Sozialismus ist in dieser Stunde der einzige Rettungsanker der Menschheit. Über den zusammensinkenden Mauern der kapitalistischen Gesellschaft lodern wie ein feuriges Menetekel die Worte des Kommunistischen Manifests:
Sozialismus oder Untergang in der Barbarei!
Rosa Luxemburg: Was will der Spartakusbund?
In den Jahren nach dem blutigen Gemetzel des Ersten Weltkriegs ging ein Gespenst um in Europa: das Gespenst des Bolschewismus. Doch so sehr sich die herrschenden Klassen auch bemühten, sie konnten es nicht austreiben. Zu ihrem Entsetzen warf es wie Banquos Gespenst auf dem Bankett einen unheimlichen Schatten auf ihr Handeln.
Lloyd George bemerkte im März 1919 gegenüber dem französischen Premier Clemenceau:
«Ganz Europa ist vom Geist der Revolution erfüllt…
Die gesamte bestehende Ordnung in ihren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten wird von der Masse der Bevölkerung von einem Ende Europas bis zum anderen in Frage gestellt.»
E.H. Carr, The Bolshevik Revolution, Bd. 3, S. 136, unsere Übersetzung
Diese Furcht vor dem Bolschewismus blieb nicht isoliert und reichte sogar bis über den Atlantik. Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson wiederholte im März 1919 die Drohung:
«Wir befinden uns in einem Wettlauf mit dem Bolschewismus, und die Welt steht in Flammen.»
A. Read, The World on Fire: 1919 and the Battle with Bolshevism, S. 160, unsere Übersetzung
Die Flammen waren ihnen dicht auf den Fersen und drohten sie zu verschlingen. «Jeden Tag wird die Situation schlimmer, bis viele Leute bereit sind zu bekunden, dass die Vereinigten Staaten das nächste Opfer dieses gefährlichen Übels sein werden»
New York Times. ebd., S. 51, unsere Übersetzung
Einige Jahre später bestätigte der bolschewistische Führer Leo Trotzki diese «gottlosen» Befürchtungen. «Das waren die Tage der Panik, die Tage einer wahrhaft irrsinnigen Angst vor dem Bolschewismus, der damals als eine äusserst nebelhafte und daher furchterregende Erscheinung daherkam.»
L. Trotzki, Die ersten fünf Jahre der Kommunistischen Internationale, Bd. 1, S. 176, unsere Übersetzung
Für die Vertreter des Bürgertums war die Erscheinung real genug, und die Welt stand wirklich in Flammen. Die Monarchien lagen in Schutt und Asche, verbrannt im revolutionären Inferno nach der bolschewistischen Revolution im Oktober 1917 und der deutschen Revolution im November 1918. Die Flammen der Revolution fegten alles hinweg, was sich ihnen in den Weg stellte, und veränderten den Lauf der europäischen und der Weltgeschichte. Von den alten Grossreichen würde kein Stein mehr auf dem anderen bleiben.
Wir sollten jedoch zunächst mit einem Mythos aufräumen. Es waren nicht die Generäle und Admiräle, die dem Gemetzel und Blutvergiessen des Ersten Weltkriegs – in dem mehr als 17 Millionen Menschen ihr Leben verloren und mehr als doppelt so viele verwundet, vergast und verstümmelt wurden – ein Ende setzten, sondern der revolutionäre Aufstand der heldenhaften Soldaten, Matrosen und Arbeiter Deutschlands. Die Generalstäbe auf beiden Seiten waren bereit, den Krieg bis zum letzten Tropfen fremden Blutes fortzusetzen. Die wahren unbesungenen Helden – die revolutionären Massen – werden in keiner offiziellen Feier oder auch nur in den Geschichtsbüchern erwähnt.
Die welterschütternden Ereignisse der deutschen Revolution im November 1918 waren eine mächtige Inspiration für die russischen Massen, die verzweifelt versuchten, aus ihrer Isolation auszubrechen und die proletarische Revolution nach Westen auszuweiten. Es war die erste, in einer Reihe von spontanen revolutionären Wellen, die an den Schranken des Kapitalismus zerschellten.
«Die vorhergehenden Zeilen waren am 9. November 1918 niedergeschrieben. In der Nacht vom 9. zum 10. trafen aus Deutschland Nachrichten ein über den Beginn der siegreichen Revolution zuerst in Kiel und anderen Städten im Norden und an der Küsten, wo die Macht in die Hände der Arbeiter- und Soldatenräte übergegangen ist, dann auch in Berlin, wo ebenfalls der Rat die Macht übernommen hat.»
Er fügte dann hinzu:
«Der Schluss, der mir noch zu der Broschüre über Kautsky und die proletarische Revolution zu schreiben übrigblieb, erübrigt sich dadurch. »
Lenin Werke, Bd. 28, S. 320.
Für Lenin schien es sinnlos, auf die Verzerrungen Kautskys zu antworten, während die Revolution dem Sieg nahe war.
