Mit der Forderung nach Wiedereinführung von Förderklassen in verschiedenen Deutschschweizer Kantonen hat der Kulturkampf nun endgültig Einzug in die Schulzimmer gehalten.
SVP und FDP reagieren damit auf die wachsende Unzufriedenheit über den Zustand der Schulen. Was als Rettung für überforderte Lehrpersonen und Schüler präsentiert wird, ist in Wahrheit der Versuch, zu vertuschen, dass ihre (Spar-)Politik der Grund für die Probleme im Bildungswesen sind.
Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt wurde die integrative Schule in der Schweiz eingeführt. Ziel war, dass allen Kindern und Jugendlichen der Unterricht in Regelklassen ermöglicht wird. Aber um die Vielfalt der Schüler aufzufangen, braucht es kleinere Klassen sowie genug Personal mit der nötigen Ausbildung, Zeit und Energie. Allesamt Ressourcen also, die von SVP und FDP seit Jahren unter dem Motto «Unternehmenssteuersenkungen statt Unterricht» aktiv abgebaut werden. Alleine zwischen 2013 und 2018 haben die Kantone rund 400 Millionen Franken durch den Bildungsabbau eingespart.
Das Resultat? Seit 2012 gibt es einen Rückgang in der Lesekompetenz. Heute kann die Hälfte der 15-Jährigen einen einfachen Text nicht mehr richtig entschlüsseln.
Aber selbst ohne diese Sparmassnahmen: Wie sollen sich Kinder heute noch auf das Lesenlernen konzentrieren? Krieg und Genozid stehen auf der Tagesordnung. Social-Media-Konzerne buttern Milliarden in die Entwicklung von Algorithmen, um Jugendliche an ihren Handybildschirm zu ketten. Und die Situation zu Hause wird dank Inflation und Stress schwieriger.
Die Krise in der Bildung endet nicht am Schultor. Sie ist Ausdruck des Kapitalismus im Niedergang.
Davon versuchen die Bürgerlichen mit ihrem Kulturkampf abzulenken. Damit stossen sie auf ein gewisses Echo. Nicht, weil die Leute viel Vertrauen haben, dass ihre Vorschläge die Probleme lösen werden. Sondern weil es die einzigen Lösungen sind, die angeboten werden.
Der Unmut über den Zustand in den Schulen ist gross. Doch was tut die Linke? Einerseits tragen SP-Exekutivpolitiker reihenweise die Sparmassnahmen mit. Andererseits führen die Gewerkschaften den Kampf nicht offensiv. Keine Lehrperson nimmt die Mühe und das Risiko auf sich, den Kampf im Lehrerzimmer und mit den Eltern offensiv zu organisieren, wenn er sich auf die x-te Bittibätti-Petition an die Sparpolitiker beschränkt. Wofür auch?
Es braucht einen offensiven Kampf, der Lehrpersonen, Schüler und Eltern im Kampf für gute Bildung vereint! Dafür muss die gewerkschaftliche Organisierung gestärkt und die Lehrerschaft streikfähig gemacht werden. Und es muss aufgezeigt werden, wo die Ressourcen für eine Verdoppelung des Lehrpersonals herkommen sollen: Aus der Verstaatlichung der Grossbank und der grossen Konzerne. Nur so werden die Investitionen in Bücher statt Bomben fliessen.
Nur Klassenkampf wird dem Kulturkampf den Sauerstoff endgültig abschneiden!
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