[dropcap]S[/dropcap]onntag und Montag wurden in Karachi (Pakistan) sieben Gewerkschaftsakitivisten verhaftet. Seither fehlt jede Spur von Ihnen. Die pakistanischen Vertretungen in Schweiz verweigert bisher jede Auskunft. Die eingesetzten Truppen der Armee und Paramilitär sind berüchtigt für ihr rücksichtloses und mörderisches Vorgehen. Die Solidarität kann über Leben und Tod entscheiden!
Die pakistanische Bevölkerungsgruppe der Paschtunen leidet seit Jahren unter der Unterdrückung durch den Staat. Immer wieder verschwinden durch Einsätze der Armee und Paramilitärs Angehörige von oder mit den Paschtunen solidarische Personen. Die „Bewegung zum Schutz der Paschtunen” PTM (Pashtun Tahafuz Movement) verlangt, dass die 32’000 Vermissten freigelassen werden. Vor allem sollen die aussergerichtlichen Morde an den Paschtunen gestoppt werden.
Seit im Januar ein bekannte junger Pakistani ermordet wurde, breitet sich die Bewegung aus. Der führende Kopf ist Manzoor Pashteen, der tausende von Menschen gegen die staatliche Willkür und Unterdrückung der Menschenrechte auf die Strasse bringt. Obschon die pakistanischen Medien eine quasi Informationssperre verhängten (BBC), nahmen am 8. April 150’00 Menschen an einer Demonstration nahe der afghanischen Grenze Peschawar teil.
Sie fordern Gerechtigkeit und Aufklärung. Doch schon die Frage nach den Umständen der Entführungen und Morde bringt ein grosses Sprengpotenzial mit sich. Pashteen wirft der Regierung vor, sie habe im Namen des Kampfes gegen den Terrorismus über 4’000 Paschtuni ansUS-Militär verkauft. Die pakistanische Zeitung Dawn zitiert ihn: “Wir wollen wissen, für wieviel ihr die Vermissten verkauft habt. Wir werden dieses Geld sammeln und es euch geben, damit ihr sie uns zurückgeben könnt. Lasst sie nicht einfach frei, sondern übergebt sie dem Gericht, wenn sie ein Verbrechen begangen haben”. Für führende pakistanische Militärs reicht das aus, um die PTM-Bewegung der Destabilisierung Pakistans zu bezichtigen (Al Jazeera).
Trotz der gezielten Verhinderungstaktik der Regierung versammelten sich am 22. April erneut tausende in der Stadt Lahore im Osten Pakistans, um grundlegende demokratische Rechte einzufordern (Al Jazeera). Während der Vorbereitung wurden die OrganisatorInnen mittels Drohanrufen stark unter Druck gesetzt. Führende Mitglieder wurden gar am Vortag der Kundgebung in Lahore verhaftet (Daily Times).
Nach der Kundgebung, welche zeitgleich auch in der Küstenstadt Karatschi stattfand, wurden sechs Gewerkschaftsaktivisten verhaftet. Nach dem Protest wurden sie von Agenten des Geheimdienstes verfolgt und in Anwesenheit zahlreicher bewaffneter Paramilitärs und des Bombenentschärfungsteams verhaftet. Obwohl die Verhaftung durch die paramilitärischen Sindh Rangers ausgeführt wurde, leiteten Armeeangehörige die Operation.
Die Verhafteten sind (vgl. Daily Times):
Niemand wurde über ihren Verbleib informiert und es wurde keine Anklage gegen sie erhoben. Dies ist das übliche Verfahren der Polizei und der Armee in Pakistan.
Wir verlangen die sofortige Freilassung der sieben Aktivisten, welche von der pakistanischen Armee entführt wurden. Ihr einziges Verbrechen war, ihre Ansichten über den Pakistanischen Staat und ihre Unterstützung für die PTM vor dem Presseclub Karachi ausgedrückt zu haben.
Anfragen an die offiziellen Vertretungen Pakistans in der Schweiz (Genf und Bern) waren ergebnislos. Wir werden deshalb morgen 25.04.2018 zwei Kundgebungen abhalten und unsere Forderungen persönlich übergeben.
Wie könnt Ihr die Vermissten unterstützen?
1) Schreibt den pakistanischen Behörden
Formvorlage des Briefes:
Dear Ladies and Gentlemen,
My name is XX, I am a member of YY.
I protest sharply against the arrest of the seven socialists
That is an unacceptable attack on the democratic right of free speech and the freedom to assemble. It is not known where these comrades are now. This information must be made public. I demand the immediate release of the mentioned persons!
Sincerely,
2) Tragt dieses Anliegen in eure Gewerkschaftssektion, Parteisektion, Studierendengewerkschaften und politischen Gruppen. Wir haben hier eine Modell-Resolution gemacht. Schickt diese, unterschrieben von solidarischen Personen und Organisationen an uns und die oben angeführte Stellen.