Als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare richtete Lenin einen dringenden Appell an die russischen Arbeiter:
«Heute Nacht traf aus Deutschland die Nachricht vom Siege der Revolution in Deutschland ein. Zuerst sandte Kiel einen Funkspruch, dass die Macht sich dort in den Händen des Arbeiter- und Matrosenrats befindet. Dann brachte Berlin folgende Meldung: „Freiheits- und Friedensgruss an alle. Berlin und Umgegend in den Händen des Arbeiter- und Soldatenrates. Adolph Hoffmann, Landtagsäbgeordneter. Joffe und Botschaftspersonal kommen sofort zurück.“ Wir bitten, an sämtlichen Grenzstellen alle Massnahmen zur Benachrichtigung der deutschen Soldaten zu ergreifen. Aus Berlin kam gleichfalls die Meldung, dass deutsche Soldaten an der Front die Friedensdelegation der alten deutschen Regierung verhaftet und selbst Friedensverhandlungen mit französischen Soldaten aufgenommen haben.»
Lenin Werke, Bd. 28, S. 174
Sobald sich diese elektrisierende Nachricht verbreitete, gingen Zehntausende von russischen Arbeitern unter Jubel spontan auf die Strasse. Die Stimmung wurde auf den Siedepunkt getrieben/ Die Stimmung kochte. Der Bolschewik Karl Radek erinnerte sich an die dramatischen Auswirkungen der Nachricht:
«Aus allen Ecken der Stadt zogen die Demonstranten zum Moskauer Sowjet […] Zehntausende von Arbeitern brachen in wilden Jubel aus. So etwas habe ich nie wieder gesehen. Bis zum späten Abend zogen Arbeiter und Soldaten der Roten Armee vorbei. Die Weltrevolution war gekommen. Die Masse des Volkes hörte ihr eisernes Stampfen. Unsere Isolation war vorbei.»
J. Riddell, The German Revolution and the Debate on Soviet Power, S. 15, unsere Übersetzung
In der Überzeugung, dass die Weltrevolution unmittelbar bevorstehe, schrieb Lenin an Swerdlow:
«Die internationale Revolution ist innerhalb einer Woche so nahe gerückt, dass wir mit ihr als einem Ereignis der nächsten läge rechnen müssen […] Wir alle setzen das Leben dafür ein, um den deutschen Arbeitern zu helfen, die in Deutschland begonnene Revolution voranzutreiben. Schlussfolgerung: 1. verzehnfachte Anstrengungen bei der Getreidebeschaffung (alle Vorräte sind einzuziehen – sowohl für uns als auch für die deutschen Arbeiter); 2. zehnmal mehr Meldungen zur Armee. Im Januar müssen wir eine Dreimillionenarmee haben zur Unterstützung der internationalen Arbeiterrevolution.»
Lenin Werke, Bd. 35, S. 341
Lenin und die Bolschewiki wussten sehr wohl, dass der Schwerpunkt der europäischen Revolution nicht im rückständigen Russland, sondern im industriell fortgeschrittenen Deutschland lag. Während die russische Revolution den Startschuss für die Weltrevolution gab, würde die entscheidende Schlacht im Herzen Europas ausgetragen werden, nämlich mit dem Sieg der deutschen Revolution. Daher konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der revolutionären Massen weltweit auf Deutschland. Deutschland kann in den Jahren 1918-1923 zu Recht als das Epizentrum der Weltrevolution und als Schlüssel für die internationale Situation verstanden werden.
Am 9. November 1918 waren die Hoffnungen auf ein siegreiches deutsches «Oktober» zunächst sehr hoch. Wie bei der Februarrevolution in Russland, strömten die Massen auf die Bühne der Geschichte. Sie nahmen ihr Schicksal in die eigenen Hände. Eine rote Fahne wehte über jede Kaserne und über jedes Schiff der Kaiserlichen Marine. Neben einer schwachen bürgerlichen Regierung, war ein Netzwerk von Arbeiter- und Soldatenräten in alle grösseren Städten Deutschlands aus dem Boden geschossen. Die Autorität des alte Staatsapparats war kollabiert und die Macht lag nun auf den von bewaffneten Arbeitern und Soldaten patrouillieren Strassen. Es handelte sich um ein klassisches Beispiel für eine «Doppelherrschaft», bei der die alten und neuen Klassenkräfte um die Vorherrschaft rangen.
In Berlin wurde eine neue Regierung von Volkskommissaren durch das Exekutivkomitee der Arbeiter- und Soldatenräte ernannt. Die Ereignisse überschlugen sich, als die Hohenzollern-Dynastie den Romanovs in die Versenkung folgte. Kaiser Wilhelm II. floh in die Niederlande, gefolgt von den Machthabern von vier deutschen Königreichen, fünf Grossherzogtümern und zwölf Fürstentümern.
