Inflation, Arbeitslosigkeit, Krieg… Die Krise des Kapitalismus schlägt überall ein und sie schlägt hart ein. Wir brauchen den Sozialismus noch zu unseren Lebzeiten. Und dafür braucht es eine revolutionäre marxistische Internationale. Der Funke ging in der ganzen Schweiz nach draussen letzten Samstag, um diese Internationale aufzubauen!
Selbst in der Schweiz bröckeln die Säulen, die den Kapitalismus in der letzten Periode stabilisierten. In unseren Perspektiven des Klassenkampfs in der Schweiz betonen wir zwei zentrale Punkte: Einerseits ist der globale (und damit auch der Schweizer) Kapitalismus in eine tiefe Krise geraten, welche die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse untergräbt; andererseits kann nur die Arbeiterklasse dieses mörderische System stürzen.
Wenn man unter die Oberfläche schaut, sieht man, dass die Jugend und wachsende Teile der Arbeiterklasse sich radikalisieren: gegen eine kaputte Zukunft, gegen den Krieg … gegen alle Facetten der Krise des Kapitalismus! Die Jugend zieht zunehmend revolutionäre Schlussfolgerungen. Es ist höchste Zeit, eine Organisation aufzubauen, die in der Lage ist, die Radikalisierung zu erfassen und ihr ein wirklich sozialistisches Programm zu geben.
Aus diesem Grund hat Der Funke beschlossen, am Samstag, 26. Februar, in der ganzen Schweiz auf radikalisierte Jugendliche zuzugehen.
In einer ersten Phase traten wir mit einer revolutionären Analyse und einem revolutionären Programm auf den Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine auf. Unsere Losung: «Für die internationale Solidarität! Kein Krieg zwischen den Völkern! Kein Frieden zwischen den Klassen!».
Wir dürfen nicht in einen falschen Gegensatz verfallen und «auswählen» zwischen der «demokratischen» NATO einerseits und dem bösen Russland andererseits. Während wir den Angriff der russischen Armee auf die Ukraine entschieden ablehnen, machen wir uns keine Illusionen über die Absichten der NATO. Dieser Krieg ist das Ergebnis des Kapitalismus: Er ist der Konflikt zweier gegensätzlicher imperialistischer Blöcke, die um Einflusssphären kämpfen. Es gibt weder auf der einen noch auf der anderen Seite etwas Fortschrittliches; die Arbeiterklasse hat nichts zu gewinnen und kann nur verlieren, wenn sie sich einer der beiden Seiten anschliesst. Um gegen solche imperialistischen Kriege zu kämpfen, muss sie für den Sozialismus kämpfen. Das bedeutet, zunächst die Bourgeoisie im eigenen Land zu bekämpfen: Die ukrainischen Arbeiter müssen gegen ihr reaktionäres und nationalistisches Regime kämpfen, die russische Arbeiterklasse gegen das imperialistische Regime Putins, die Arbeiterklasse der USA und anderer NATO-Länder gegen die kapitalistischen Profiteure in ihren Ländern.
Was die angebliche Schweizer Neutralität betrifft, so handelt es sich dabei um eine heuchlerische Positionierung: Wie wir in unserer Erklärung geschrieben haben, ist der Schweizer Imperialismus ein wesentlicher Teil des Weltimperialismus. Die «Schweizer Neutralität» ist das Mittel, mit dem das Schweizer Kapital seine eigenen Profitinteressen auf der internationalen Bühne verteidigt, zum Beispiel indem es die zentrale Stellung seines Finanzplatzes im russischen Rohstoffhandel aufrechterhält. Auf der anderen Seite bedeuten die Appelle an den Bundesrat, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, eine stillschweigende Angliederung an die Position der NATO und der imperialistischen Länder, die sie bilden. Es ist daher dringend notwendig, dass wir uns von davon distanzieren und ohne Wenn und Aber eine Klassenlinie verfolgen: Die Schweizer ArbeiterInnen müssen gegen den Schweizer Imperialismus kämpfen, d.h. für die Verstaatlichung der Banken und Grossunternehmen unter der Kontrolle der Arbeiter.
In Bern brachte die spektakuläre Anti-Kriegs-Bewegung innerhalb von 48 Stunden 20’000 Menschen zusammen. Trotz einer gewissen Heterogenität und Slogans, die sich an den imperialistischen Positionen der EU orientierten, waren viele Jugendliche davon überzeugt, dass der Kapitalismus das Problem ist. So ist ein Teil der Jugend und der Arbeiterklasse zum Kampf bereit, wird aber durch die Absenz eines Klassenprogramms gehemmt. Weder ein vager und hilfloser Pazifismus, noch Appelle an den Bundesrat oder Nationalismus sind eine Lösung. Die radikalisierte Jugend wird sich dessen zunehmend bewusst.
