Am 13. Mai traten in Genf rund 1’500 Lehrpersonen und zwischen 100 und 150 heilpädagogische Lehrkräfte in den Streik. Nach monatelangen Verhandlungen zwischen ihren Vertretungen und Anne Hiltpold, der Leiterin des Departements für öffentliche Bildung (DIP), kamen nichts als neue Angriffe auf die Arbeitsbedingungen heraus. Die Mobilisierung zeugt von grosser Unzufriedenheit über die anhaltende Verschlechterung der Bedingungen und einer Leitung, die als herablassend empfunden wird.
Bereits im letzten Jahr gab es einen Streik an der Sekundarstufe. Im März hatte eine erste Demonstration den gesamten DIP-Sektor zusammengebracht. In einer Generalversammlung stimmten 300 Personen für den Streik, an dem sich etwa 30 % der Beschäftigten im Bildungsbereich beteiligten.
Der 13. Mai stellt die größte Mobilisierung im Bildungswesen seit 2015 dar. Die Stimmung war kämpferisch, und der Ärger wurde zu grossen Teilen geteilt – auch unter jenen, die (noch) nicht am Streik teilgenommen haben. In vielen Redebeiträgen wurde ein zentraler Punkt hervorgehoben: Wir sind die Schule! Sie wissen, wie die Schule organisiert werden muss, damit sie funktioniert – für die Schüler, die Familien und das Lehrpersonal. Sie wissen aber auch, dass ein qualitativ hochwertiger öffentlicher Dienst Mittel braucht. Und genau das ist der Kern des Problems: das Geld. Die Behörden weigern sich, dort zu investieren, wo es wirklich zählt – in die Bildung und Ausbildung der kommenden Generationen.
Bei der Demonstration berichtete eine Primarlehrerin stolz, dass 50 % ihrer Schule gestreikt hätten, mit starker Beteiligung junger Kollegen. Auf die Frage: «Wie habt ihr das geschafft?», antwortete sie: «Wir haben geredet, geredet, geredet.» Jede Mitteilung des DIP oder der Gewerkschaften wurde gemeinsam gelesen und diskutiert. Einen Streik zu organisieren ist nicht einfach. Deshalb muss man sich vorbereiten und politische Diskussionen führen, um Kollegen für den Kampf zu gewinnen.
Am selben Tag fand eine Versammlung statt, um über die nächsten Schritte zu diskutieren, ohne dass eine klare Entscheidung getroffen wurde. Die Berufsverbände möchten die Verhandlungen wieder aufnehmen, doch mehrere Redebeiträge plädierten dafür, den Kampf fortzusetzen. Vorerst bleibt die Zukunft ungewiss. Was vor allem fehlt, ist ein langfristiger Eskalationsplan.
Dennoch hat dieser Tag gezeigt, dass eine breitere Bewegung möglich ist. Die derzeitige Führung der Bewegung scheint einer offensichtlichen Tatsache ausweichen zu wollen: Um Hiltpold zurückzudrängen, muss man zum Armdrücken übergehen und daher einen verlängerbaren Streik aufbauen. Das ist eine Lektion, die die Arbeiter im Bildungswesen gerade lernen – durch den Kampf.
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