Nach dem Russischen, dem Österreichisch-Ungarischen und dem Osmanischen Reich war ein weiterer jahrhundertealter Absolutismus, nämlich der der Hohenzollern, zu Staub zerfallen. Unter dem heissen Atem der Revolution packte König Ludwig III. von Bayern, dessen Geschlecht der Wittelsbacher mehr als tausend Jahre lang regiert hatte, einfach seine Koffer und reiste ab. Er wurde von einer revolutionären bayerischen Regierung abgesetzt, die als «Arbeiter- und Soldatenrat» bekannt wurde. Der württembergische König flehte auf Händen und Knien, dass keine rote Fahne über seinem verlassenen Palast wehen sollte. Der Grund für diese bescheidene Bitte war, dass der Palast trotz seiner Abwesenheit als sein Privateigentum respektiert werden sollte. Doch die Revolution ignorierte solche Formalitäten.
Der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich, sah sich gezwungen zu fliehen, er tarnte sich mit einem falschen Schnurrbart und einer roten Fahne, die auf seinem Auto wehte. Auf diese Weise konnte er im Schutz der Dunkelheit unerkannt nach Dänemark entkommen. Die alte Ordnung war am Ende. Überall wurden die kaiserlichen Fahnen heruntergerissen und durch rote Fahnen ersetzt.
Wilhelm II., Kaiser von ganz Deutschland, musste sein königliches Schloss in Potsdam zu verlassen, und die Frage nach seiner Abdankung war in aller Munde. Wilhelm sträubte sich dagegen, den Thron zu verlassen, musste aber bald einsehen, dass dieses Vorhaben aussichtslos sein dürfte. Zunächst dachte er kurz daran, dass er vielleicht als König von Preussen, dem grössten deutschen Staat, bleiben durfte, doch diese Illusion verflog schnell, als der von Wilhelm ernannte Kanzler, Prinz Max von Baden, so dreist war das Ende des Kaisers zu verkünden, ohne die Anständigkeit aufzubringen, ihn darüber zu informieren.
Irgendjemand musste schliesslich die Hohenzollern aus ihrem Elend befreien, sonst würden die Arbeiter und Soldaten wie in Russland die Sache selbst in die Hand nehmen.
Doch die Idee, das Opferlamm zu spielen, passte nicht in den Kopf des mächtigsten Monarchen Europas. «Verrat, meine Herren, unverschämter Verrat!», rief Wilhelm, als er versuchte, sich mit Hilfe der Generäle an die Macht zu klammern, doch auch sie verstiessen ihn bald.
Während des letzten Todesröchelns des alten Regimes wandte sich ein verzweifelter und verblendeter Kaiser mit einem wahnsinnigen Plan um die aufständischen Städte zurückzuerobern an die Generäle Groener und Hindenburg. indem er «ausgewählte Truppen nach Verviers, Aachen und Köln schickte, alle mit der modernsten Ausrüstung, Rauchbomben, Gas, Bombengeschwadern und Flammenwerfern. […] Diese könnten dann die Ordnung wieder herstellen». Hindenburg sagte nichts. Mit ernster Miene antwortete General Groener: «Majestät, Sie haben keine Armee mehr.» (R. Watt, The Kings Depart, S. 190.) Obwohl der Kaiser die bittere Wahrheit nicht ertragen konnte, war er nun völlig bedeutungslos. Er war wie der Kaiser ohne Kleider, oder in seinem Fall, ohne eine Armee.
Wie sein Vorgänger König Ludwig XVI. und seine Mätresse Madame de Pompadour, dachte wohl auch Wilhelm: après moi, le déluge [nach mir die Sintflut]. Doch die Katastrophe war bereits da. Am nächsten Tag bestieg die jämmerliche Gestalt einen Zug in die Niederlande, von wo er nicht mehr zurückkehren sollte. Bis 1914 galt er zu Recht als der mächtigste Monarch der Welt. Doch das Zeitalter des Kaiserreichs war abrupt zu Ende gegangen.
Wilhelms irrationales Verhalten war das gleiche wie das der anderen Monarchen, deren Regime dem Untergang geweiht war. «Der Zar zögert.», schrieb Leo Trotzki in ähnlicher Weise über das Schicksal der russischen Monarchie, «Er rechnet noch immer mit Tagen und Wochen, als die Revolution schon nach Minuten zählt.» (Trotzki, Geschichte der russischen Revolution)
«ringsherum Verrat, Feigheit, Betrug.», schrieb Nikolaus II in sein Tagebuch. (ebd.)
Dieselben Worte gab Wilhelm bei seinem Abgang von sich und wahrscheinlich auch Ludwig XVI. Sie alle gingen auf den Abgrund zu, «mit über die Augen geschobener Krone.» (ebd.)
Im Vergleich stellten diese Ereignisse die komische Oper der deutschen Revolution dar; viel schwerwiegender war, dass die offizielle Kommunikation der Regierung insbesondere ausserhalb der Hauptstadt zusammenbrach,. Die Macht entglitt den einst allmächtigen Zentralbehörden. Am 8. November, während der Kaiser noch zauderte, sandte das Kriegsministerium einen beunruhigenden Bericht an die zunehmend isolierte und schwache Regierung von Prinz von Baden:
Die Macht entglitt den einst allmächtigen Zentralbehörden. Am 8. November, während der Kaiser noch zauderte, sandte das Kriegsministerium einen beunruhigenden Bericht an die zunehmend isolierte und schwache Regierung von Prinz von Baden:
9:00 Uhr: Schwere Unruhen in Magdeburg.
