Die Bevölkerung ist sehr wütend. Deswegen hat Trump gewonnen. Die Leute sind frustriert über ihren sinkenden Lebensstandard, wegen dem Gemetzel in Gaza, wegen der Zerstörung der Umwelt. Nach vier Jahren Biden und den Demokraten war für die Bevölkerung klar: kein Problem ist gelöst.
Diese Probleme konnten natürlich gar nicht gelöst werden, weil es Probleme des Kapitalismus sind. Biden und die Demokraten hatten nie das Ziel, den Kapitalismus auf den Kopf zu stellen. Vor die Wahl zwischen der altbekannten Clique und den Aussenseitern Trump und MAGA gestellt, sagten sich viele: «Schmeisst die raus, holen wir neue Leute!»
Viele hatten damit gerechnet, dass sich die wirtschaftliche Lage unter Trump rasch verbessern würde. Er versprach das Ende der Inflation und Frieden in der Ukraine ab Tag eins. Davon ist nichts eingetreten. Er versprach, keine neuen Kriege vom Zaun zu brechen, hat sich aber trotzdem in den Iran-Israel-Konflikt eingemischt. Seine Basis hat das nicht geschätzt. Daneben sind Teile der Republikaner mit seinen Strafzöllen nicht einverstanden. Die sind ja sehr wechselhaft, insgesamt aber deutlich höher als zuvor und somit inflationstreibend. Lösen werden sie auch nichts. Sie motivieren Firmen kaum dazu, hier wieder eine Industrie aufzubauen.
Trump hat viele Probleme. Viele werden enttäuscht. Trumps Umfragewerte sinken. Auch die MAGA-Koalition bröckelt, da sie klassenübergreifend Arbeiter, Kapitalisten und Lumpenproletarier auf sich zu vereinen versucht. Früher oder später muss sie zerbrechen. Ich denke, dass Trump den härtesten Schlag erleiden wird, wenn die Wirtschaft dann deutlich im Abschwung ist. Das wird vermutlich in den nächsten ein bis zwei Jahren eintreten und Trump zerstören.
Die grössten Gewinner werden wahrscheinlich erst mal die Demokraten sein, auch wenn sie eine sehr schädliche Rolle spielen. Die Leute trauen den Demokraten aber nicht; sie wären nur Mittel zum Zweck, um den Präsidenten rauszuschmeissen. Mit den Demokraten im Amt wird dann alles wie gehabt – nochmals vier Jahre Krieg, Sparmassnahmen und Inflation.
Das Problem ist das politische Vakuum in den USA. Es gibt eigentlich ein Riesenpotenzial für eine linke Alternative, wenn sie jemand ins Leben rufen würde. Eine Alternative könnte sowohl Leute von den Republikanern als auch den Demokraten für sich gewinnen.
Vielleicht habt ihr von Zohran Mamdani gehört. Mit seinem linkeren Programm hat er die demokratischen Vorwahlen zum Bürgermeister von New York gewonnen. Viele schauen zu ihm mit Hoffnung. Würde er jetzt die Initiative ergreifen, um eine alternative Partei aufzubauen, würde er sicherlich Millionen Anhänger finden.
Darum ist es ein grosser Fehler Mamdanis, dass er als Vertreter der Demokraten antritt. Wird er im November gewählt, ist es nämlich genau diese Partei, die all seine Reformen verhindern wird. Das von Demokraten kontrollierte Parlament des Bundesstaats und der demokratische Gouverneur haben schon angekündigt, dass sie seine Reichensteuer nicht zulassen werden. Das wird eine grosse Enttäuschung für seine Anhänger.
Er muss mit den Demokraten brechen und eine organisierte Bewegung aufbauen, die für diese Reformen kämpfen kann. Er hat schon 50’000 aktive Unterstützer und noch viel mehr Wähler. In New York City könnte das schon zur Partei anwachsen. Jeden Tag erhalte ich auf dem Arbeitsweg in der U-Bahn einen Mamdani-Flyer von jungen Sympathisanten – ja, jedes Mal von einem anderen Sympathisanten!
Würde Mamdani an diese 50’000 Unterstützer appellieren, weitere nachziehen und sagen, wir gründen jetzt die Arbeiterpartei, dann würde ein grosser Ansturm folgen. Leider bereitet er die Leute aber nicht für den Kampf gegen Washington und die Wall Street vor. Mamdani sagt ihnen einfach: Wählt mich und ich kümmere mich darum. Das wird nicht funktionieren.
Wir haben in der letzten Zeit sehr gute Erfahrungen gemacht. Umfragen zeigen, dass 28 % der Grossstadtbewohner positiv über den Kommunismus denken. Wir rekrutieren fleissig und unsere Partei von aktuell 800 Mitgliedern wächst schnell. Wir sind noch immer eine kleine Partei in einem riesigen Land und können uns nicht an die Massen richten. Die Revolutionary Communists of America dürfen aber mit einer sehr guten nächsten Periode rechnen. Viele sehen, dass der Kapitalismus das Problem ist und wir eine Revolution brauchen. Wer uns kennenlernt, wird durch unsere Ideen und unsere Seriosität angezogen. Haben wir mal eine ausreichende Basis, könnte sich unser Wachstum plötzlich massiv beschleunigen. Würde jemand wie Corbyn im Vereinigten Königreich hier eine neue Partei gründen, würden die RCA zur Stelle sein und mitaufbauen, so dass diese Partei die Arbeiterklasse zur Macht führen kann.
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