Muster-Resolutionen als Download:
Verurteilt die Entführung von Gewerkschaftern und Jugendaktivisten durch den pakistanischen Staat
Sieben Studentenführer und Gewerkschafter wurden am Sonntag, 22. April 2018 durch die Armee und Sicherheitskräfte Pakistans entführt. Diese Studentenführer reisten mit dem Zug von Karatschi nach Lahore, zusammen mit weiteren Studierenden und ArbeiterInnen. Sie hatten kürzlich an einer Solidaritätsveranstaltung in Karatschi teilgenommen um ihre Unterstützung für die unterdrückten Paschtunen zu zeigen und die Brutalität des Staates in den nördlichen Regionen Pakistans anzuprangern. Die verschwundenen Individuen sind: Attaullah Afridi (Studierenden- und Jugendorganisator); Umer Riaz (Studierenden- und Jugendorganisator); Zain ul Abideen (Studierenden- und Jugendorganisator); Karim Parhar (Gewerkschafter); Aftab Ashraf (Gewerkschafter); Muhammad Gulbaz (Gewerkschafter); Bilawal Baloch (Studierenden- und Jugendorganisator).
Während vielen Jahren wurden die ArbeiterInnen und die Jugend in der Paschtun-Region im Namen der Sicherheit misshandelt. Die Bevölkerung in den Paschtun-Gebieten leben mit der Bedrohung der Armee, militärischen Drohnen und islamistischen Fundamentalisten. Anfangs dieses Jahres wurde die „Bewegung zum Schutz der Paschtunen“ (Pashtun Tahafuz Movement PTM) initiiert, nachdem ein paschtunischer Jugendlicher Naqeeb Ullah Mehsud am 13. Januar 2018 in Karatschi durch einen berüchtigten Polizisten, Rao Anwwar, ermordet wurde. Naqeeb Ullah Mehsud gehörte dem Mehsud-Stamm aus Nord-Wasiristan an und war Ladenbesitzer in Karatschi, als er unter mysteriösen Umständen entführt und ermordet wurde. Rao Anwar ist berüchtigt für Landraub und die Anwendung von Drohungen und Gewalt zur Lösung persönlicher Konflikte. Gemäss Berichten hat er zwischen 2011 und 2018 mindestens 400 Menschen Ermordet, aber keine einzige Untersuchung gegen ihn wurde eingeleitet. Ein Student, Mashaal Kahn, wurde in den Paschtun-Gebieten von einem Lynchmob ermordet, welcher von staatlich unterstützten islamistischen Fundamentalisten angeführt wurde. Mashaal Kahn hatte eine Kampagne gegen hohe Studiengebühren, hohe Mieten und die Korruption des Vize-Kanzlers der Universität gestartet.
Alle PTM-Kundgebungen waren bis jetzt komplett friedlich, mit RednerInnen, die ihre Beschwerden schildern und Gerechtigkeit durch legale Kanäle verlangen. Die Staatsinstitutionen und Geheimdienste jedoch nehmen diese Leute, inklusive Studierende und ArbeiterInnen, die sich solidarisch erklärt haben, ins Visier. Vor diesem Hintergrund wurde am 22. April 2018 in Karatschi eine Kundgebung abgehalten. Verschiedene Gewerkschafter und Studentenführer hielten Ansprachen während der Kundgebung. Als diese ArbeiterInnen nach Hause gehen wollten, fingen staatliche Sicherheitsdienste und die Armee ihre Züge und Busse ab, und brachte sie zu einem Unbekannten Ort ohne Vorlage von Haftbefehlen. Niemand wurde bis jetzt über ihren Verbleib informiert und es wurde keine Anglage gegen sie erhoben. Dies ist die übliche Praxis der Polizei und der Armee in Pakistan. Die PTM ist eine riesige Bewegung der massen, die gegen genau diese Ungerechtigkeiten ausgebrochen ist.
Diese Gewerkschaft glaubt, dass die Bevölkerung Pakistans, und insbesondere die paschtunische Bevölkerung das volle Recht hat, ihre Sorgen frei auszurücken, Kundgebungen abzuhalten und ihre Beschwerden im ganzen Land friedlich vorzubringen. Illegale Entführungen von Studierenden durch die Staatsgewalt müssen sofort gestoppt werden. Die Studierenden und ArbeiterInnen der (Deutschland/ Österreich/ Schweiz) wollen ein Pakistan frei von islamistischem Fundamentalismus, Ausbeutung von Arbeitenden und Unterdrückung von Minderheiten.
Diese Gewerkschaft/Studierendengewerkschaft/-gesellschaft:
3) Unterschreibt die Petition
4) Unterstützt die Verteidigung der Gewerkschafts- und Jugendaktivisten mit einer Spende an die «Pakistan Trade Union Solidarity», welche sich um die internationale Verteidigung der Verhafteten kümmert.
Quellen:
Europa — von Emanuel Tomaselli, RKI Österreich — 16. 11. 2024
Berichte & Rezensionen — von Die Redaktion — 15. 11. 2024
Nordamerika — von der Redaktion — 13. 11. 2024
Europa — von Jack Halinski-Fitzpatrick, marxist.com — 11. 11. 2024