Im Rahmen der Verhandlungen über den neuen nationalen Gesamtarbeitsvertrag (LMV) legten die Berner Bauarbeiter am 31. Oktober ihre Arbeit nieder. Rund um die Stadt Bern standen die Baustellen still. Nach einer Streikversammlung zogen 800 Demonstranten durch die Innenstadt. Die Kommunisten der RKP waren an den Streikposten, drückten ihre Solidarität aus und diskutierten mit den Streikenden über den Weg vorwärts.
Die Arbeitsbedingungen auf dem Bau verschlechtern sich seit Jahrzehnten. In den Verhandlungen für die Verlängerung des LMVs wollen die Baumeister weitere Verschlechterungen durchbringen. Darunter sind: Das Nichterfüllen des Mindestlohnes in den ersten fünf Jahren nach der Lehre, Samstagarbeit ohne Zuschlag und Halbierung des Kündigungsschutzes für ältere Arbeiter. Durch ihr Bestehen auf inakzeptable Forderungen haben die Baumeister nun die letzte Runde der Verhandlungen ablaufen lassen.
Auf einem Streikposten hat uns ein Strassenbauer erklärt, er habe sich vor vier Jahren noch nicht um die letzten LMV-Verhandlungen gekümmert. Die aktuellen Angriffe aber haben ihn dazu gebracht, seine Kollegen zu überzeugen, sich gemeinsam zu wehren. Ausschlaggebend war für ihn insbesondere die Ausweitung der Samstagsarbeit, da sie ihm wertvolle Zeit mit seiner Familie stiehlt. Das zeigt: Die kontinuierlichen Angriffe der Bosse haben eine Wirkung aufs Bewusstsein der Arbeiterklasse. Sie beginnt zunehmend zu begreifen, dass sie im Kampf gegen Verschlechterungen nur auf ihre eigene Kraft vertrauen kann. Tatsächlich bestätigen diverse Gewerkschaftsfunktionäre, dass die Mobilisierung dieses Jahr einfacher war als beim letzten Mal.
Dieser Prozess ist jedoch erst am Anfang. Das Schliessen der Baustellen am Morgen wurde überwiegend von Gewerkschaftssekretären durchgeführt. Wenige Arbeiter waren selbst vor Ort. Viele kamen erst an die Demonstration oder blieben zuhause. Diese Vorgehensweise reichte um 70% der Baustellen zu schliessen. Um die Angriffe der Baumeister langfristig abzuwehren, genügt das jedoch nicht. Nur mit dem aktiven Miteinbezug der kämpferischen Arbeiter der Gewerkschaftsbasis, welche in ihrem Betrieb mobilisieren und die Fragen und Ängste ihrer Kollegen beantworten, kann die Schlagkraft des Streiks verstärkt werden. Dass eine ebensolche kämpferische Schicht existiert, wurde in den Gesprächen auf dem Streikposten und an der Demonstration klar. Diese muss jedoch mit Argumenten und Erklärungen von den Gewerkschaftssekretären dazu befähigt werden, eine aktive Rolle zu spielen.
Die Kommunisten begrüssen die kämpferische Stimmung gegen die Angriffe und insbesondere den Beschluss der Streikversammlung, den Arbeitskampf weiterzuführen, falls bis Ende Jahr in den Verhandlungen keine Lösung gefunden wird. Die letzten Jahre haben bewiesen: Um die Angriffe der Bosse abzuwehren, braucht es mehr als einzelne regionale symbolische Streiktage. Nur mit einem landesweiten verlängerbaren Streik können die Bosse gezwungen werden, ihre Angriffe zurückzuziehen. Damit das passieren kann, müssen die radikalsten Arbeiter dafür sorgen, dass sie für die Weiterführung des Kampfes politische Verantwortung übernehmen können. Sie müssen die Kampftraditionen der Vergangenheit wiederentdecken. Es ist die Aufgabe aller Kommunisten, die Lehren aus diesem Prozess zu verallgemeinern und, wo möglich, eine aktive Rolle darin zu spielen.
Eine ähnliche Dynamik entwickelt sich momentan in der Pflege. Auch dort können die Verschlechterungen und Sparmassnahmen nur mit Klassenkampfmethoden gestoppt und dringend notwendige Verbesserungen errungen werden. Tragen wir die Schlussfolgerungen aus dem Kampf der Bauarbeiter an die nationale Pflegedemo vom 22. November!
Kunst & Kultur — von Marka, Genf — 30. 10. 2025
Kunst & Kultur — von Felix Looby, Basel — 23. 10. 2025
Theorie — von RKP Schweiz — 22. 10. 2025