Die marxistische Strömung war am 1. Mai in der ganzen Schweiz an Umzügen und Festern präsent. Hier eine Auswahl der Berichte, welche uns zugekommen sind.

Rückblick auf den 1. Mai in Zürich

Der Funke-Stand am 1.Mai-Fest auf dem Kasernenareal in Zürich

Trotz kühlem und regnerischem Wetter versammelten sich ein Sammelsurium an Gruppen, Parteien und Gewerkschaften schon morgens um 9:30 Uhr am Helvetiaplatz. Gemütlich wurde Kaffee geschlürft, sich über den kommenden Tag ausgetauscht, Transpis ausgerollt und rote Fahnen probeweise in die Luft geschwenkt. Musik heizte die Menge auf; die riesigen Puppen der Autonomen Schule tanzten dazu. Die Funke-UnterstützerInnen pakten ihre Zeitungen und mischte sich unter die Menge. Dann ging es langsam los, Gruppe um Gruppe, Partei um Partei und doch gemeinsam solidarisch zogen die ArbeiterInnen los. Die Laune hielt bis zum Sechseläutenplatz an – kein Regen konnte die revolutionäre Stimmung dämpfen. Wir schrien uns heiser gegen Kapitalismus, Faschismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Polizei und Mario Fehr und animierten gaffende Zuschauer sich mit uns zu solidarisieren. Dazwischen wurde auch immer wieder Sport getrieben: Alle in die Knie, und dann auf Los fahnenschwenkend losgerast. Das sorgte nicht nur für Abwechslung, sondern sah ziemlich episch aus.

Am Sechseläutenplatz angekommen, nahm die Masse an ArbeiterInnen den Platz vor dem Opernhaus ein. Grüppchen bildeten sich, Wurst und Bier gekauft und den Kundgebungen gelauscht. Wir gingen Charme und unserer neuen Funke-Zeitung auf Leute zu, während am Podium die soziale Ungerechtigkeit angeprangert wurde. Unterdessen ging auch revolutionäre Literatur über den Klapptisch am Platzrand. Einige interessante politische Gespräche und lässige Zufallsbegegnungen später war es dann Zeit für einen Standortwechsel.

Im Kasernenareal erwartete uns Musik, Unterhaltung und Verpflegung. Von Rauchschwaden der Essenstände umgeben, lockte unser Bücherstand viele neugierige BesucherInnen an – von Lernwilligen bis zu den Vielbelesenen, bis hin zu denjenigen, die bloss den roten Stern als Pin wollten. Wir erhielten Komplimente für die von Hand bedruckten Mai-68-Pullover und konnten die Kontaktangaben von Gleichgesinnten festhalten. Vor dem Stand wurden viele Interessierte angesprochen und unermüdlich ZOs verkauft – so viele, dass die neuste Ausgabe bereits am Nachmittag ausverkauft war und auf ältere zurückgegriffen werden musste.

Das 1. Mai fest in Zürich hätte nur halb so viel Spass gemacht ohne die kräftige Unterstützung von den Funke-UnterstützerInnen aus der ganzen Schweiz. Es war eine ganz besondere Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu schliessen, gemeinsam zu essen, zu lachen und (wenn auch widerwillig) zur penetranten Trommelmusik zu tanzen. Wir bedanken uns ganz herzlich an alle für ihren Einsatz und die schönen Erinnerungen, die wir gemeinsam machen durften.

Thurgau: Rot ist der Mai!

Die JUSO Thurgau und der Funke in Bregenz

Demos haben im Thurgau auch am 1. Mai Seltenheitswert. Gerade einmal alle paar Jahre werden Festzelt, Bratwurst und Weisswein gegen die Strasse getauscht. Umso mehr freuen wir Thurgauer MarxistInnen uns darüber, dass die Maidemonstration in Kreuzlingen Konstanz ein voller Erfolg wurde. Mit insgesamt 250 Personen war es für Ostschweizer Verhältnisse auch keine kleine Demonstration, die sich vom Hauptzoll aus in Bewegung setzte, nachdem die Schweizer Teilnehmenden ihre GenossInnen aus Konstanz an der Grenze abgeholt haben.

