Auf 1917 folgte eine wahre Welle von Kulturoptimismus. Von der Idee einer revolutionären Massenkunst beflügelt, suchten die Künstler der russischen Avantgarde einen Stil, der der neuen Welt gerecht wurde. Das MAH* zeigt dem Publikum einen Teil ihrer Werke.

Ausgestellt wurden die «Prouns», die abstrakten Gemälde El Lissitzkys. Für den Künstler waren sie eine Erkundung des revolutionären Raums, in dem es kein oben und unten gibt, der unendlich ist, von zwei- und dreidimensionalen, geometrischen Formen gefüllt wird, in dem es keine richtige oder falsche Perspektive gibt. Wer die Bilder von allen Seiten betrachtet, versteht diesen Raum, wie er will. Alexei Krutschonych dichtete in seiner Universalsprache Zaum. Von Sinn und Grammatik befreit, sollte sie durch Klang und Rhythmus von Gefühlen und Empfindungen berichten. Wer die Sprache im MAH hört, fühlt, ohne zu verstehen.

Die proletarische Revolution war das, was diese Künstler inspirierte, ihr künstlerischer Motor. Dennoch verschweigt das MAH diese Tatsache komplett und verweist in der gesamten Ausstellung nur ein Mal kurz auf die Russische Revolution! Die Zensur ist offenbar. Für dieses bürgerliche Museum muss Kunst «Kunst um der Kunst Willen» sein – insbesondere, wenn sie kommunistisch ist.

*Das MAH (Musée d’Art et d’Histoire) in Genf hat «El Lissitzky et l’avant-garde russe» vom 31. Mai bis zum 7. September ausgestellt.