Ein Teil dieser Leute ging später zur antifaschistischen Demonstration in Bern, an der auch wir teilnahmen und unser Programm verteidigten.
Wir vertreten eine kohärente revolutionäre Position. Die Ergebnisse, die wir auf der Demonstration erzielten, zeigten dies: Wir verkauften über 100 Zeitungen und etwa 30 Personen erklärten, sie wollten mit uns in Kontakt bleiben, um mehr darüber zu erfahren, wie sie sich am Aufbau einer revolutionären Organisation beteiligen können.
In Genf war die Versammlung vor den Vereinten Nationen kleiner und umfasste etwas mehr als 1’000 Personen. Generell waren die bei der Mobilisierung verwendeten Losungen weniger radikal als in Bern. Sie konnten weniger gut an die zunehmende Radikalisierung anschliessen. Illusionen über das Eingreifen internationaler kapitalistischer Organisationen waren allgegenwärtig und standen neben ukrainischem Nationalismus.
Das ändert nichts an unserer Feststellung: Es gibt Potenzial für eine Massenbewegung gegen den Krieg, aber die Jugend hat eben kein Vertrauen in den leeren Pazifismus der UNO oder in die kapitalistischen Institutionen.
Auch hier verteidigten wir unser Programm und diskutierten mit einigen Jugendlichen: Wir konnten etwa 15 Zeitungen verkaufen und trafen einige Sympathisanten.
Der «Rote Samstag» ging noch weiter. Wir sehen die Dringlichkeit, uns für eine sozialistische Revolution zu organisieren, und wir nutzen jede Gelegenheit, um unser Programm zu verbreiten und mit der radikalisierten Jugend in Kontakt zu treten. Darum organisierten wir in der ganzen Schweiz Zeitungsverkäufe.
In Genf gingen wir nach Plainpalais, Les Grottes und Les Bastions und sprachen alle Menschen an, die sich für unsere Ideen interessierten. Die Begeisterung war sichtbar und das Ergebnis liess nicht lange auf sich warten: etwa zwanzig verkaufte Zeitungen und zehn Personen, die daran interessiert waren, mehr über den Marxismus zu erfahren. Die Mehrheit der Jugendlichen, mit denen wir sprachen, stimmte zu, dass das System nicht funktioniert. Ein grosser Teil von ihnen sah die Notwendigkeit, sich zu organisieren, um es zu stürzen.
Wir machten ähnliche Erfahrungen in Zürich und Basel, wo wir mit unseren Ständen am Bahnhof, und an gut besuchten Orten wie am Barfüsserplatz (BS) oder im Niederdörfli und im Letten-Quartier (ZH) mit vielen Jugendlichen die Diskussion suchten. Auch hier trafen wir auf Jugendliche, die einen wirklichen Ausweg suchen – ein Ausweg, der über blosse Appelle an den Staat und Illusionen in das parlamentarische System hinausgeht. In nur wenigen Stunden konnten wir etwa 30 Zeitungen verkaufen und knapp 20 Personen diskutieren, die sich mit uns zu organisieren wollen.
Nach diesem Tag drängen sich zwei wichtige Schlussfolgerungen auf.
Erstens: Die Krise des Kapitalismus und ihre zahlreichen Erscheinungsformen führen zu einer Radikalisierung und zu Massenbewegungen. Junge Menschen sehen, wie die Klimastreikbewegung in einer parlamentarischen Sackgasse endete, wie kriminell der Bundesrat mit der Pandemie umgeht und wie mörderisch die Politik der imperialistischen Mächte ist. Diese Menschen sehen die Notwendigkeit eines Systemwechsels und wollen sich organisieren, um dieses Ziel zu erreichen. Sie lassen sich nicht mehr von den moralisierenden Appellen der Politiker an das Gewissen täuschen und wollen jetzt handeln.
Zweitens: Gegen Krieg, Wirtschaftskrisen, Frauenunterdrückung, Rassismus und all die anderen abscheulichen Widersprüche des Kapitalismus zu kämpfen, bedeutet, für den Sozialismus zu kämpfen. Wir brauchen eine Organisation, die ein wirklich revolutionäres Programm in die Bewegungen, in die JUSO, in die Lehrstätten und auf die Strasse trägt! Als Teil der Internationalen Marxistischen Tendenz sind wir dabei, diese Organisation aufzubauen – in der Schweiz und international in über 40 Ländern.
Wenn du mit unserem Programm einverstanden bist und uns beim Aufbau einer Organisation helfen willst, die es verbreiten kann, dann mach mit!
Titelbild: Aktivistinnen und Aktivisten an der Anti-Kriegsdemonstration in Basel
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