Die marxistische Strömung intervenierte mit der neuesten Ausgabe vom Funke, stellte eines der Fronttransparente auf der Demonstration und lieferte mit Juso-Präsident Beat Schenk einen der Hauptredner bei der anschliessenden Maifeier.

Für uns MarxistInnen war die Demo inklusive dem Vorerstmaifest, unserem Mobilisierunganlass bei dem 150 Personen teilnahmen, ein solcher Erfolg, dass wir uns dafür einsetzen wollen, dass in den kommenden Jahren am 1. Mai im Thurgau auch auf der Strasse für den Sozialismus gekämpft wird.

Grosses Fest im kleinen Thun

Funke-Stand in Thun

Der erste Mai begann in Thun ziemlich ruhig. Knapp 100 GewerkschafterInnen trafen sich auf dem Rathausplatz und lauschten den Reden. Die RednerInnen betonten die Wichtigkeit der Gleichstellung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt, wobei die mitreissendste Rede von der Juso Präsidentin Tamara Funicello gehalten wurde, deren Rede diverse Male von Applaus unterbrochen wurde.

Unterstütz von einem Kontingent Jugendlicher aus Bern, das pünktlich für die Demo auf dem Parkett erschien, konnte einerseits der Altersdurchschnitt des Anlasses deutlich gesenkt, wie auch die Demo zahlenmässig massiv aufgestockt werden. Die Stimmung während des Umzuges war gut und kämpferisch.

Die Literatur der marxistischen Strömung, allem voran die Zeitung, stiess bei den Anwesenden auf reges Interesse wie auch die Analyse zur Perspektive des Klassenkampfes in der Schweiz.

1er Mai à Genève (Deutsch weiter unten)
On peut estimer la participation au rassemblement genevois à 3000 personnes soit la manifestation la plus grande en Romandie. Comme chaque année, la manifestation est partie des 22-Cantons pour descendre la Rue du Mont-Blanc et les Rues basses jusqu’au Parc des Bastions. L’ambiance était vraiment amicale mais aussi combative surtout sur le sujet du salaire minimum vu qu’une initiative en demandant un à 23.- de l’heure a été lancé par un grand front de syndicats et partis.

A Genève dans le parc des Bastions

A la fin du défilé, au parc des Bastions, une partie du cortège s’est dirigée vers le Consulat de France pour dénoncer l’Etat policier français et demander la libération de militants arrêtés. Nos discussions avec des militants syndicaux lors de la fête qui a suivi, nous ont montré un intérêt croissant pour les idées marxistes, intérêt qui s’est démontré dans la vente massive des journaux, bien au-dessus de nos attentes. De leur côté, les discours électoraux en vue des élections au conseil d’Etat ont étés désertés par les manifestants. Ainsi, de manière générale, ce 1er Mai nous a enthousiasmé et nous motive à continuer la construction des forces révolutionnaires à Genève et ailleurs.

Enthusiasmus in Genf
Mit 3000 Teilnehmenden war die Genfer 1. Mai-Demo die Grösste in der Westschweiz. Wie jedes Jahr ging es vom Bahnhof über die Rue du Mont-Blanc und die Altstadt in den Parc des Bastions. Die Atmosphäre war solidarisch, aber auch kämpferisch, vor allem was den Mindestlohn anbelangt. Vor knapp einem Monat wurde von einer großen Front von Gewerkschaften und Parteien eine Initiative lanciert, die einen Mindestlohn von 23.- pro Stunde fordert. Am Ende der Demo, im Parc des Bastions, ging ein Teil der Demo zum französischen Konsulat, um den französischen Polizeistaat anzuprangern und die Freilassung von verhafteten AktivistInnen zu fordern. Unsere Gespräche mit GewerkschaftsaktivistInnen beim anschließenden Fest zeigten uns ein wachsendes Interesse an marxistischen Ideen, ein Interesse, das sich im massiven Verkauf von Zeitungen deutlich über unseren Erwartungen zeigte. Die Reden im Hinblick auf die kantonalen Wahlen hingegen wurden von den Demonstrierenden schnell verlassen. So hat uns dieser 1. Mai generell begeistert und motiviert, den Aufbau der revolutionären Kräfte in Genf und anderswo fortzusetzen.

