Nach der erfolgreichen marxistischen Herbstschule Revolution 2021 mit 130 Teilnehmern, möchten wir die Referate der Workshops einem breiteren Publikum zugänglich machen. Jannik Hayoz erklärt in diesem Referat die marxistische Methode des historischen Materialismus und verteidigt diese gegen den Zynismus und Pessimismus der postmodernen Philosophie. Nicht nur ist es möglich die Geschichte zu verstehen, sondern unerlässlich, wenn wir dem Horror des Kapitalismus entkommen wollen.
Die vorherrschende philosophische Strömung, die heute im Gegensatz zum revolutionären Marxismus steht, ist eine Variante des «subjektiven Idealismus», die als «Postmodernismus» bekannt ist. Für die Postmodernen ist die marxistische Position, dass wir die Gesellschaft auf objektive Weise begreifen können, veraltet und schädlich. Sie behaupten, dass die Geschichte im Grunde zufällig ist und verneinen, dass es in der Entwicklung der Gesellschaft erkennbaren historischen Fortschritt gibt. Aber hat es zwischen Werkzeugen aus Stein und Raumschiffen wirklich keinen Fortschritt gegeben?
Wir veröffentlichen hier ausserdem das Transkript des Referates zur inhaltlichen Unterstützung:
Dieser Workshop befasst sich mit der marxistischen Geschichtsauffassung.
Wir wollen in die Geschichte eingreifen, revolutionär eingreifen. Wir wollen den Kapitalismus stürzen und den Sozialismus zur Welt bringen. Eine höhere Gesellschaftsformation, eine Gesellschaft ohne Not, ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Eine Gesellschaft mit einem harmonischen Verhältnis zur natürlichen Umwelt, eine Gesellschaft ohne Zerstörung unserer Erde
Dafür brauchen wir eine wissenschaftliche Geschichtsauffassung; aus dem einfachen Grund: Nur wenn wir die Menschengeschichte begreifen, dann sehen wir, wo und wie wir revolutionär eingreifen können. Was für die Natur gilt, gilt auch für die Gesellschaft: Wir können sie nicht willkürlich verändern, sondern nur entlang ihrer eigenen Gesetzmässigkeit. Die Frage der Geschichtsauffassung ist also alles andere als eine akademische Frage; sie ist eine politische, eine revolutionäre Frage
Heute sind wir konfrontiert mit der Geschichtsauffassung des sogenannten Postmodernismus, an den Unis, aber auch in den Jugendbewegungen. «History is bunk» («Geschichte ist Unsinn», Henry Ford) ist kurz zusammengefasst der Sinn dieser Auffassung: Geschichte ist eine sinnlose, zusammenhanglose Ansammlung von Einzelereignissen, eine Summe von Zufällen. Es gibt keine Gesetzmässigkeit, keine Einheit, nur Differenz. Die Rede von Fortschritt in der Geschichte ist aus dieser Sicht natürlich purer Nonsens. Wo es keine Gesetzmässigkeit gibt, wo es nur zusammenhangslose Einzelereignisse gibt ohne Einheit, dort kann es keinen gesellschaftlichen Fortschritt geben.
Das hat direkt politische Implikationen: Wenn Fortschritt eine reine Illusion ist, dann ist es sinnlos, für wirkliche gesellschaftliche Verbesserungen zu kämpfen; dann ist auch der Kampf für Fortschritt – für den Sozialismus – ein reines Hirngespinst.
Das ist das Gegenteil der Geschichtsauffassung der Marxisten. Ich möchte jetzt v.a. versuchen, die materialistische Geschichtsauffassung zu erklären.
Ein Element der marxistischen Geschichtsauffassung – ein Gesetz – ist, dass Ideen nicht vom Himmel fallen. Sie sind Produkt der realen Menschen innerhalb ganz bestimmter gesellschaftlicher Verhältnisse. Genau das beweist diese Idee des Postmodernismus, dass es keinen Fortschritt gibt in der menschlichen Geschichte.
