Nun schon zum vierten Mal demonstrierten über 2000 Menschen in Basel als Teil des weltweiten Aktionstages gegen die Agrochemiekonzerne Monsanto und Syngenta und deren Verbrechen. Die Teilnehmenden forderten eine ökologischere und gerechtere Landwirtschaft. Der diesjährige March prangerte unter anderem Basels laissez-faire-Haltung gegenüber Syngenta an, die ihren Hauptsitz in der Stadt hat und derzeit von attraktiven Steuerdeals profitiert. In Morges (VD)  fand zeitgleich eine weitere Demo mit 1000 Teilnehmenden statt.
Nach einer regnerischen Woche zeigte sich die Sonne an diesem Samstag, dem 19. Mai, durchgehend während der Demonstration. Ab 13 Uhr begann sich der Barfüsserplatz langsam zu füllen und Musik und Reden stimmten die Anwesenden auf den March ein. Wie üblich zeichnete sich die gesamte Veranstaltung durch die Breite der unterstützenden Organisationen aus, von Menschenrechts- und Umwelt-NGOs, Kleinbauernorganisationen über linke Parteien und Gruppierungen der radikalen Linken waren alle dabei. Auch viele Familien mit kleinen Kindern und bunt geschminkte und verkleidete Jugendliche nahmen Teil– nicht wenige im klassischen Bienen-Kostüm.

Angriff auf die Versammlungsfreiheit
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte die Änderung der Demo-Route Anlass zu Protest gegeben. Dem Gesuch der OrganisatorInnen, den Marsch durch die Innenstadt via Mittlere Brücke laufen zu lassen, gab das Justiz- und Polizeidepartement von FDP-Saubermann Baschi Dürr keine Bewilligung, da dann schon eine andere Veranstaltung angemeldet sei. Das Shopping-Erlebnis am Pfingswochenende sollte nicht von einer Demo gestört werden, vermuteten die Syngenta-GegnerInnen. Auch ein Vorstoss von SP, Grünen und BastA! im Grossen Rat konnte die Entscheidung nicht kippen. Bereits 2017 wurde die Demo über die Wettsteinbrücke umverlegt, was klar eine Verdrängung aus der Innenstadt darstellt. Während damals noch mit der Grossbaustelle der Mittleren Brücke argumentiert wurde, steht die Regierung heute als nackter Vertreter der Kapitalinteressen Syngentas da. Immerhin wurde auf die Begleitung der Demo durch ein Grossaufgebot gepanzerter Robocops verzichtet. Wenn die Kontroverse um die Route einen Effekt auf die Mobilisierung hatte, dann einen positiven: Diversen Medienberichten zufolge nahmen dieses Jahr mehrere hundert Leute mehr am March teil als letztes Jahr.

Tanzfest und Schweigeminute
Unter Musik und den Parolen wie «Rund um die ganze Welt / Macht Syngenta Gift zu Geld!» oder «Aha! Tout Bâle – ghört em Kapital / Und s Proletariat – frisst Glyphosat!» machten sich die Teilnehmen um 14 Uhr auf den Weg. Beim Bankverein wurde die Finanzierung von umweltschädigenden Projekten wie der Dakota Access Pipleline durch Credit Suisse und UBS angeklagt. Spontan wurde auf dem Platz ein Tanzfest veranstaltet. «Es wird der Tag kommen, wo dieser Platz nicht mehr nach den Banken benannt sein wird!», hörte man über einen Lautsprecherwagen. Von der Wettsteinbrücke aus bot sich vielen DemonstrantInnen ein motivierender Anblick: Von der Mittleren Brücke hatten mehrere AktivistInnen zwei riesige Transparente mit der Aufschrift «Basel kills – Worldwide» gehängt, was wiederum mit Jubel begrüsst wurde. Mitten auf der Brücke wurden sitzend mehrere Schweigeminuten eingelegt für die Opfer von Pestiziden auf der ganzen Welt, was laut UNO 200’000 Menschen pro Jahr sind.
Dieser Zahl gegenüber steht das systematische «Greenwashing», mit dem Firmen wie Syngenta und Monsanto ihr Image gegen aussen als nachhaltig und grün präsentieren. Diesem Thema widmete sich auch der Redebeitrag von Kathrin Hartmann, Autorin des Buchs «Die grüne Lüge», welches mit dem Appell endet, dass die Ressourcen nicht den Konzernen überlassen werden dürfen. Dieser Schlussfolgerung können wir uns nur anschliessen! Um die mörderischen Praktiken der Agromultis zu beenden, muss unser Kampf ein antikapitalistischer sein und die Diktatur der Profitlogik zugunsten einer demokratischen Kontrolle und Planung der Produktion durch die Arbeitenden erkämpfen. Es ist erfreulich, dass aus der Demo auch Solidarität mit den Syngenta-Angestellten zu hören war, die nach der Übernahme durch ChemChina von Stellenabbau bedroht sind.

Organisiert euch!
Via Claraplatz und Messe strömte der Demonstrationszug dann an den Syngenta-Gebäuden vorbei zum Badischen Bahnhof vor den Eingang des Syngenta-Hauptsitzes, welcher mit zahlreichen Schildern und Transparenten «verziert» wurde. Im letzten Redeblock kamen auch GastrednerInnen der Bewegung landloser Bauern aus Brasilien zu Wort, die ihre Freude über die Solidarität und den Widerstand im Herzen der Bestie ausdrückten. Für zornige Buhrufe sorgte die Erzählung, wie von Syngenta bezahlte private Sicherheitskräfte eine Gruppe Indigene angriffen, die sich mit einer Besetzung ihres eigenen Landes gegen Syngentas Anbaupläne hatten wehren wollen. Der Konzern weigert trotz Gerichtsbeschluss bis heute der Witwe eines erschossenen Protestierenden eine Entschädigungsrente zu zahlen.
Der March against Monsanto & Syngenta ist nebst dem 1. Mai die grösste regelmässig stattfindende politische Veranstaltung in Basel. Dass sich dieser grosse und – trotz Routenänderung – sichtbare Widerstand fest etabliert hat und wächst, stimmt mutig. Mut allein wird aber verpuffen ohne Organisierung und revolutionärer Theorie. Die ökologischen und sozialen Probleme der globalen Landwirtschaft sind innerhalb des Kapitalismus nicht lösbar. Kämpfen wir also für eine starke und international organisierte Bewegung der Arbeitenden, welche sich dieser Probleme bewusst ist und eine lebenswerte Zukunft für alle bauen kann.

Silvan D.
JUSO Baselland

 

Titelbild: © František Matouš