialisten und friedliche Koexistenz. Stalin schloss 1939 sogar einen Nicht-Angriffs-Pakt mit Hitler.

Solange die Imperialisten an der Macht sind, kommt es immer wieder zu Krieg. Jedes Friedensbündnis mit Imperialisten ist vorübergehend. Es bricht auf, wenn sie glauben, ihre Interessen, also Kolonien, Einflussbereiche und Absatzmärkte, mit kriegerischen Mitteln besser zu bedienen. Der Zweite Weltkrieg hatte – für die herrschende Klasse – nichts mit einem antifaschistischen Krieg zu tun. Es war ein imperialistischer Krieg, um die Neuaufteilung der Welt!

Wer hat Hitler besiegt?

Die Rote Armee hat Hitler geschlagen, nicht die «demokratischen» Imperialisten. Nach der Besetzung Frankreichs fühlte sich Hitler stark genug, eine zweite Front zu eröffnen: 1941 griff er die Sowjetunion an.

Über Monate schien Hitler auch hier ohne nennenswerte Gegenwehr durchzumarschieren. Nach Monaten der Offensive kam es jedoch zur Wende des Krieges. Die bis dahin unbesiegte Wehrmacht erlitt in Stalingrad den ersten grossen Rückschlag. Im Juli 1943 fiel in Kursk die Entscheidung. Über wenige Monate verlor die Wehrmacht fast eine Million Soldaten, 5’000 Flugzeuge und 9’000 Panzer.

Die sowjetische Arbeiterklasse bezahlte diese titanischen Siege mit einem horrenden Blutzoll. 27 Millionen Menschen starben auf Seiten der Sowjetunion. Doch sie entschieden den Krieg. Nach dieser Wende gab es nur noch eine Richtung für die Sowjetarmee: vorwärts, nach Westen, Richtung Berlin.

Wieso schaffte die Sowjetunion, was in Frankreich so schmerzhaft gescheitert war? Erstens war nach der Oktoberrevolution 1917 die gesamte Produktion vergesellschaftet worden. Die Planwirtschaft erlaubte den Um- und Wiederaufbau der Wirtschaft – innert weniger Wochen und Monate. Viele Fabriken wurden tausende Kilometer nach Osten verschickt und konnten so die nötigen Kriegsgüter liefern. Der zweite Grund war die eiserne Entschlossenheit der sowjetischen Arbeiter, die verbleibenden Errungenschaften der Oktoberrevolution gegen den Faschismus und Imperialismus zu verteidigen.

Erst als die Imperialisten erkannten, dass die Rote Armee Hitler problemlos allein besiegen würde, nahmen sie selbst den Kampf gegen Hitler in Mitteleuropa auf. Churchill und Roosevelt stellten schockiert fest, dass die Rote Armee sonst bis zum Ärmelkanal marschieren würde.

Sieg trotz Stalinismus

Die Wendung des Krieges innert weniger Monate beweist die Überlegenheit der Planwirtschaft und die unglaubliche Stärke der Arbeiterklasse, wenn sie etwas zu verteidigen hat! Wem der Sieg über Hitler keinesfalls zu verdanken ist, ist Josef Stalin und seiner Bürokratie.

Im Gegenteil: Der Stalinismus bereitete ein Desaster vor. Seine Machtübernahme bedeutete die politische Entmachtung der sowjetischen Arbeiter. Jegliche Demokratie wurde abgewürgt. Die besten Kommunisten wurden in den Gulag geworfen oder eliminiert. Zudem fürchtete sich Stalin besonders vor den Militärs – und schaltete kurz vor Kriegsbeginn die besten Offiziere aus.

Zu den Säuberungen kam Stalins grässlicher Nationalismus. 1943 stampfte er die Kommunistische Internationale ein. Eine klare Absage an die Weltrevolution! Stalin hatte Illusionen in Abmachungen mit Hitler, dem Todfeind der deutschen Arbeiterklasse. Sämtliche Beweise für deutsche Angriffspläne hatte er in den Wind geschlagen. 

Stalins Politik bedeutete Kapitulation. Erst als er die Kontrolle abgab, begann die Verteidigung. Die sowjetischen Arbeiter und Soldaten besiegten Hitler trotz Stalin!

Der Internationalismus der Arbeiterklasse

Stalins Linie war: «Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher». Die Soldaten der Roten Armee kämpften jedoch für die Befreiung Europas vom Faschismus und Imperialismus. In den britischen, amerikanischen und anderen Armeen waren die Soldaten härtester deutschfeindlicher Propaganda ausgesetzt. Und trotzdem waren die meisten Soldaten nicht angetrieben vom Hass gegen die Deutschen, sondern gegen Hitler und seinen Faschismus. 

Die chauvinistische Propaganda verlängerte den Krieg. Mit internationalistischen Appellen hätte der Krieg viel weniger Leben gekostet. Hätte die Rote Armee nach Stalingrad systematisch die Soldaten der Wehrmacht aufgefordert, die Waffen niederzulegen, zu desertieren und sich zu verbrüdern, dann hätte der Krieg viel eher geendet!

Proletarischer Antifaschismus

Gegen den Faschismus einfach die Demokratie zu verteidigen, bedeutet immer, den unabhängigen Klassenstandpunkt der Arbeiter aufzugeben und sich den Kapitalisten unterzuordnen. Solche Volksfront-Methoden schüren Illusionen in die eigenen Unterdrücker und Ausbeuter – die teils bis zum letzten Moment mit den Faschisten kollaboriert hatten.

Nur die Arbeiterklasse kämpft kompromisslos gegen den Faschismus. Ihr ging es um die Befreiung von Unterdrückung, ihre demokratischen Rechte und ein besseres Leben. Deshalb geriet ihr antifaschistischer Kampf überall an einem gewissen Punkt mit den bürgerlichen Demokraten in Konflikt, denn letztere kämpften für ihr Recht auf Ausbeutung. 

Am Ende des Krieges ergoss sich dieser Kampf in einer revolutionären Welle auf der ganzen Welt. Der Kapitalismus konnte nur mit den grössten Zugeständnissen in der Geschichte gerettet werden: die europäischen Sozialstaaten und die Unabhängigkeit für viele Kolonien.

Die Macht der Arbeiterklasse

Die Arbeiterklasse kann, was niemand sonst vermag: Sie schafft den ganzen Reichtum auf der Welt. Akademiker und Karrierepolitiker können nichts gegen Kriege tun. Doch die Arbeiterklasse hat die Macht, das Schlachten zu beenden, so wie sie den Faschismus und den Imperialismus 1939 – 45 geschlagen hat.

Wenn die Kapitalisten Krieg führen, dann ist die Arbeiterklasse die Einzige, die die «nationalen Interessen» abstreifen und gegen den Chauvinismus und die Kriegstreiberei den Kampf aufnehmen kann. Wir Kommunisten tun heute alles dafür, dass sie dies in dieser Periode von Aufrüstung und Kriegstreiberei auch tun wird!

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