Mit dem aufstrebenden Kapitalismus kommt im 18. und Anfang 19. Jh. zum ersten Mal die Idee von unbegrenztem menschlichen Fortschritt auf – die Idee der unbegrenztem Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen. Diese Idee ist nicht vom Himmel gefallen. Die kapitalistische Gesellschaft ist dynamischer als je eine Gesellschaftsform davor: Es gibt eine krasse Entwicklung von Naturwissenschaft und Technologie, die Bourgeoisie schafft den Weltmarkt und öffnet ihren Horizont enorm. Und die bürgerlichen Revolutionen zeigen die Veränderlichkeit der Gesellschaft: Wir sehen einen krassen Optimismus der aufstrebenden Bourgeoisie.
Unter diesen Bedingungen kommt die Idee auf, dass die Gesellschaft alle Armut, Ungleichheit und alles Elend überwinden kann. Es gibt keine Schranken für den menschlichen Fortschritt. Die bürgerlichen Philosophen der «Aufklärung» geben dem einen philosophischen Ausdruck.
Aber in dem Mass, wie die kapitalistische Gesellschaft an ihre eigenen Grenzen stösst, bröckelt auch der Fortschrittsoptimismus. Ab dem 20. Jh. zeigt der Kapitalismus an, dass er seine historische Aufgabe erschöpft hat. Seitdem werfen die kleinbürgerlichen Intellektuellen den Fortschrittsbegriff über Bord. Das Ford-Zitat ist von 1916, könnte aber auch von Foucault (Derrida) oder so sein. Nur wäre es dann viel unverständlicher geschrieben… Der Fortschrittspessimismus widerspiegelt, dass unter dem Kapitalismus immer weniger Fortschritt möglich ist.
Die Postmodernisten tun immer so, als würden sie etwas Neues liefern, das Gegenteil ist der Fall. Bei allen Philosophen, die nicht über den Kapitalismus hinausschauen konnten oder wollten – die also nicht einen wirklich revolutionären Standpunkt einnahmen – sehen wir das seit Anfang 20. Jh. Der Postmodernismus ist nur der Punkt auf dem „i“ in dieser Linie. Wir sehen sogar denselben Fortschrittspessimismus schon mit dem Untergang der Antike und dann des Mittelalters.
Als Marxisten sind wir Optimisten, kämpferische Optimisten. Der Marxismus nimmt einen ganz anderen Standpunkt ein. Nicht den Standpunkt des untergehenden Kapitalismus, sondern er sieht das revolutionäre Potenzial, das sich im Kapitalismus entfaltet. Darum kann der Marxismus auf dem Gebiet der Geschichte eine wissenschaftliche Sichtweise entwickelt; eine ganz andere Geschichtsauffassung und einen andere Vorstellung von Fortschritt. Ich möchte versuchen, das zu vertiefen.
Es geht um die Menschengeschichte. Die erste Frage ist, was überhaupt der Mensch ist.
Alle Phänomene auf der Welt müssen historisch angeschaut werden. Ein entscheidender Schritt dabei ist, den Ursprung eines Phänomens anzuschauen. Wir müssen anschauen, wie etwas zu dem geworden ist, was es ist. Und so das Wesen eines Phänomens herausschälen. Wir müssen also anschauen, wie sich der Mensch aus dem Affen entwickelt hat, wie er sich aus dem Tierreich herauskristallisiert hat.
Der Mensch ist zunächst einmal wie jedes Tier: Er hat Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen. Die menschenähnlichen Vorfahren führten einen Existenzkampf wie jedes Tier: Sie waren der Natur unterworfen wie jedes andere Tier.
Unsere menschenähnlichen Vorfahren gingen aufrecht. So hatten sie die Hände frei. Das war die biologische Voraussetzung, um Werkzeuge herzustellen und sich so einen Vorteil zu erkämpfen und überleben zu können. Es war der natürliche Existenzkampf der Menschen, der sie zwang, Werkzeuge herzustellen – also Organe – um auf die Natur einzuwirken, sie zu kontrollieren, um seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Der Mensch fängt an, seine natürliche Umgebung zu kontrollieren, sie zu verändern – seine natürlichen Lebensbedingungen umzuformen mit Werkzeugen. Das ist das Wesen der Arbeit. Der Mensch fängt also an, nicht einfach die umliegende Natur zu benützen (wie andere Tiere), sondern sie zu beherrschen und den eigenen Zwecken unterzuordnen.
