Wie in den Massenmedien bereits berichtet wurde, gibt es beim Roche-Turm in Basel (dem künftig höchsten Gebäude der Schweiz) den bisher grössten Lohndumpingfall der Schweiz.
Es geht dabei um eine Gruppe polnischer Facharbeiter, welche an der Fassade des Turms arbeiten und bereits um über eine Million Franken Lohn geprellt wurden.
Das System ist dabei typisch für Dumpingfälle: Roche vergibt den Auftrag für die Fassade an die Josef Gartner AG aus Deutschland und diese wiederum an die PAKO-AL aus Danzig, Polen.
Den Arbeitern wurden lediglich 15 Franken Stundenlohn versprochen, davon ausbezahlt werden jedoch nur rund 12 Franken, dies inklusive Spesen, 13. Monatslohn und Ferien! Sie arbeiten 60 Stunden wöchentlich und erhalten dafür knapp 2200.- monatlich. Dies entspricht gerade mal einem Drittel des GAV-Lohns für Fassadenbauer. Die massiven Verletzungen des GAV werden entschuldigt mit fehlender Kenntnis der GAV-Gültigkeit für die polnischen Fassadenbauer seitens der Subunternehmer.
Beim ersten Treffen zwischen Unia und Roche wies Roche die Schuld von sich und verwies auf die Subunternehmer. Daraufhin traten die Fassadenbauer nach Absprache mit der Unia in den Streik.
Seit Dienstag 01.07.14 sind Gewerkschaftsfunktionäre und Aktivisten täglich vor der Rochebaustelle präsent, um auf diesen Skandal hinzuweisen und zu handeln. Die Streikposten kontrollieren die Badges der eintreffenden Arbeiter, um Streikbrecher am Zugang zur Baustelle zu hindern. Zudem wurden alle Arbeiter der Baustellen auf den Skandal hingewiesen und dazu angehalten, ihre Solidarität zu bekunden. Der Unia wurde der gesetzlich garantierte Zugang zur Baustelle nicht gewährt.
Am zweiten Tag tauchte die BEWA Security verbotenerweise mit Schutzhunden auf und bewachte die Baustellenzugänge. Als die Unia die Polizei rief, waren die Hunde weg.
Neue Fakten, die ans Licht kamen, zeigen, dass das Subunternehmen systematisch Dokumente gefälscht hat, um einen korrekten Eindruck zu vermitteln. Die Stimmung der Arbeiter war unterschiedlich, manche interessieren sich kaum für den Streik, manche waren aktiv dagegen, die meisten jedoch waren sehr solidarisch und bekundeten Ihren Unmut gegenüber der Situation und sind auch froh, dass die Unia vor Ort ist.
Am dritten Tag wurde eine neue Stufe der Eskalation erreicht: Nachdem die Roche ständig versuchte, neue Fassadenbauer als Streikbrecher auf die Baustellen zu schleusen, brach sie die Gespräche mit der Unia ab. Daraufhin entschieden die Arbeiter, mit der Gewerkschaft Ihren Arbeitgeber PAKO-AL anzuzeigen. Ausserdem wurde ein Mitarbeiter der Security handgreiflich. Am Nachmittag verabschiedete die Roche ein Communique, in dem sie beteuerte, den Arbeitern zu ihrem Recht und Lohn zu verhelfen. Roche bestand allerdings auf einer Lösung ohne die Unia.
Während der Verhandlung üben Roche und die Subunternehmer grossen Druck auf die Arbeiter und deren Angehörige in Polen aus. Es wird versucht, sie telefonisch dazu zu bewegen, die Arbeit wieder aufzunehmen und die Vorwürfe fallen zu lassen. Die Arbeiter erstatteten deshalb am dritten Streiktag Anzeige.
Offensichtlich wird Roche nicht Wort halten ohne weiteren Druck der Arbeiter und vor allem der Unia. Der Streik wird deshalb weitergeführt bis die Arbeiter Ihren Lohn bekommen! Die Baustelle bleibt zu, bis die Arbeiter wirklich zu Ihrem Recht kommen!
Unbedingte Solidarität mit den Polnischen Arbeitern!
Weitere Informationen folgen…
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