Im kühlen Aarau
Am kühlen, jedoch nicht verregneten 1. Mai 2018 in Aarau demonstrierten mindestens 300 Menschen gegen Lohnungleichheit. Für Musik und antikapitalistische Parolen sorgte die Juso. In den leidenschaftlichen Reden wurde gegen die Lohnungleichheit Wort ergriffen, was vom Publikum mit viel Beifall begrüsst wurde. Im Anschluss zur Demonstration stärkten sich die AktivistInnen der Juso, Funke, SP, Unia und Grünen auf dem Holzmarkt. Auch einige Ausgaben von der neusten Ausgabe von „der Funke“ konnten an die ArbeiterInnen gebracht werden.

Winterthur zum 1. Mai

Ein kämpferischer JUSO-Funke Block

Der 1. Mai begann wie gewohnt – regnerisch. Dennoch versammelten sich etwa 400 Menschen, um für Lohngleichheit zu demonstrieren. Die JUSO Winterthur war mit ihrem Wagen samt Soundsystem und Transparent präsent und bildete den Jugendblock. Die Demonstration durch die Altstadt wurde begleitet von Musik und Parolen, während der Revolutionäre Aufbau für die nötige pyrotechnische Begleitung sorgte.
Die Demo zog schliesslich zum Neumarkt, wo bereits Festzelt und Rednerpult warteten – auch eine Unterstützerin der Marxistischen Strömung, Carla Ruckstuhl, sprach gegen Lohnungleichheit, Ausbeutung und das Kapital und forderte vom neuen linken Stadtparlament eine klare Positionierung zugunsten der Arbeitenden, was mit grossem Applaus begrüsst wurde.
Beim nachfolgenden Stand konnten alle vorhandenen 50 Zeitungen der marxistischen Strömung verkauft werden, auch das Interesse an sozialistischer Literatur zeugt von einer zunehmenden Radikalisierung der Linken und auch für uns.

Bern

Die Sicht der MarxistInnen aufs Bundeshaus

Wie immer grüsste der erste Mai am Morgen mit Regen. Durch den Tag versiegte der Himmel. In Bern waren dieses Jahr mehr Personen auf der Strasse als in den Jahren zuvor. Weil die offizielle Demonstration der Gewerkschaften dieses Jahr am frühen Abend stattfand, konnten mehr Arbeitende als in vergangenen Jahren mitmarschieren, da im Kanton Bern der Tag der Arbeit kein Feiertag ist. Dieses Jahr war das Thema des ersten Mais die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern.

Um 15:45 ging es im Rosengarten los mit einer Demonstration der Autonomen. Diese organisierten sich nach einigen Jahren der Ruhe wieder am 1. Mai. Die Demonstration der Autonomen, an der rund 200 Menschen mitmarschiert sind, war bestimmt ihr Kampfgeist erwachte jedoch erst als er um 16:30 auf den offiziellen Umzug traf. Dieser wurde von den Parteien und Gewerkschaften organisiert. Die Autonomen gliederten sich in den Umzug ein, an dem über tausend Personen teilgenommen haben. Zusammen liefen sie die Altstadt hinauf, bis sie sich am Bärenplatz teilten: Die offizielle Demonstration marschierte zum Bundesplatz und die Autonomen zogen zur Reitschule.

Der Umzug war gerade im Vergleich zu den letzten Jahren kämpferischer und lauter, was sicher auch mit der Anwesenheit der Autonomen und einer verbesserten Organisation und Vorbereitung zu erklären ist. So machten die Autonomen Dampf mit Parolen wie: “One solution! Revolution!”. Vor allem aber regnete es ausnahmsweise mal nicht.

Anschliessend war auf dem Bundesplatz das Fest. Es gab viele Reden, die meisten davon spezifisch zum Thema Lohnungleichheit. Musik wurde ab 18:00 Uhr spielte eine Live Band. Ausserdem gab es wie alle Jahre wieder gratis Risotto vom Hotel Bern. Die Reden wurden aus unterschiedlichen Lagern abgehalten, dementsprechend wurde das Thema Lohnungleichheit unterschiedlich eingeordnet. Man berufte sich z.B. unter anderem auf die Bibel und die christliche Moral.