Es gibt auch Tiere, die Werkzeuge benützen, z.B. Affen. Aber das Wesen – die “Natur” – eines Tieres hängt nicht ab von diesen Werkzeugen, die Werkzeuge sind nebensächlich. Aber beim Menschen schon. Wie der Mensch mittels Werkzeugen auf die Umwelt einwirkt, das bestimmt und verändert seine “Natur” (sein Wesen). Ein urkommunistischer Mensch hat eine ganz andere Natur als ein Mensch im Kapitalismus. Sie haben zwar eine identische Biologie, aber eine ganz andere Natur.
Indem der Mensch also seine natürliche Umwelt verändert durch die Arbeit, so verändert er sich auch selbst. Damit hat die Menschengeschichte einen anderen Charakter als diejenige von Tieren: Die Entwicklungsgeschichte von Tieren besteht in der Abwandlung seiner natürlichen Organe, seiner Biologie; der Mensch gewinnt aber mit seinen Werkzeugen sozusagen zusätzliche, künstliche Organe zu seinen natürlichen hinzu. Die Entwicklungsgeschichte des Menschen besteht im Wesentlichen in der Entwicklung und Vervollkommnung seiner künstlichen Organe (der Arbeitsmittel) – die Biologie bleibt relativ gleich.
Der Mensch führt diesen Kampf gegen die Natur und für ihre Beherrschung nicht alleine. Seine künstlichen Organe (Werkzeuge, Produktivkräfte) sind Organe der ganzen Gesellschaft, nicht der Einzelnen. Die Beherrschung der Natur ist ein gesellschaftlicher Prozess und der Mensch ist darum ein gesellschaftliches Wesen. Die Veränderung dieser künstlichen Organe bedeuten darum immer auch die Veränderung der gesellschaftlichen Einrichtungen.
Wir sehen also am Ursprung des Menschen sein Wesensmerkmal: Der Mensch ist in letzter Instanz ein arbeitendes und gesellschaftliches Tier; die gesellschaftliche Arbeit – also der Stoffwechsel des gesellschaftlichen Menschen mit der Natur mittels Werkzeugen – ist und bleibt die Grundlage der menschlichen Geschichte. Die Art und Weise, wie der Mensch arbeitet (mit welchen Werkzeugen schlussendlich) bestimmt auch, wie der Mensch ist.
Das ist das Grundgesetz der menschlichen Geschichte vom materialistischen Standpunkt aus.
Das widerspricht diametral der idealistischen Auffassung der Geschichte. Der Idealismus geht davon aus, dass das Denken der Motor der Menschheitsgeschichte is. Entsprechend hört man immer noch, dass der springende Punkt der Entstehung des Menschen das Gehirn war und das Denken dann der Motor der weiteren Entwicklung.
Das ist eine versteckte religiöse Auffassung: Wenn wir sagen, die Vernunft sei der Motor der Geschichte, dann folgt daraus, dass diese Veränderungen und Entwicklungen eben aus immanenten Eigenschaften der Vernunft selbst kommen müssen. Damit verwandelt man die Vernunft – ob man will oder nicht – in etwas Unbedingtes. Und man landet bei Gott.
Aber der Marxismus (die materialistische Auffassung der Geschichte) verneint nicht das Bewusstsein, sondern erklärt es. Die Entstehung des Bewusstseins und der Sprache und die Entwicklung des Gehirns waren Produkt der Arbeit. Ab einem gewissen Punkt erreichte der gesellschaftliche Arbeitsprozess einen Komplexitätsgrad, dass das Bedürfnis nach Austausch auf ein höheren Niveau hob: «Das Bedürfnis schuf sich sein Organ» (Friedrich Engels). Das Gehirn und die Stimmbänder entwickelten sich, es entstanden die Sprache und das Bewusstsein.
