Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, wurde zum neuen Papst gewählt. Er nimmt den Namen Franziskus I. an und wird als “Papst der Herzen” und als “Papst der Armen” präsentiert. Doch seine Vergangenheit zeigt auf wessen Seite er wirklich steht.
Bergoglio ist bekannt dafür, dass er zur argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 ein politisches Naheverhältnis hatte und nichts unternahm, um das brutale Vorgehen der Junta gegen Oppositionelle zu unterbinden. Horacio Verbitsky erinnert in seinem Buch “L’isola del Silenzio. Il ruolo della Chiesa nella dittatura argentina” (“Insel der Stille. Die Rolle der Kirche in der argentinischen Diktatur”, 2006) an diese Zeit:
“Während der Ball in Argentinien rollte, verschwanden die ‘Desaparecidos’ weiter. Die Menschen verschwanden einfach. Jugendliche verschwanden einfach. Eltern verschwanden einfach. Es gab jedoch eine sozio-politische Institution, die von all dem wusste. Die argentinische Kirche. Eigentlich, nein. Seien wir etwas genauer. Die Kirchenspitze wusste davon. Nicht die Priester in den Gemeinden oder die freiwilligen Laien, die in engem Kontakt mit den Armen standen. Wir sprechen vielmehr vom Apostolischen Nuntius Pio Laghi, der sich damals in Argentinien aufhielt und mit den Foltergenerälen gerne Tennis spielte. Oder dem Kardinal Bergoglio, der damals Provinzial des Jesuitenordens war. Oder Don Grasselli, dem späteren Bischof, der alles wusste. Er weiß, wo die Verschwundenen hingekommen sind, und dass sie jetzt Leichen sind. Er weiß es, aber er spricht nicht darüber.”
Erinnern wir uns, dass die Diktatur von General Videla für das Verschwinden von 30.000 Menschen (den “Desaparecidos”) verantwortlich zeichnete.
In seinem Buch zitiert Verbitsky auch einen Fal von zwei Jesuiten, die Bergoglio gegenüber der Diktatur als subversiv bezeichnete und 1976 verhaftet und gefoltert wurden. Erst aufgrund des Drucks seitens des Vatikans wurden die beiden wieder freigelassen. Mehrere andere Fälle von Entführungen und Misshandlungen aus dem Kollegium der Jesuiten, dem Bergoglio vorstand, was ohne sein Mitwissen kaum möglich gewesen wäre.
Bergoglio wurde auch mehrfach von den Müttern der Plaza de mayo (die Mütter der Desaparecidos) als Zeuge vor Gericht nominiert, weil dieser in seiner hohen Position damals “nicht nichts wissen konnte”.
Verbitsky schrieb: “Ich keine keinen anderen modernen Fall eines Bischofs, der so explizit mit der Politik verbunden war, wie Bergoglio.”
Mit anderen Worten, Bergoglio steht für eine Kirchenhierarchie, die sich offen in den Dienst einer der blutigsten Militärdiktaturen der Geschichte und der Interessen der herrschenden Ordnung gestellt hat.
Bergoglio wird der kirchlichen Strömung “Comunione e Liberazione” (CL) zugerechnet. CL wurde in den 1950ern als antikommunistisches Bollwerk gegründet und gilt als ultra-reaktionäre Bewegung, die als organisierte Fraktion in der katholischen Kirche auftritt. Sie versucht von den Schulen und Universitäten her Netzwerke aufzubauen, aus denen sie ihren Nachwuchs rekrutiert, der dann wiederum in Machtpositionen in Politik und Wirtschaft untergebracht wird. CL ist eine wichtige Lobbymaschinerie mit engen Verbindungen zu rechten Parteien und zur Mafia.
Die Entscheidung, Bergoglio zum neuen Papst zu wählen, sollte allen zu denken geben, die einmal mehr die Hoffnung hatten, das Konklave könnte diesmal einen fortschrittlichen Papst hervorbringen.
Europa — von Emanuel Tomaselli, RKI Österreich — 16. 11. 2024
Berichte & Rezensionen — von Die Redaktion — 15. 11. 2024
Nordamerika — von der Redaktion — 13. 11. 2024
Europa — von Jack Halinski-Fitzpatrick, marxist.com — 11. 11. 2024