Bauen wir eine Bewegung auf, stark genug, um den westlichen Imperialismus zu bezwingen.

Letzte Woche traten 85’000 Studenten gegen das israelische Massaker in Gaza in den Streik. Es handelt sich um den grössten internationalistisch-solidarischen Studentenstreik der kanadischen Geschichte.

Der Startschuss am 21. November vereinte Studenten aller grossen französisch- und englischsprachigen Universitäten sowie der höheren Sekundarschulen Montreals. Über 1’000 Personen versammelten sich im Zentrum zur Hauptkundgebung, wo Reden gehalten wurden, die ein Ende des Genozids forderten.

Ein Student fasste zusammen: «Ich hatte keine Ahnung, ob der Streik etwas bringt, vor allem, wenn nur wir daran teilnehmen. Mit Studenten aus allen Ecken von Québec hat das aber Bedeutung […] Ich dachte mir, wieso sollten Leute auftauchen, wenn es sie nicht direkt betrifft? Hier sind sie aber!»

Während Hochschulstreiks nur in Québec stattfanden, haben Dutzende weitere Hochschulen im Land Kundgebungen für den Aktionstag am 21. November organisiert.

Dies stellt eine fantastische Weiterentwicklung der Palästina-Solidaritätsbewegung dar. Nach über einem Jahr Demonstrationen mit Hunderttausenden Teilnehmern, Boykotten, Petitionen und Anrufe an Parlamentarier haben alle begriffen, dass sich nichts getan hat. Israel setzt seine genozidale Politik fort und wird weiterhin von westlichen Imperialmächten unterstützt.

Deswegen hat die Parti Communiste Révolutionnaire (PCR) im August dazu aufgerufen, einen Studentenstreik für Palästina zu organisieren. Wir argumentierten, dass dies bloss der nächste logische Schritt sei, um eine Eskalation zu provozieren und der Solidaritätsbewegung neues Leben einzuhauchen. Diese war in eine Phase von Stillstand und Verwirrung eingetaucht.

Aktivisten der PCR trugen die Streikkampagne an 45 verschiedene Hochschulen, wo sie für den Streik argumentierten und Tausende Unterschriften sammelten, die die studentischen Vereinigungen zur Mobilisierung aufriefen. 

1-2 Tage Streik reichen jedoch nicht aus. Deswegen hielten wir die studentischen Vereinigungen, die für den Streik gestimmt hatten, dazu an, den Streik nicht als einmaligen Stunt aufzufassen, sondern sich ernstlich für eine grössere Mobilisierungskampagne im nächsten Semester einzusetzen, die möglichst alle Vereinigungen im ganzen Land einbeziehen sollte.

Vorwärts, aber bergauf

Das war kein Leichtes. Als die PCR zur Kampagne ansetzte, wussten wir bereits, dass wir zu klein sein würden, um alles selbst zu organisieren. Deswegen riefen wir alle Solidaritätsgruppen und studentischen Organisationen dazu auf, alle ihre Kräfte hinter die Mobilisierung für den Streik zu stellen.

So hätte sich ohne Zweifel ein echter Massenstudentenstreik von Küste zu Küste entwickeln können.

Leider erhielten wir von den meisten Gruppen, die die Solidaritätsbewegung aktuell dominieren, keine positive Antwort. Mehrmals bekamen wir zu hören, dass ein Streik «nicht realistisch» sei, weil Studenten «kein Interesse an Palästina» hätten oder dafür nicht streiken würden. Der Streik mit 85’000 Teilnehmern beweist das Gegenteil.

Andere widersetzten sich dem Streik, weil er zu extrem sei, ja sogar das «allerletzte Mittel» darstelle. Viel besser sei es, die Verwaltung unter Druck zu setzen und «vernünftige» Forderungen zu stellen. Doch genau diese Herangehensweise hat die Bewegung in eine Sackgasse geführt. Ja, findet ein Genozid statt, dann brauchen wir das «allerletzte Mittel»!

Die Bewegung ist scharf unterteilt zwischen jenen, die revolutionäre, klassenkämpferische Methoden verteidigen, und jenen, die in ihren reformistisch-liberalen Anschauungen gefangen sind und sich mit moralischen Appellen an die imperialistischen Institutionen zufriedengeben.

Einen lächerlichen Höhepunkt erreichte diese Spaltung, als die «Students for Justice in Palestine» zu einem Streik am 21. November aufriefen, während wir bereits einen Streik am 22. November ausgerufen hatten. Um der Einheit der Bewegung nicht zu schaden, verwarfen wir doch unsere Pläne. Mehrere Sektionen der SJP, wie etwa jene der Toronto Metropolitan University, missachteten jedoch den Beschluss der Dachorganisation und weigerten sich, für den Streik zu mobilisieren. Sie entgegneten Aktivisten des «Student Strike for Palestine», dass sie lieber die Verwaltung von Desinvestitionen überzeugen möchten.

Glücklicherweise entschied sich ein guter Teil der Studentenvereinigungen doch für den Streik. Das ist ein grosser Schritt nach vorn, aber doch nur einer. Um uns Gehör zu verschaffen, müssen wir jede Provinz lahmlegen können.

Wie weiter?

Die PCR ist dazu bereit, unseren Teil zu leisten. Wir sind aber eine relativ kleine Kraft und können den Streik nicht alleine stemmen. Die Bewegung braucht die Ressourcen und die Mitarbeit der grössten Studentenvereinigungen und der Solidaritätsgruppen.

Der logische Ansatzpunkt sind die Studentenvereinigungen, die sich am 21. und 22. November beteiligt haben. Diese Vereinigungen sollten andere Vereinigungen und alle Solidaritätsgruppen dazu aufrufen, einen gesamtkanadischen Studentenstreik gegen den Genozid zu organisieren.

85’000 Studenten für Palästina stellen einen grossen Erfolg dar, auf dem man aufbauen kann. Legen wir die Campusse lahm, zwingen wir sie dazu, die israelische Kriegsmaschinerie nicht länger zu unterstützen. Bauen wir eine Bewegung auf, die so kraftvoll ist, dass sie auch die Arbeiterklasse ins Boot hieven, dass sie auch Grenzen überwindet und sich auf die USA und Europa ausbreitet – und so den westlichen Imperialismus in die Knie zwingt.

So können wir Palästina befreien!