Von diesem Zeitpunkt an (seit der Entstehung des menschlichen Bewusstseins) geht alles, was den Menschen bewegt, durch seinen Kopf – selbst die ganz natürlichen Bedürfnisse wie Essen und Trinken. Marx sagte: Eine Biene kann unter Umständen bessere Waben herstellen als der Mensch, aber beim Mensch besteht das Resultat des Arbeitsprozesses schon ideell als Zweck in seinem Kopf, bevor er es erschafft.
Das Bewusstsein ist also ein wichtiges Element in der Beherrschung der Natur (der Arbeit) und im ganzen Geschichtsprozess. Die Natur kann man nur entlang der Potenzen, die in ihr selbst schlummern, beherrschen. Man kann die Natur zu nichts zwingen, was nicht entsprechend ihrer eigenen Gesetzmässigkeit auch möglich ist. Die Natur beherrschen heisst also immer auch, die Natur zu begreifen. Man muss schon bis zu einem gewissen Grad verstehen, wie die Natur funktioniert, um einen Feuerstein anwenden zu können. Und in der kapitalistischen Wirtschaft steckt dann jede Menge “Bewusstsein” drin (Wissenschaft); z.B. in der Eisenbahn, in der kapitalistischen Industrie, im Flugzeug usw.
Aber der Motor der Geschichte ist dennoch nicht die Einsicht, das Bewusstsein, das Denken. Die Psychologie des Menschen ist etwas Konservatives. Gewohnheiten, Sitten, Ansichten und Ideen passen sich der Art und Weise, wie der Mensch arbeitet, an – ganz einfach – weil es zweckmässig ist. Der Motor der Geschichte ist die Beherrschung der Natur zur Befriedigung der Bedürfnisse. Und das ist auch der Treiber für die Veränderungen der Ideen der Menschen.
Wenn wir den Menschen materialistisch als das betrachten, was er ist – ein Tier, das Werkzeuge herstellt und über die Bearbeitung und Umformung der Natur seine Bedürfnisse befriedigt und sich selbst verändert – dann sehen wir klar, dass die Menschheitsgeschichte gesetzmässig fortschreitet.
Wir sehen eine krasse Entwicklung all der Kräfte, welche die gesellschaftlichen Menschen für die Arbeit zur Verfügung haben; eine Entwicklung der «Produktivkräfte» (Technologie, Produktionsmittel/ Maschinen, Wissenschaft, die Menschen selber). Wir sehen einen krassen Fortschritt in der Entwicklung der künstlichen Organe des Menschen zur Bedürfnisbefriedigung und damit eben auch des Menschen überhaupt!
Die Menschen können ihre natürliche Umgebung immer mehr kontrollieren, umformen (“beherrschen”) – d.h. ihrem Willen unterordnen und so auf immer höherer Stufe ihr eigenes Leben (re-)produzieren. Es ist augenfällig, dass es ein unbeschreiblicher Fortschrittsprozess gab von den Jägern und Sammlern zur kapitalistischen Wirtschaft. Die Produktivkräfte, welche die Menschen heute zur Verfügung haben, sind gigantisch.
Das ist die Grundlage der marxistischen Auffassung des menschlichen Fortschritts. Wir sehen einen Fortschritt der Menschen in der Beherrschung der Natur, eine Zunahme der Produktivkräfte der Menschen. Das ist ein Befreiungsprozess aus der Übermacht der Natur: Je mehr die Menschen die Natur kontrollieren, desto mehr können sie ihren Willen umsetzen, ihre Zwecke durchsetzen, ihre Bedürfnisse befriedigen.
Aber diese Entwicklung der Produktivkräfte (Naturbeherrschung) ist ein widersprüchlicher Prozess. Wenn wir den Kapitalismus anschauen, ist es augenfällig: Die Erreichung krassester Arbeitsproduktivität durch Entwicklung von Technologie und Industrie – aber gleichzeitig die Schaffung von Milliarden Arbeitslosen und ultralange Arbeitszeiten. Auf der einen Seite der Gesellschaft unendliche Reichtümer, wie nie ein Pharao besass – aber Millionen Menschen hungern. Wir können Atomkerne spalten und riesige Mengen an Energie freisetzen – und die Menschen bauen die brutalsten Zerstörungsmittel damit, Atomwaffen. Wir können fliegen – gleichzeitig glauben Menschen immer noch an Talismane usw. usf.
