Unter dem Motto „Time for Revolution!“ versammelten sich die Genoss*innen, um aktuelle Themen, wie die sozialistische Perspektive in Europa und auch geschichtliche oder theoretische Eckpunkte wie Marxens Kapital zu erarbeiten und diskutieren.
Der Kern des Seminars waren die vielen unterschiedlichen Workshops zu Themen wie „Marxismus und Religion“, „eine Einführung in marxistische Ökonomie“ oder ein zu den Februarkämpfen österreichischer Antifaschist*innen 1933. Als roter Faden zog sich die Kritik an den herrschenden Zuständen des Kapitalismus durch die Referate. Gerade in Zeiten von Brexit, Trump und den Aufkommen nationalistischer und faschistischer Kräfte in der „westlichen Welt“ ist ein klar formuliertes, revolutionäres Programm unabdingbar. Der Büchertisch am Eingang tat ergänzend sein Übriges: Revolutionäre Literatur von Lenin über Kautsky („Der Ursprung des Christentums“) und Trotzki, wie auch propagandistisches Material der italienischen und deutschsprachigen Genoss*innen luden zum Schmökern ein.
Eines der Highlights war der Beitrag von John Peterson. Der Herausgeber von Socialist Appeal in den USA und Mitglied der dortigen Sektion der IMT wurde dieses Jahr als Gast und Referent geladen. Die Wahl Donald Trumps zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, provozierte Bewegungen und Proteste, bestehend aus proletarischen und demokratischen Demonstrat*innen, die eine klare Kritik am derzeitigen Zustand äußern. So der Women‘s March und auch die BlackLiveMatters-Bewegung. Bernie Sanders, Vertreter eines „Sozialismus“ skandinavischen Modells, brachte es zustande, eine junge Massenbewegung hinter sich zu ziehen, die bewusst als „sozialistisch“ verstand. Der Sozialismus als totgeglaubtes Moment wurde spätestens durch diesen Wahlkampf zur möglichen Alternative zum verrotteten Kapitalismus. John Peterson, der sein Referat über die Ära Trump und aktuelle Situation in den USA mit den Worten „Donald Trump is a moron!“ begann, berichtete verständlich und mit messerscharfer marxistischer Dialektik, was es bedeutet, Donald Trump als US-Präsidenten zu haben.
Nach dem Referat wurden Fragen gesammelt, auf die John erneut einging und mehrmals bewusst machte, dass eine revolutionäre Partei mit fester Verankerung in den (proletarischen) Massen unabdingbar ist, und betonte abermals, dass stumpfer Antiamerikanismus schädlich und falsch sei. Besonders da gerade in den USA der revolutionäre, rebellische Geist brodelt und eine realistische Chance auf einen grundsätzlichen Gesellschaftsumsturz besteht. Der erste Tag war für viele ein neuartiges Erlebnis, für viele auch eine Festigung des revolutionären Standpunktes. Wie jedes Jahr fand auch dieses Mal im Rahmen des Seminars eine Demonstration statt. Mit antifaschistischen Parolen zog man durch Bregenz und gedachte der sozialistischen Opfer, die im Zuge der Februarkämpfe fielen, um den Vormarsch des österreichischen Faschismus zu verhindern. Doch bei all der Diskussion, bei all der Kritik, bei all den Gesellschaftsanalysen kam der Spaß auch nicht zu kurz. So fand – direkt nach dem antifaschistischen Demonstrationszug in Bregenz – eine Feier statt, bei der als besondere Dreingabe Genoss*innen aus der Schweiz Lieder aus der Arbeiter*innenbewegung spielten.
Auch dieses Jahr war das Karl-Marx-Seminar ein grosser Erfolg für die Kräfte des revolutionären Marxismus.Wir stehen an der Schwelle zu einem Zeitalter von Revolution und Konterrevolution und die Lage der Welt zeigt auch dieses Jahr glasklar die Bedeutung, die die internationale Vernetzung von Marxist*innen überall auf Welt einnimmt. Für diesen Zweck hat sich das Marx-Seminar in Bregenz mit Teilnehmenden aus Österreich, der Schweiz, Deutschland, den USA, Italien und Liechtenstein wieder einmal als hervorragendes Mittel erwiesen.
Elisa Novak
JUSO Thurgau
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