Die Klima-Streiks von 2019 machten mir bewusst, wie fortgeschritten die Klimakrise ist. Ich dachte mir, wenn die da oben weitermachen wie bisher, müssen wir von unten die Regierung zum Handeln zwingen. Als sich abzeichnete, dass Demonstrationen nicht ausreichen, begann ich an Aktionen von zivilem Ungehorsam teilzunehmen. Ich dachte: Die Krise passiert jetzt. Je länger sie nicht angepackt wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie gelöst werden kann. Wenn Proteste nicht ausreichen, müssen wir eben radikalere Aktionen organisieren. Und wenn die Massen heute nicht bereit sind, müssen wir halt in kleineren Gruppen das «Weiter-So» stoppen.
Ich habe damals viele ernsthafte Aktivisten getroffen, die die Welt verändern wollten und ehrliche Opferbereitschaft zeigten. Wir hätten uns einiges ersparen können, wenn wir verstanden hätten, dass im Kapitalismus die Besitzenden die Kontrolle haben und wie wir das System überwinden können. Stattdessen hat der Mangel eines Klassenstandpunkts zu völlig falschen Vorstellungen und schliesslich zu Frustration, Resignation und Burnouts geführt. Auch bei mir. Wir hatten im blinden Rennen von Aktion zu Aktion kein Verständnis für Theorie. Theoretische Diskussionen sahen wir als Zeitverschwendung an. Die Realität zerschmetterte nach und nach meine Illusionen, aber mir fehlte eine Methode, um zu verstehen, warum. Und was ich stattdessen tun könnte. Bei der RKP fand ich schliesslich Antworten und die Perspektive, den Kampf gegen den Kapitalismus aufzunehmen.
Aus Wut über den Genozid in Gaza war ich wieder regelmässiger an Protesten und während der Uni-Besetzung überzeugten mich vor allem die Ideen der RKP. Ich hätte nie gedacht, dass es hier Leute gibt, die wirklich eine kommunistische Partei aufbauen. Mir wurde klar, dass die RKP es ernst meint und gute Gründe dafür hat. Die Genossen hatten schlüssige Analysen und erklärten mir geduldig, wieso man heute Kommunist sein muss. Dabei war es für mich entscheidend, dass neben den Ideen auch eine Partei besteht, die fähig ist, diese zu verwirklichen.
Als Klimaaktivist habe ich gelernt, dass gute organisatorische Fähigkeiten auf allen Ebenen entscheidend sind. Bei der RKP verband sich das mit dem Politischen: Für einen Zeitungsverkauf muss eine verbindliche Zeit und Dauer und konkrete Ziele abgemacht werden. Über den Erfolg entscheidet genauso die politisch-inhaltliche Vorbereitung: Diskutieren wir zu Beginn einen Artikel aus dem Kommunist? Welchen? Wer leitet die Diskussion an? Wer schreibt einen Bericht und wer meldet sich danach bei Kontakten?
Als mir die Genossen die revolutionären Finanzen erklärt haben, wusste ich, dass das Bewusstsein für die organisatorischen Aspekte tief in der Organisation verankert ist. Es hat mich überzeugt, dass eine revolutionäre Partei sich selbst finanzieren muss, um politisch unabhängig von bürgerlichen Ideen zu bleiben. Die marxistische Methode zu lernen braucht Zeit und Erfahrung. Indem wir die politisch stärksten Genossen von der Lohnarbeit befreien, können wir eine einheitliche politische Führung aufbauen. Diese Genossen können so besser die marxistischen Positionen und Methoden entwickeln und verankern, was der gesamten Partei bei der wöchentlichen Arbeit hilft. Es ermöglicht, dass die verschiedenen Ortsgruppen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Die nationalen Schulen, der Kongress und gut vorbereitete Sitzungen haben diesen Eindruck seit meinem Beitritt unterstrichen und mein Vertrauen in die Ernsthaftigkeit unserer Partei gefestigt. Wir sind kein Diskussionsclub, sondern eine Partei, die heute die radikalste Schicht der Arbeiterklasse organisiert. Sie – also wir – brauchen den Marxismus, um die erfolgreiche sozialistische Revolution durchzuführen. Dafür müssen wir das Verhältnis von richtigen Ideen und Organisation verstehen.
Klima — von Interview von Julian Zubler, RKP Basel — 17. 09. 2025
Philosophie — von Dario Dietsche, Bern — 12. 09. 2025
Nah-Ost — von Olivia Eschmann und Caspar Oertli, Bern — 06. 09. 2025