Der Fortschritt ist bis jetzt ein Prozess, der sozusagen verfolgt wird von seinem Schatten, von krassem Rückschritt: Der Fortschritt der Produktivkräfte hat ein befreiendes Potenzial – aber gleichzeitig sehen wir Krieg, Leiden, Unterdrückung – kurz; Unfreiheit.
Hier sehen wir auch einen Zusammenhang mit der Anziehungskraft des Postmodernismus bei gewissen ehrlichen Linken: Es war die bürgerliche Fortschrittsidee der Aufklärung, dass dieser Prozess linear und automatisch vorwärts schreitet wie die Erde um die Sonne kreist. Der Kapitalismus, spätestens seit dem 20. Jh., zeigt aber krass, dass das so nicht stimmt. Der Postmodernismus sieht das sozusagen, wenn man ihm etwas Gutes abgewinnen möchte. Aber er schüttet das Kind mit dem Bad aus, indem er sagt: es gibt gar keinen Fortschritt, Fortschritt ist ein Mythos!
Der Marxismus hat nichts zu tun mit der linearen Fortschrittsidee der Aufklärung, aber auch gar nichts mit dem Fortschrittspessimismus des Postmodernismus. Beides ist einseitig und falsch. Der Marxismus sieht die Widersprüchlichkeit des menschlichen Fortschritts und erklärt sie.
Sie wurzelt in der Klassengesellschaft selbst. Der springende Punkt ist, dass mit der zunehmenden Beherrschung der Natur (also der Befreiung von der Herrschaft der äusseren Natur) die Menschen beginnen, sich selbst zu beherrschen. Auch das ist ein gesetzmässiger gesellschaftlicher Prozess, nicht einfach das Zufallsprodukt von bösen Menschen.
Die Menschen brauchten Jahrmillionen, bis die Produktivkräfte ein Niveau erreichten, dass sie ein sogenanntes Mehrprodukt erarbeiten konnten – mehr produzieren, als die Produzenten direkt verzehren. Bis zu diesem Punkt mussten alle Glieder des Stammes auf gleiche, nicht hierarchische Weise am materiellen Arbeitsprozess mitmachen. Niemand konnte sich rausnehmen aus der materiellen Produktion, sonst wäre das Überleben des ganzen Stammes in Gefahr geraten.
Ab dem Punkt, wo die Menschen ein Mehrprodukt anhäuften, konnte eine kleine Minderheit der Gesellschaft von der materiellen Arbeit befreit werden. Anders ausgedrückt: Sie konnte sich die Arbeit von jemand anderem aneignen, und musste genau darum nicht am materiellen Arbeitsprozess teilnehmen– es entstand die Ausbeutung.
Und mit der Ausbeutung entstanden antagonistische Klassen: Gruppen mit gegensätzlichen Interessen. Herrschende Klassen beginnen, die ausgebeuteten Klassen zu versklaven, zu unterdrücken. Diese Spaltung in Klassen ist der Grund für die Widersprüchlichkeit des historischen Fortschritts in all den verschiedenen Epochen der Zivilisation!
Die Entstehung der Klassengesellschaft war Produkt des Fortschritts der Produktivkräfte, der Arbeitsproduktivität. Und sie war ihrerseits wieder ein Hebel, um die Produktivkräfte zu entwickeln. Und v.a. auch krassen Reichtum anzuhäufen auf der Seite der Ausbeuter– durch die Sklavenarbeit und den Warentausch. Auf der anderen Seite der Gesellschaft (der Seite der ausgebeuteten und unterdrückten Massen) werden Menschen zu Sklaven. Mit der Entstehung der Klassengesellschaft entsteht die Ausbeutung der Sklaven, es entsteht die Unterdrückung der Frau und es entsteht die politische Unterdrückung aller ausgebeuteten Klassen durch den Staat– das politische Machtinstrument der Herrschenden. Das ist der Schatten des Fortschritts der Produktivkräfte: Das Gegenteil von Befreiung– Versklavung grosser Teile– nicht zuletzt des ganzen weiblichen Geschlechts!