13.00 Uhr: Im Reservebezirk des Siebten Armeekorps drohen Unruhen.
17.00 Uhr: Halle und Leipzig rot. Abends: Düsseldorf, Halstein, Osnabrück, Lauenburg Rot; Magdeburg, Stuttgart, Oldenburg, Braunschweig und Köln alle Rot.
19:10 Uhr: Der Offizier, der die Reserve des Achtzehnten Armeekorps in Frankfurt befehligt, wird abgesetzt. (R. Watt, S. 186, unsere Übersetzung)
Die Revolution warf in ihrem Sog alles um. Am 7. November wurde in der bayerischen Hauptstadt der König in die Flucht gezwungen und eine Republik unter der Führung des Linkssozialisten Kurt Eisner ausgerufen. Gegen 10 Uhr nachts marschierten Eisner und sein neuer Rat, begleitet von etwa sechzig bewaffneten Arbeitern, in den Landtag ein und riefen zur Ordnung. Er verkündete:
«Die bayerische Revolution ist siegreich. Sie hat der alten Ausplünderung durch die Wittelsbacher Könige ein Ende gesetzt. Nun gilt es, ein neues Regime zu errichten […] Der, der in diesem Augenblick zu Ihnen spricht, übernimmt die Funktion des provisorischen Ministerpräsidenten.»
A. Read, S. 36, unsere Übersetzung
Niemand rührte einen Finger. Keiner sprach ein Wort. Am nächsten Tag wachte die Stadt mit roten, über den öffentlichen Gebäuden und Kirchen wehenden Fahnen und mit Plakaten, die die neue sozialistische Republik verkündeten, auf.
In der Zwischenzeit war die deutsche Delegation am 8. November im Eisenbahnwagen von Marschall Foch im Wald von Compiègne, etwa sechzig Kilometer nördlich von Paris, eingetroffen. Marschall Ferdinand Foch war der Oberbefehlshaber der alliierten Armeen in Frankreich. Dieses Treffen war insgesamt eine deutlich düsterere Angelegenheit. Hier wurden die Bedingungen des Waffenstillstands, den die Alliierten dem deutschen Oberkommando vorlegten, offen diskutiert. Die Alliierten verlangten nichts weniger als die vollständige, demütigende und bedingungslose Kapitulation. Demnach sollte das gesamte besetzte Gebiet, einschliesslich Elsass-Lothringen, innerhalb von fünfzehn Tagen von den Deutschen geräumt werden. Auserdem verlangten die alliierten Generäle, dass das deutsche Militär die 30.000 Maschinengewehre, die sich in seinem Besitz befanden, unverzüglich abgab.
Dies führte zu einigen ehrlichen Auseinandersetzungen. Die Deutschen argumentieren ihrerseits, dass es ihnen erlaubt sein sollte, eine Streitmacht zu behalten, die stark genug ist, um mit der Gefahr des Bolschewismus fertig zu werden. Sollte die Revolution in Deutschland die Macht ergreifen, würde sie schliesslich auch auf Frankreich und andere Länder übergreifen. Doch dieses Argument wurde von den Alliierten zurückgewiesen. Die deutschen Generäle wiederholten die nüchternen Tatsachen, dass, wenn sie gezwungen würden, ihre Maschinengewehre abzugeben, «nicht genug übrig bliebe, um auf das deutsche Volk zu schiessen, falls dies notwendig werden sollte» Angesichts dieses wirklich überzeugenden Arguments einigte man sich darauf, dass 5.000 Maschinengewehre ausdrücklich zu diesem Zweck behalten werden durften.
Churchill, der den Bolschewismus mehr fürchtete als die Pest, war in London zu einem ähnlichen Schluss gekommen. In einer Kabinettssitzung betonte er die Möglichkeit des Aufbaus der deutschen Armee, da es «wichtig sei, Deutschland wieder auf die Beine zu bringen, aus Angst vor der Ausbreitung des Bolschewismus.» Für ihn überwog der glühende Hass auf den Bolschewismus und das, wofür er stand, alles andere.
Bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstands befanden sich die Kriegsparteien formell noch im Krieg. Doch die Regeln besagten klar, dass nur eine offiziell konstituierte deutsche Regierung den Vertrag unterzeichnen konnte. Aber es gab keine Regierung. Es herrschte Chaos, und die Revolution breitete sich rasch im ganzen Land aus. Die Alliierten mussten schnell handeln, mit oder ohne Regeln.
Am 11. November 1918, um 5.12 Uhr morgens, wurde auf den Abstellgleisen bei Compiègne der Waffenstillstand unterzeichnet. Er verpflichtet die Deutschen, Frankreich zu verlassen und sich hinter den Rhein zurückzuziehen. Sie mussten den grössten Teil ihrer Flugzeuge (1.700 Flugzeuge) und die modernste Flotte aufgeben. Es handelte sich um mehr als sechs Schlachtkreuzer, zehn Schlachtschiffe, acht leichte Kreuzer und fünfzig Zerstörer. Alle ihre U-Boote sollten aufgegeben werden. Dies war ein Vorgeschmack auf das, was in Paris geschehen sollte, als Deutschland die Demütigung des Friedensvertrags von Versailles auferlegt wurde.
