Mit einem grausamen Krieg wurde Jugoslawien auseinandergebrochen. Der Krieg endete mit dem Vertrag von Dayton in einem Räuberfrieden. Was nie geendet hat, ist die imperialistisch-koloniale Herrschaft über Bosnien und den ganzen Balkan.

1991 brach die «Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien» (SFRJ) mit der Abspaltung von Slowenien und Kroatien auseinander, danach brachen Bosnien und Mazedonien weg. Bis 1995 tobten Kriege über die Gebietsaufteilung. In Bosnien war der Krieg besonders blutig, fast 100’000 Tote werden gezählt. Der «Bosnienkrieg» endete mit dem Dayton-Vertrag, der am 14. Dezember 1995 in Kraft trat. 

Der Zusammenbruch Jugoslawiens war komplett reaktionär, führte zu unvorstellbarem Leid, üblen Kriegsverbrechen und schleuderte die Region um Jahrzehnte zurück. Heute steht Bosnien entsprechend dem Dayton-Vertrag unter der Oberhoheit eines ungewählten EU-Bürokraten, der über allen gewählten Volksvertretern steht. Das Land ist verfassungsmässig in drei Ethnien und zwei Landesteile gespalten.

Die Wirtschaft hat sich nie von diesem Schock erholt und ist stark von Korruption geplagt. Bosnien wird von internationalen Konzernen geplündert, die Mensch und Umwelt rücksichtslos auspressen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Perspektiven für die Jugend sind düster, was zu grosser Abwanderung führt. 

Bosnien ist keine Ausnahme. Der Zusammenbruch Jugoslawiens bedeutet bis heute massive Einschnitte für die Arbeiterklasse der gesamten Region.

Zusammenbruch von Jugoslawien

Warum gibt es Jugoslawien nicht mehr? Tito führte die jugoslawischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg zur eigenständigen Befreiung von den Nazis. Nach Titos Bruch mit Stalin sollte der Sozialismus anders aufgebaut werden. Die Arbeiter konnten in ihrem Betrieb mitreden. Doch statt Planwirtschaft liessen die Titoisten viel Markt zu. Es gab Konkurrenz zwischen den Betrieben und Druck vom Weltmarkt. 

Eine Kaste von Managern stieg auf, die in Luxus lebten und die Betriebe nach ihren eigenen Interessen führten. Sie forderten immer noch mehr Markt bis zur offenen Restauration des Kapitalismus. Die Auslandsverschuldung wuchs an und die Korruption grassierte. Gleichzeitig haschten die Bürokraten der Republiken nach mehr Autonomie und weniger Zentralismus. Damit nahm der fast überwundene Nationalismus wieder zu. Das sind unausweichliche Folgen des Markt-«Sozialismus»: Der Markt übernimmt und die Einheit des Landes wird untergraben.

Jugoslawien blieb im Kern ein stalinistisches Regime. Es gab keine Arbeiterdemokratie und der Sozialismus sollte in einem einzigen Land aufgebaut werden. Der Aufbau des Sozialismus in einem Land ist jedoch unmöglich:  ein einzelner, isolierter Arbeiterstaat wird vom Imperialismus zerdrückt.

Rolle der Imperialisten

Die Imperialisten sahen genau, dass Jugoslawiens Einheit labil wurde und die Wirtschaft kriselte. Sie brachten sich in Stellung und unterstützten gezielt prokapitalistische und ultranationalistische Gruppen. Damit pokerten sie auf Beute im Moment des Zusammenbruchs. Deutschland unterstützte beispielsweise die kroatischen und slowenischen Nationalisten, lieferte Waffen und sicherte ihnen die sofortige Anerkennung zu, wenn sie sich abspalten.

Die folgenden Kriege waren sehr brutal. Für den kapitalistischen Westen war das ideal. So würden alle sehen, dass Experimente mit dem Sozialismus zu barbarischen Zuständen führen. Es sollte abschrecken! Genau deshalb haben sie den Krieg zwar verurteilt, aber die Gräueltaten zugelassen und zugeschaut.

Erst am Schluss, als ihnen die Situation nicht mehr kontrollierbar schien, bombardierte die NATO Jugoslawien. Für den Wiederaufbau tat die NATO nichts. Doch sie verpasste Jugoslawien allgemein, und Bosnien im Besonderen, eine Zwangsjacke. Der Dayton-Vertrag zementiert absichtlich ethnische Trennlinien und liegt seither wie ein schwerer Betondeckel auf dem Grab von Jugoslawien. Er stellt sicher, dass sich die jugoslawische Arbeiterklasse nur unter grösster Anstrengung wieder befreien kann.

Welcher Ausweg?

Kein Bündnis von Imperialisten wird jemals Frieden und Wohlstand auf den Balkan bringen. Die Versprechen der EU sind leer, genau wie jene der USA, von Russland, China, der Türkei oder den Saudis. Die Befreiung der Arbeiterklasse auf dem Balkan führt über den Kampf gegen den Imperialismus aller Farben. Wir Kommunisten verteidigen die Stärken von Jugoslawien unter Tito. Vereint durch den Kampf gegen den Faschismus und die Fremdherrschaft konnten die Völker versöhnt und vereint werden. Die Verstaatlichung der Industrie erlaubte dann die rasante wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Das ist der Beweis, dass nur so der nationalen Spaltung die Grundlage entzogen werden kann.

Wie unsere Schwestersektion in Jugoslawien sagt: die Probleme auf dem Balkan sind überall dieselben. Folglich kann man sie in den einzelnen Ländern nur lösen, indem man sie überall löst. Unser Slogan heisst: Für die Balkanföderation auf sozialistischer Grundlage als Teil der sozialistischen Weltföderation!

Zur Vertiefung im Thema Revolution auf dem Balkan findest du hier die Aufnahmen des Workshops an unserer Herbstschule sowie eine ausführliche Leseliste