Wie so oft treibt der Kapitalismus die Sache auf die Spitze. Die Entstehung der kapitalistischen Produktion war ein gigantischer ökonomischer Fortschritt gegenüber dem Feudalismus. Der Kapitalismus hat die Beherrschung der Natur auf ein krass höheres Niveau gehoben– zum Beispiel mit der Entwicklung der Industrie, was unter feudalen Verhältnissen undenkbar gewesen wäre. Der Kapitalismus erhöht damit das Potenzial zur wirklichen Befreiung der Menschen. Aber auf der anderen Seite hat er die Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung von Menschen durch Menschen hart verschärft: Der Kapitalismus bedeutet “Horror ohne Ende” (Lenin) für die ausgebeuteten Massen!
Das beginnt am Ursprung des Kapitalismus:«Das Kapital kommt auf die Welt aus allen Poren, blut– und schmutztriefend» (Marx). Das Kapital setzt zwei Sachen voraus: Einerseits Kapitalisten mit einem Haufen Geld, andererseits Lohnabhängige, die nichts haben ausser ihrer Arbeitskraft. Der Kapitalismus entstand, indem die Kapitalisten Gold angehäuft haben, durch die brutalste Tötung indigener Völker, 100 Millionen! Von 1492 bis 1800 wurden für 100’000 Tonnen Silber amerikanische Ureinwohner getötet. Die Klasse der Lohnabhängigen in England entstand genauso durch Gewalt. In England wurden die Bauern brutal enteignet, auch mithilfe der Staatsmacht. Teilweise wurde gesetzlich festgehalten, dass ehemalige Bauern, die sich wehrten oder flüchteten, versklavt werden durften von den Leuten, die sie aufgabelten.
Friedrich Engels fasst diese widersprüchliche Logik der Klassengesellschaft perfekt zusammen: «Jeder Fortschritt der Produktion ist gleichzeitig ein Rückschritt in der Lage der unterdrückten Klasse, d.h. der grossen Mehrzahl. Jede Wohltat für die einen ist notwendig ein Übel für die andern, jede neue Befreiung der einen Klasse eine neue Unterdrückung für eine andre Klasse».
Karl Marx hat das mit der Entwicklung der kapitalistischen Industrie in seinem Hauptwerk “Das Kapital” genial erforscht: Die Entwicklung der kapitalistischen Industrie im 18. und 19. Jahrhundert und die “Verwissenschaftlichung” des Produktionsprozesses bedeutete eine krasse Zunahme der Arbeitsproduktivität. Daraus resultierte auf der einen Seite eine Vermehrung des Mehrwerts– des Profits– für die Kapitalisten. Aber auf der Seite der Arbeiterklasse bedeutete die Entwicklung der Industrie keine Befreiung, im Gegenteil: Verlängerung des Arbeitstages, Intensivierung der Arbeit und erhöhte Ausbeutung für die einen, Arbeitslosigkeit für die anderen Arbeiter. Ganz Ähnliches gilt heute für die Digitalisierung.
Das ist die widersprüchliche Logik des Fortschritts in der Klassengesellschaft: Auf der einen Seite Fortschritt der Naturbeherrschung (Entwicklung der Produktivkräfte) und zunehmendes Potenzial, die Menschen von der Herrschaft der Natur zu befreien. Aber weil die Menschen in antagonistische Klassen gespalten sind und die Herrschenden von der Arbeit der Unterdrückten leben und diese ausbeuten, unterdrücken, knechten – darum geht der Fortschritt einher mit Versklavung, Unterdrückung usw. auf der Seite der produzierenden Massen.
Es ist also eine Tatsache, dass die ganze Geschichte der menschlichen Klassengesellschaft von Gewalt, Unfreiheit, Unterdrückung und Ausbeutung der arbeitenden Massen durchdrungen ist. Als Marxisten stehen wir bedingungslos auf der Seite der Unterdrückten. Marx sagte: Es geht darum,«alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes Wesen ist». Das heisst aber nicht, dass wir einen moralistischen Standpunkt einnehmen dürfen.