Doch die Ereignisse hatten den Waffenstillstand bereits überholt. Der Krieg hatte die Revolution hervorgebracht. In Deutschland war das alte Regime zusammengebrochen und hatte die Macht in die Hände der revolutionären Arbeiter, Soldaten und Matrosen gelegt. Die deutsche Revolution, die sich Stunde um Stunde entfaltete, stellte den grössten Schlag gegen den Kapitalismus seit der russischen Revolution vom Oktober 1917 dar. Sollte Deutschland dem Bolschewismus verfallen, wäre die Revolution nicht mehr aufhaltbar. Alles stand auf dem Spiel. Lenin erklärte, dass er sogar bereit sei, die «belagerte» Revolution in Russland für eine erfolgreiche Revolution in Deutschland zu opfern. Er wusste sehr wohl, dass ein Sieg in Deutschland, im Zentrum Europas, das Schicksal der europäischen Bourgeoisie und dann der Welt besiegelt hätte. So gross war die historische Bedeutung dieser atemberaubenden Ereignisse.
Am Tag des Waffenstillstands schrieb Beatrice Webb, die englische Reformistin der Fabianer, in ihrem Tagebuch über die Panik, die das britische bürgerliche Establishment ergriffen hatte:
«Überall purzlen die Throne und überall zittern die Besitzenden heimlich. Wie bald wird die Flut der Revolution die Flut des Sieges einholen? Das ist die Frage, die Whitehall und den Buckingham-Palast beschäftigt und selbst bei den besonneneren Demokraten Besorgnis hervorruft.»
Auch der britische Diplomat Bruce Lockhart notierte in seinem Tagebuch nach einem Treffen mit dem König:
«Der König war sehr nett… hat eine gesunde Furcht vor dem Bolschewismus.»
R.H.B. Lockhart, The Diaries of Sir Robert Bruce Lockhart, S. 47, unsere Übersetzung
Nicht nur im Buckingham-Palast, sondern auch in den herrschenden Klassen Europas herrschte eine tiefgreifende Stimmung der Vorahnung. Ihre Welt schien noch nie so voller Gefahren gewesen zu sein. Sie spiegelte ihre Befürchtungen wider, dass der Bolschewismus vor den Toren stand und die Herrschaft der Banker und Kapitalisten zu Ende gehen würde. In einem Bericht aus der New York Times hiess es:
«Die ernsthafteste Frage der Stunde […] ist, wie weit Europa mit dem Bolschewismus infiziert ist»
A. Read, S. 38, unsere Übersetzung
In Schottland liessen sich die Arbeiter im roten Clydeside Viertel [in Glasgow] von den Ereignissen in Russland und Deutschland inspirieren. Als der Marxist und Internationalist John Maclean am 3. Dezember 1918 aus dem Gefängnis entlassen wurde, richtete er sich an die Menge in Glasgow und endete mit dem Ausruf: «Drei herzhafte Hochs auf die deutsche sozialistische Revolution!»
In der Zeitung The Call schrieb Maclean einen Artikel mit dem Titel «Now’s the Day and Now’s the Hour!» – «Jetzt ist der Tag und jetzt ist die Stunde», in dem er ausführte:
«Wir erleben heute, was alle Marxisten natürlicherweise erwartet haben: die Kapitalistenklasse der Welt und ihre Regierungen haben sich in einem höchst energischen aktiven Versuch zusammengeschlossen, den Bolschewismus in Russland und den Spartakismus in Deutschland zu zerschlagen. Der Bolschewismus ist übrigens der siegreiche Sozialismus, und der Spartakismus ist der Sozialismus, der dabei ist, den Sieg zu erringen. Dies ist der Klassenkrieg auf internationaler Basis, ein Klassenkrieg, der bis zum logischen Ende – der Auslöschung des Kapitalismus überall – ausgefochten werden muss und wird.»
N. Milton, John Maclean, S. 185-186, unsere Übersetzung
Der Sieg der Revolution in Deutschland schien gesichert, als die Staatsmacht in die Hände der Arbeiter und Soldaten fiel. Doch tragischerweise gelang es dem deutschen Proletariat trotz allem nicht, seine Position an der Macht zu festigen. Die Revolution blieb auf halbem Wege stehen und die Chance wurde tragisch vertan. «Niemand in der deutschen Arbeiterbewegung wusste, wie er die Macht nutzen sollte, die am 9. November 1918 plötzlich in seine Hände fiel», kommentierte der Historiker Evelyn Anderson. (E. Anderson, Hammer or Anvil, S. 38, unsere Übersetzung) Die Führer der Sozialdemokratie hatten sich der Revolution aktiv widersetzt, doch am Ende führten sie sie an. Sie taten alles in ihrer Macht stehende, um die Bewegung in sichere «demokratische» Bahnen im Sinne einer bürgerlichen Republik zu lenken, wo sie die Rolle einer «loyalen Oppositionspielen oder sogar Teil einer Regierungskoalition sein würden. In Abwesenheit einer echten revolutionären Partei wurde die Chance vertan, eine sozialistische Republik im Zentrum des europäischen Kontinents zu errichten.