Die Stimmung war insgesamt besser als in vergangenen Jahren und hat sich bis ca.19:00 gehalten. Dann entstand nach und nach eine kollektive Aufbruchsstimmung und gegen 20:00 leerte sich der Bundesplatz endgültig.

Erster Mai in Basel
In gewohnter Manier ging der Demozug in Basel vom Messeplatz direkt über die Mittlere Brücke zum Barfüsserplatz. Auf durch Baustellen eingeschränkten Platzverhältnissen, wurde hier das Fest veranstaltet mit Essens- und Infoständen – darunter ein gut besuchter Funke-Stand mit T-Shirts und Literatur –  dem traditionellen SP-Zelt und einer Bühne für Reden und Musik.

Funke-Flyer am Umzug in Basel (klicken zum vergrössern)

Wie an den meisten Orten stand der 1. Mai unter dem SGB-Motto: «Lohngleichheit. Punkt. Schluss!» Die Demonstration wurde zwar von Gewitterwolken begleitet und zu Beginn gab es ein paar Tropfen, trotzdem nahmen 2500 Personen (BaZ) teil. Klar zu erkennen war allerdings eine gewisse Verzettelung: Die Splittergewerkschaft Basis21 wählte eine Alternativroute und versuchte sich später an die Spitze zu stellen. Im normalen Demozug gab es Blöcke für das Recht auf Wohnen, einen grossen Sans-Papiers-Block für die Regularisierung der ca. 5’000 Sans-Papiers im Raum Basel, sowie den Jugendblock aus der JUSO beider Basel, dem Jungen Grünen Bündnis und der marxistischen Strömung. Ein Wechselspiel aus gemeinsamen und Baselbieter Parolen erzeugte eine spezielle Stimmung und erstaunte vor allem durch die Absenz von Parolen zur Universität.

Insgesamt war der 1. Mai in Basel gut besucht, aber wenig kämpferisch und wenig geeint. Ein zahlreiches Nebeneinander verschiedener linker Gruppen.

1. Mai in Liestal
Auch im Baselbiet wehten am 1. Mai rote Fahnen. Das am arbeitsfreien Tag verlassene Städtchen wurde am Nachmittag durch den traditionellen Umzug aus dem Schlaf gerissen. Angeführt von der Street Band „Brazz Attack“ spazierten um 13:30 rund 200 GewerkschafterInnen, JungsozialistInnen und Mitglieder von SP, Grünen und weiteren Organisationen vom Bahnhof zum Zeughausplatz. Die Funke-UnterstützerInnen beteiligten sich im Block der JUSO Baselland, nachdem man am morgen bereits in Basel im Jugendblock Demo-Luft geschnuppert hatte. Mit lauten Parolen, dem Demolied „Lass die Finger von dem Rentenalter“ und Buhrufen gegen die bürgerliche Regierung stellte die JUSO den kämpferischsten Teil des Umzugs dar.

Auf dem Zeughausplatz gab es diverse Reden. In geübter 1. Mai-Rhetorik empörten sich die Rednerinnen und Redner über die Bürgerliche Sparpolitik und die ausbleibende Lohngleichheit zwischen Mann und Frau. Besonders bei den VetreterInnen der Gewerkschaften und der SP wurde ein merkbar schärferer Ton angeschlagen, was zweifellos eine Reaktion ist auf den von den KapitalistInnen härter geführten Klassenkampf. Als Intermezzo sang der 1. Mai-Chor Lieder der ArbeiterInnenbewegung aus verschiedenen Ländern. Für die Internationale wurden die Versammelten zum Aufsehen und mitsingen aufgerufen – ein Ereignis, das seit Jahrzehnten nicht mehr an einem 1. Mai im Baselbiet geschehen ist. Dies war daran zu sehen, dass ausser den JUSOs kaum jemand den Text auswendig kannte. Die brandneue Ausgabe der Zeitung stiess auf Interesse. Nach den Reden machten sich die Funke-UnterstützerInnen wieder auf den Weg, um am 1. Mai-Fest in Basel noch weiter zu feiern und die Ideen des revolutionären Marxismus zu verbreiten.