Moralismus heisst, z.B. die Gewalt überhaupt (im Abstrakten) als schlecht zu verurteilen. Damit würden wir aber die ganze Geschichte verwerfen. Das macht quasi blind. Die objektive Logik der Geschichte löst sich auf in eine Summe von sinnlosen Gewaltakten. Man begreift dann gar nichts – dann landen wir wieder bei “History is bunk”.
In der Konsequenz ist dieser Standpunkt konterrevolutionär: Gewalt gibt es sowohl in Revolutionen wie in Konterrevolutionen. Vor dem Gericht des abstrakten Moralismus ist jede blutige, aber fortschrittliche Revolution das gleiche wie jeder reaktionäre imperialistische Krieg– der Sklave, der mit Gewalt gegen seine Unterdrückung kämpft und der Sklavenhalter, der den Sklaven mit Gewalt unterdrückt, sind genau das Gleiche. Das ist sicher nicht die Absicht von vielen, die die Geschichte moralistisch betrachten; aber es ist die logische Konsequenz ihrer Sicht.
Das spielt direkt in die Hände der Unterdrücker und Ausbeuter heute. Das ist kein Zufall. Es gibt keine absolute Moral über den Klassen. Die Moral ist ein Produkt der Klassengesellschaft. Moral hat hauptsächlich eine Funktion: die herrschende Klasse zwingt damit ihre Ziele der ganzen Gesellschaft auf und gewöhnt die Massen daran, alle Mittel, die den Zielen der Herrschenden widersprechen, als unmoralisch anzusehen. Zum Beispiel eben die Gewalt der Unterdrückten: Die herrschende Klasse braucht den moralischen Zement– den abstrakten Moralismus–, um an der Macht zu bleiben. Dass sie sich selbst nie an ihre “eigene” Moral gehalten hat, bestätigt nur diese Funktion.
Ganz konkret: Die palästinensische Jugend kämpfte diesen Sommer mit handgemachten Waffen gegen den übermächtigen israelischen Imperialismus mit ihren Hightech-Waffen. Die bürgerliche Presse auf der ganzen Welt schreit “Gegen die Gewalt!” Die Funktion ist sonnenklar: sie setzen die Gewalt der Sklavenhalter mit der Gewalt der Sklaven gleich. Sinn und Zweck davon ist es, die Unterdrückten an der Erhebung gegen ihre Unterdrücker zu hindern, nichts Anderes. Und eben: Sie selbst halten sich natürlich nie an das Gewaltverbot, allesamt unterstützen sie direkt oder indirekt den brutalen israelischen Imperialismus.
Dieser Standpunkt des Moralismus ist also absolut kontraproduktiv: Er läuft auf das genaue Gegenteil davon hinaus, was viele ehrliche Linke beabsichtigen: Was notwendig ist, ist eine nüchterne objektive, wissenschaftliche Betrachtung der Geschichte, um wirklich für die Befreiung der Unterdrückten zu kämpfen, um eben wirklich«alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein geknechtetes Wesen ist».
Und die Sache wissenschaftlich betrachten, heisst eben, die Sache dialektisch betrachten. Das heisst, wir müssen die Geschichte als einen Prozess anschauen– einen gesetzmässigen Prozess, der durch seine inneren Widersprüche vorwärts treibt und an einem gewissen Siedepunkt umschlägt, sich in sein Gegenteil verkehrt.
Die Spaltung der Menschheit in Klassen war historisch notwendig, aber nur für einen gewissen Zeitraum. Notwendig, solange der Stand der Produktivkräfte es notwendig machte, dass der Grossteil der Massen die ganze Lebenszeit für die Arbeit verausgaben muss – solange also nur eine Minderheit von der Arbeit befreit werden kann. Solange war die Ausbeutung und damit die Spaltung in Klassen notwendig.
Aber gerade durch die Ausbeutung der Klassengesellschaft selbst werden die materiellen Bedingungen (Produktivkräfte) erzeugt für eine Gesellschaft, wo alle die Produzenten nur noch einen Bruchteil ihrer Zeit für Arbeit verausgaben müssen– eine Gesellschaft, in der Überschuss für alle da ist, sodass keine Ausbeutung, keine Unterdrückung usw. mehr notwendig ist.