Im Verlauf der deutschen Revolution gaben die Arbeiter- und Soldatenräte, die zunächst die Macht innehatten, diese einfach an die sozialdemokratischen Führer ab, denen sie vertrauten, die aber ihrerseits ihre Autorität zur Rettung des Kapitalismus nutzten. Diese rückgratlosen Reformisten, die sich in der Praxis längst von der Idee der proletarischen Revolution und des Marxismus verabschiedet hatten, schafften es, den nahen Sieg in eine Niederlage zu verwandeln und den Weg nicht für die «Demokratie», sondern für die nackte und blutige Reaktion zu bereiten.
Das war das genaue Gegenteil von dem, was in Russland geschah, als die Bolschewiki die Macht im Namen der Sowjets ergriffen und die Herrschaft der Grundbesitzer und Kapitalisten beendeten. Auf den russischen Februar folgte der russische Oktober. Der deutsche «Februar» schaffte diesen Übergang nicht. Der Verrat der deutschen Sozialdemokraten ebnete den Weg für eine Niederlage und eine schreckliche Vergeltung. Diese Tragödien und verpassten Chancen legten später die Grundlage für den Sieg des deutschen Faschismus und damit für die Schrecken der Konzentrationslager und Gaskammern. Wäre die deutsche Revolution erfolgreich gewesen, hätte sie den gesamten Verlauf der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts verändert. Das deutsche Scheitern kann daher als eine der grössten – wenn nicht als die grösste – Tragödie unserer Zeit betrachtet werden.
Heutzutage ist es unter bestimmten bürgerlichen Historikern immer mehr in Mode gekommen, zu sagen, dass die Ereignisse vom November 1918 keine Revolution darstellen. Selbst die radikale «Linke» kann ambivalent sein.
«Die Frage, ob es sich wirklich um eine Revolution handelte, ist noch nicht geklärt»
Gabriel Kuhn, All Power to the Councils! A Documentary History of the German Revolution 1918-1919, S. xi, unsere Übersetzung).
Und wer klärt diese Frage? Der Begriff der Revolution scheint sie zu beunruhigen. Bei den offiziellen «Soziologen» ruft der Begriff wie bei kindische Streichen ein herablassendes Lächeln hervor. Es ist nicht verwunderlich, dass die Konservativen die Revolution für eine Art kollektiven Wahnsinn halten. Diese Karikatur ist natürlich völlig falsch. Die Revolution ist kein Ausdruck des Wahnsinns, sondern des instinktiven Wunschs der unterdrückten Klasse, die Gesellschaft zu verändern.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Grundvoraussetzung einer Revolution der Eintritt der Massen auf die Bühne der Geschichte ist, dann waren die Ereignisse von 1918 in Deutschland eine gigantische – und charakteristische – revolutionäre Bewegung. Das Erwachen der Massen und ihre aktive Teilnahme an der Politik ist das entscheidendste Merkmal einer Revolution, auch der deutschen Revolution. Die Revolution selbst ist eine kolossale Schule, in der Millionen gewöhnlicher Männer und Frauen durch ihre täglichen Erfahrungen schnell lernen. Täglich werden neue Erkenntnisse gewonnen und neue Lektionen gelernt. Eine neue Ordnung beginnt Gestalt anzunehmen und sich herauszukristallisieren. Allein durch die Anstrengungen und die Initiative der Massen legt die Revolution die Macht in ihre Hände. Infolgedessen gelingt es ihr, die politische Vorherrschaft der Junkerklasse zu brechen und die Monarchie zu beseitigen. Leo Trotzki, der unmittelbare Erfahrung mit der Führung einer Revolution hatte, beantwortete die Frage folgendermassen
«Der unbestreitbare Charakterzug der Revolution ist die direkte Einmischung der Massen in die historischen Ereignisse. In gewöhnlichen Zeitläufen erhebt sich der Staat, der monarchistische wie der demokratische, über die Nation; Geschichte vollziehen die Fachmänner dieses Handwerks: Monarchen, Minister, Bürokraten, Parlamentarier, Journalisten. Aber an jenen Wendepunkten, wo die alte Ordnung den Massen unerträglich wird, durchbrechen diese die Barrieren, die sie vom politischen Schauplatz trennen, überrennen ihre traditionellen Vertreter und schaffen durch ihre Einmischung die Ausgangsposition für ein neues Regime. Ob dies gut oder schlecht ist, wollen wir dem Urteil der Moralisten überlassen. Wir selbst nehmen die Tatsachen, wie sie durch den objektiven Gang der Entwicklung gegeben sind. Die Geschichte der Revolution ist für uns vor allem die Geschichte des gewaltsamen Einbruchs der Massen in das Gebiet der Bestimmung über ihre eigenen Geschicke.»
