Die Alternative für Deutschland (AfD) erreicht 30% bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Das sind schlechte Neuigkeiten für die Arbeiterklasse: Denn die AfD ist eine bürgerliche Partei, die sich als rassistische Schein-Opposition zum Establishment aufspielt. Klar kämpfen wir gegen dieses Monster! Doch wer ist Schuld an seinem Aufstieg? Alle etablierten Parteien Deutschlands – angefangen bei der CDU und der FDP. Die AfD kann sich nur darum als Opposition inszenieren, weil alle Koalitionsparteien in verschiedenen Regierungen die gleiche kapitalistische Krisenpoltik betreiben. In den letzten 20 Jahren hat sich die Armut in Deutschland fast verdoppelt – heute ist im reichsten EU-Land jeder Fünfte arm.

Die Politik unter SPDler Scholz unterscheidet sich nur dadurch, dass sie noch asozialer ist als jene unter Merkel. Die Strategie des kleineren Übels hat versagt! Um die AfD zu besiegen, müssen wir alle kapitalistischen Parteien bekämpfen. Nur konsequente Klassenpolitik kann die Anti-Establishment-Demagogie der AfD durchschneiden. Um gegen die AfD kämpfen zu können, braucht die Arbeiterklasse einen wahre Alternative zur kapitalistischen Krisenpolitik. Sie braucht eine revolutionäre Massenpartei mit einem sozialistischen Programm. Den ersten Schritt in diese Richtung macht unsere deutsche Schwestersektion im November mit der Gründung der Revolutionären Kommunistischen Partei Deutschlands. 

Dass der Aufbau der revolutionären Kräfte das beste Mittel gegen die AfD ist, unterstreicht der Werdegang des ehemaligen AfD-Mitglieds Eric.

Mein Weg von der AfD zur RKP


Eric Steffen (32), Informatiker

Aufgewachsen in einem kleinbürgerlichen, dörflichen Milieu in Südbaden habe ich mich lange nicht für Politik interessiert. Erst die Krise von 2008 weckte in mir Zweifel, ob dieses System wirklich funktioniert. Im Laufe meiner Ausbildung zum Laboranten, führten mich Chemie und Physik zum Schluss, dass der Klimawandel ein menschengemachtes Problem ist. Und so begann ich mich für Systemkritik zu interessieren. 

Wirklich politisch aktiv wurde ich nie, habe aber mit Grünen und Linken sympathisiert. So wurden nach und nach auch linke Themen wie Sozialhilfe, Mindestlohn usw. interessant für mich. Diese Identifikation verblasste allerdings über die Jahre, da sich in Deutschland unter der alles erstickenden Grossen Koalition rein gar nichts jemals änderte. Grüne und Linke regierten in einigen Bundesländern mit, ohne ihre politischen Ziele ernsthaft anzugehen. Es schien ihnen nur ums Regieren, nicht ums Verändern zu gehen. 

Letztlich stürzte mich diese Enttäuschung wieder in die politische Apathie, und die Zeit entfremdete mich schliesslich gänzlich von den klassischen «linken» Themen. 

Mit AfD gegen Establishment?

Eine krasse Kehrtwende war für mich die Flüchtlingskrise. Meine konservative Sozialisierung schlug voll durch, die mediale Darstellung von Flüchtlingen als Kriminelle und Islamisten radikalisierte mich und ich zog mich auf reaktionäre Positionen zurück. Meine Abkehr von der Linken und Ablehnung der Mitte liess nur den Weg nach rechts offen. 

Die Alternative für Deutschland bot sich als vermeintliche Anti-Establishment-Option an. Sie versprach echten Wandel, Wirtschaftswachstum und Vernunft in der Politik. Für mich, der Misswirtschaft und Inkompetenz mittlerweile für die entscheidenden Probleme unserer Politik hielt, klang dies sehr interessant. Ich wurde schliesslich Mitglied der AfD, organisierte und demonstrierte mit meinen neuen Parteigenossen. Wie viele andere war ich damals überzeugt und enthusiastisch. Doch schon zu bald stellte sich wieder Ernüchterung ein. 

Die Rechte These, man könne die Probleme unserer Zeit überwinden, indem man die Führung austauscht, und Misswirtschaft lösen, indem man Leute «aus der Privatwirtschaft» in die Politik integriert, ergab für mich immer weniger Sinn. Führung austauschen? Sind nicht gerade die «Leute aus der Privatwirtschaft» Schuld an der Ausbeutung und Verarmung? Zudem war mir die grosse Toleranz nach rechts stets ein Dorn im Auge, und viele Mitglieder kehrten der Partei wieder den Rücken. Übriggeblieben waren bald nur noch grösstenteils rechte Hardliner und Verschwörungsgläubige. 

So zog ich mich selbst immer weiter aus dem Parteileben zurück und verliess die Partei schliesslich wieder. Die Lage schien aussichtslos: Von Links, über die Mitte, bis nach Rechts hatten die Parteien nichts, aber auch gar nichts zu bieten! 

Über Corona zum Kommunismus

Im Zuge der Corona-Krise wurde mir klar, worum es in unserem Wirtschaftssystem wirklich geht: um Profit, und nicht um die Menschen! Ich suchte unbewusst nach einem roten Faden, einer Idee, die endlich Erklärung und Lösung für unsere Probleme bot. 

2022 kündigte ich meinen Job und ging an die Uni. Dort zog es mich zum Stand der Marxist Society. Ich verstand mich selbst mittlerweile als Antikapitalist. Zunächst war ich skeptisch. Aber der Enthusiasmus steckte mich an und mir wurde klar: Ich hatte bisher überhaupt keine Ahnung von Kommunismus. Was ich über Dialektik und Materialismus zu lesen bekam, klang nach genau den wissenschaftlichen Antworten, nach denen ich schon so lange gesucht hatte! 

Ich begriff, dass der Kapitalismus nur durch eine Revolution der Arbeiterklasse überwunden werden kann! Die RKP gibt mir Hoffnung und einen klaren Weg, wie wir eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft aufbauen können. Es ist ein Weg, der Mut und Entschlossenheit erfordert. Aber ich bin überzeugt, dass er der richtige ist.