Anfang Februar streikten die Radiologen des Freiburger Kantonsspitals sechs Tage lang für mehr Lohn. Nun ist der Streik suspendiert, Verhandlungen laufen. Doch der Kampf hat erst begonnen.

Wegen der gestiegenen Arbeitslast und im Kontext anhaltender Inflation fordert das Radiologie-Personal in Freiburg seit fünf Jahren, in eine höhere Lohnklasse eingestuft zu werden. Selbst diese relativ kleine Forderung war den Bürgerlichen und ihren Sparplänen ein Dorn im Auge. Deshalb ignorierte der Staatsrat zuerst mehrere Petitionen und lehnte die Forderung dann ab. Dieser Entscheid brachte Ende Januar das Fass zum Überlaufen. Knapp 80 der 100 Radiologen stimmten für einen einwöchigen Streik. 

Der Staatsrat verweigerte Verhandlungen und reagierte mit Repression. Er verkündete in den bürgerlichen Zeitungen, der Streik sei «illegal» und «unverhältnismässig» und kündigte in einem anderen Spital eine Massenentlassung an. Dahinter steckt die berechtigte Furcht der Bürgerlichen vor der Signalwirkung, die ein Erfolg der Radiologen auf andere Spitalarbeiter und Staatsangestellte haben könnte.

Dieser Druck erzielte zunächst eine Wirkung. Die Vollversammlung am ersten Streiktag war geprägt von einem «wir gegen die ganze Gesellschaft»-Gefühl. Dann erreichten Solidaritätsbotschaften aus der Arbeiterklasse die Streikenden: Leserbriefe von Freiburgern, Videos von anderen Staatsangestellten und Patienten. Das stärkte den Radiologen merklich den Rücken und zeigte: Die wahre Front ist «die ganze Gesellschaft gegen die Bürgerlichen». 

Die Genossen der RKP solidarisierten sich mehrmals aktiv am Streikposten mit den Radiologen. Sie erklärten uns, dass viele Staatsangestellte auch kämpfen wollten, aber noch nicht den Mut haben. Mit ihrem Streik haben die Radiologen eine Vorreiterrolle. Sie kämpfen nicht nur für sich, sondern gegen den bürgerlichen Staat mit seiner gesamten Sparpolitik.

Mehrmals entschieden die Radiologen einstimmig, den Streik zu verlängern. Nach vier Tagen willigte der Staatsrat zu Verhandlungen ein, schob sie aber hinaus. Die Arbeiter verlängerten den Streik nochmals, bis der Staatsrat sich am sechsten Tag dazu bereit erklärte, über die Lohnerhöhung einer spezialisierten Gruppe der Radiologen zu verhandeln. 

Die Streikenden und ihre Gewerkschaft (VPOD) können das als unbefriedigenden Teilsieg verbuchen. Sie fordern nach wie vor eine allgemeine Lohnerhöhung, sowie dass die Verhandlungen bis Ende Februar abgeschlossen sind. 

Der bisherige Kampf zeigt: 1) Kämpfen lohnt sich, 2) Der Staatsrat schenkt uns nichts und 3) die Solidarität ist gross, also gibt es das Potenzial zur Ausweitung des Streiks. Auf Basis dieser Lehren müssen jetzt Vorbereitungen getroffen werden, um den Streik wieder aufzunehmen.