L. Trotzki, Geschichte der russischen Revolution
Wenn wir diese wissenschaftliche Definition verwenden, waren die Ereignisse in Deutschland im November 1918 zweifellos eine Revolution. Leider blieb sie auf halbem Weg stehen. Sie zerstörte nicht die wirtschaftliche Macht der Banker und Kapitalisten. Die Tatsache, dass die deutsche Revolution nicht wie in Russland 1917 zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht wurde, ist eine andere Frage. Sie beweist nur, dass man eine halbe Revolution nicht durchziehen kann. Eine Revolution muss den ganzen Weg gehen oder sie wird scheitern. Es gibt keinen halben Weg.
Sie zeigt auch, dass der Sieg nicht wie eine reife Frucht von einem Baum fällt. Selbst wenn jedes Element der kapitalistischen Gesellschaft zerfallen ist und die Arbeiter bereit sind, die Macht zu übernehmen, braucht es in erster Linie eine entschlossene und bewusste revolutionäre Führung, die bereit ist, bis zum Äußersten zu gehen.
Obwohl die Revolution von 1918 geschlagen wurde, ergaben sich in den Jahren 1919, 1920 und insbesondere 1923 gleichermassen wichtige revolutionäre Möglichkeiten. Trotzki war der Meinung, dass es in Deutschland bis zum Sieg Hitlers revolutionäre Möglichkeiten gegeben hätte. Die deutsche Arbeiterklasse hatte sich mehr als bereit gezeigt, die Menschheit aus einer Epoche des Hungers und des Blutes herauszuführen. Die Schuld liegt nicht bei ihnen. Tatsächlich konnte man von ihnen nicht mehr verlangen. Diese Möglichkeiten wurden von ihren Führern zynisch verspielt. Wieder einmal durfte der deutsche Kapitalismus überleben, aber zu einem welch einem schrecklichen menschlichen Preis.
Der deutsche «Oktober» wurde nicht verwirklicht, nicht wegen der mangelnden Entschlossenheit der Massen, die keine Grenzen kannten, sondern wegen des Verrats und des Versagens der Spitzen sowohl der reformistischen als auch der kommunistischen Parteien. Es waren diese Niederlagen, die schliesslich das rasende, ruinierte Bürgertum in die Arme der Faschisten trieben und den Weg für den Sieg Hitlers ebneten. Aber selbst dann hätte Hitler gestoppt werden können, hätten die Arbeiterführer nicht eine kriminelle Rolle gespielt. Obwohl sie über Waffen und Rüstungsmaterial sowie über eigene militärische Formationen verfügten, liessen sie die Faschisten kampflos an die Macht kommen. Die deutschen Arbeiter wurden wie Lämmer zum Schlachter geführt. Die deutschen Arbeiter wurden wie Lämmer zur Schlachterei geführt. Die Führer der Sozialdemokraten weigerten sich zu kämpfen, weil Widerstand ihrer Meinung nach zu Bürgerkrieg und Blutvergiessen geführt hätte. Blutvergiessen! Gerade weil sie nicht entschlossen handelten, wurde das Blutvergiessen unvermeidlich. Millionen von Arbeitern würden schliesslich durch die faschistische Barbarei umkommen.
Die Führer der Kommunistischen Partei, die sich in den 1920er Jahren den Stalinismus angenommen hatten, ignorierten die Aufrufe Leo Trotzkis zu einer Einheitsfront der Arbeiterorganisationen gegen den Faschismus, denunzierten aber stattdessen weiterhin die Sozialisten als «Sozialfaschisten» und als Hauptfeind. Trotzki richtete einen eindringlichen Appell an die kommunistischen Arbeiter:
«Arbeiter-Kommunisten, Ihr seid Hunderttausende, Millionen; Ihr könnt nirgendwohin wegfahren, für Euch gibt es nicht Reisepässe genug. Wenn der Faschismus an die Macht kommt, wird er wie ein furchtbarer Tank über Eure Schädel und Wirbelsäulen hinwegrollen. Rettung liegt nur in unbarmherzigem Kampf. Und Sieg kann nur das Kampfbündnis mit den sozialdemokratischen Arbeitern bringen. Eilt, Arbeiter-Kommunisten, Ihr habt nicht mehr viel Zeit!»
L. Trotzki, Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen?
Sein Aufruf zu einer Einheitsfront wurde jedoch von den stalinistischen Führern als «konterrevolutionäre» Propaganda abgetan.
Die Machtübernahme Hitlers im Januar 1933 – «ohne eine Fensterscheibe einzuschlagen», wie er selbst sagte – stellt die demütigendste Kapitulation der Geschichte dar, schlimmer noch als der Verrat vom 4. August 1914. Selbst damals, nach allem, was geschehen war, taten die Stalinisten den faschistischen Sieg mit den erstaunlichen Worten ab: «Nach Hitler sind wir dran!» Dieser Verrat zerstörte jede Möglichkeit einer deutschen Revolution.
1935 suchte Stalin aus Angst vor einem möglichen Krieg mit Deutschland ein Bündnis mit den so genannten «westlichen Demokratien». Um seine Freundschaft mit den imperialistischen Ländern zu demonstrieren, war er bereit, die spanische Revolution zu opfern.
Dieser Wandel bedeutete einen weiteren Zickzack-Kurswechel der Politik, indem der «Sozialfaschismus» zugunsten der Volksfront fallen gelassen wurde. Stalin ging sehr schnell von der Anprangerung Trotzkis, der zur Einheit der deutschen Kommunisten mit den Sozialdemokraten in einer Einheitsfront der Arbeiterorganisationen gegen die Nazis aufgerufen hatte, zum breitestmöglichen Bündnis, der Volksfront der kommunistischen und sozialistischen Organisationen mit «fortschrittlichen» bürgerlichen Politikern, Liberalen und Kirchenführern gegen den Faschismus über. Eine solche Politik bereitete die Niederlage in Spanien – und anderswo – vor und ebnete den Weg für den Zweiten Weltkrieg und 80 Millionen Tote.
«Unsere Aufgabe ist es nicht, zu lachen oder zu weinen, sondern zu verstehen», sagte der Philosoph Baruch Spinoza. Es ist notwendig, für die neue Generation zu verstehen, was in Deutschland geschehen ist, und daraus Lehren für heute zu ziehen. «Indem wir ein höheres Verständnis von die Vergangenheit erreichen», schrieb Alexander Herzen, «schaffen wir Klarheit für die Gegenwart; indem wir tiefer in die Bedeutung des Vergangenen eindringen, entdecken wir die Bedeutung der Zukunft; indem wir zurückblicken, bewegen wir uns vorwärts.» (R. Medvedev, Let History Judge, unsere Übersetzung)
Wir stehen heute am Scheideweg zwischen zwei Epochen. Die alte Nachkriegsstabilität ist endgültig zu Ende gegangen. Angesichts der grössten Krise der Geschichte des Kapitalismus herrschen überall chronische Instabilität und eine starke Polarisierung. Erneut wird der Weg für revolutionäre Erschütterungen weltweit geebnet.
Titanische Ereignisse werden das Bewusstsein von Millionen von Menschen verändern, wenn die Gesellschaft in eine intensive Phase des Klassenkampfes eintritt. Die Arbeiterklasse wird sich darauf vorbereiten müssen und die Lehren aus den Jahren 1918-1923 können dabei eine unverzichtbare Rolle spielen.Vor uns eröffnet sich eine Periode tiefgreifender Umwälzungen. Natürlich gibt es bedeutende Unterschiede zwischen heute und den 1930er Jahren, vor allem die enorm gewachsene Stärke der Arbeiterklasse. Diese Veränderung des Kräfteverhältnisses zwischen den Klassen ist von entscheidender Bedeutung.
Wir lehnen die Sichtweise der kleinbürgerlichen Moralisten und Liberalen ab, welche die Revolution verpönen, als widerspräche sie den Naturgesetzen.Tatsächlich sind Revolutionen die treibende Kraft der Geschichte, und die Geschichte wird solchen Leuten einige scharfe Lektionen in Dialektik erteilen.
Wie die russische Oktoberrevolution von 1917 eröffnete auch die deutsche Revolution von 1918 ein stürmisches Kapitel der europäischen und weltweiten Geschichte. Wir stehen heute vor einer ähnlich stürmischen Periode auf weltweiter Ebene und das ist einer der Hauptgründe, warum wir dieses Buch veröffentlichen. Ausserdem handelt es sich nicht nur um ein historisches, sondern auch um ein politisches Werk. Die Ebbe und Flut der Geschichte, die ihren eigenen Gesetzen folgt, hat grosse Bedeutung für heute. Das hat nichts mit Schicksal zu tun, denn es sind die Menschen, welche Geschichte schreiben. Ausserdem geht die Veröffentlichung mit einem Jubiläum einher: der hundertste Jahrestag der deutschen Revolution vom November 1918, als die Arbeiter, Matrosen und Soldaten «den Himmel stürmten», um es mit Marx auszudrücken. Sie waren so nah dran, die Welt zu verändern, aber sie wurden dieses Sieges beraubt. Diese Tragödie führte schliesslich zur faschistischen Barbarei und allen damit verbundenen Schrecken. Es ist daher die Verantwortung der neuen Generation von Sozialisten und Kommunisten, die durch die Vergangenheit geschult und bereichert wurden, dieses längst überfällige Werk zu vollenden, das von den Helden der Geschichte begonnen wurde, die es wagten, den Himmel zu stürmen.
Europa — von Emanuel Tomaselli, RKI Österreich — 16. 11. 2024
Berichte & Rezensionen — von Die Redaktion — 15. 11. 2024
Nordamerika — von der Redaktion — 13. 11. 2024
Europa — von Jack Halinski-Fitzpatrick, marxist.com — 11. 11. 2024