F. Engels: Die «treibende Seele» der herrschenden Klassen (Habgier, Reichtum, Egoismus)– die schlechtesten Eigenschaften der Menschen– gewissermassen ein Rückschritt gegenüber dem Kollektivismus des Urkommunismus– sind genau die individuellen Antriebskräfte der Ausbeuter, welche die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte hart antreibt. Und zwar bis zu einem Punkt, wo die Aufhebung der Klassengesellschaft selbst eine Notwendigkeit wird.
Hier müssen wir kurz anschauen, wie die Entwicklung innerhalb der Klassengesellschaft vor sich geht. Sie durchläuft verschiedene Epochen– vom klassenlosen Urkommunismus zur Sklavenhaltergesellschaft, zum Feudalismus, zum Kapitalismus. Jede dieser Epochen bedeutet einen Fortschritt gegenüber der vorhergehenden, weil sie der Entwicklung der Produktivkräfte einen grösseren Spielraum gab. Aber die spezifischen Verhältnisse einer bestimmten Gesellschaftsform werden an einem gewissen Punkt zu einem Hemmschuh für die Entwicklung der Produktivkräfte und müssen gesprengt werden von einer revolutionären Klasse. Das ist die objektive Gesetzmässigkeit der Entwicklung der Epochen.
Schauen wir den Kapitalismus an: Die kapitalistische Wirtschaftsweise gibt der Entwicklung der Produktivkräfte einen riesigen Schub. Die Konkurrenz zwingt die Kapitalisten immer mehr Profit zu machen. Aber wenn die Kapitalisten Kapitalisten bleiben wollen, dann müssen sie den Grossteil des Profits in ihre Produktion (re-)investieren. Nur so können sie als Kapitalisten in der Konkurrenz überleben, sonst gehen sie unter. Ihr Antrieb ist natürlich Habgier, Reichtum, Egoismus und dieser nährt sich von der brutalen Ausbeutung und Unterdrückung der Massen. Aber sozusagen hinter ihrem Rücken treibt die kapitalistische Logik die Entwicklung der Produktivkräfte krass vorwärts.
Nur eine Zahl zur Entwicklung der Produktivkräfte im Kapitalismus, die das veranschaulicht: Die Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft der USA hat im ganzen 20. Jahrhundert mehr zugenommen als in den vorhergehenden 13 000 Jahren.
So hat uns die Klassengesellschaft– zuletzt der Kapitalismus– an den Punkt gebracht, wo die Spaltung in Klassen überwunden werden kann – und dann auch muss! Mit der jetzt bestehenden Getreideproduktion könnten wir die Weltbevölkerung doppelt ernähren. Riesige Ressourcen sind da und könnten im Interesse der Massen gebraucht werden, um den Lebensstandard aller sofort auf ein menschliches Niveau zu heben. Wenn die Milliardäre der Welt auf 0,15 % der 4 Milliarden Dollar, die sie letztes Jahr verdient haben– und das ist alles Reichtum, der von der Arbeiterklasse erschaffen wurde, das dürfen wir nicht vergessen!– verzichten würden, könnten wir verhindern, dass dieses Jahr Menschen verhungern. Das zeigt das Potenzial. Die notwendige Arbeit könnte auf alle verteilt werden, die Arbeitslosigkeit könnte beendet werden und der Arbeitstag könnte krass verkürzt werden. Der unmittelbare materielle Kampf ums Einzeldasein könnte von heute auf morgen beendet werden und Überfluss für alle würde möglich!
Aber es gibt ein fettes Aber: Und das ist eben die letzte Klassengesellschaft selbst– der Kapitalismus. Das Problem ist nicht einfach ein Verteilungsproblem, sondern ein organisches Problem dieser ganzen Gesellschaftsform. Die Produktivkräfte im Kapitalismus stossen an die Grenzen der kapitalistischen Verhältnisse. Der Kapitalismus kann die bestehenden Produktivkräfte nicht mehr in Profite umsetzen, diese werden zum Hemmschuh. Der kapitalistische Spielraum, in dem die Produktivkräfte sich entwickeln konnten, hat sich erschöpft.
Es gibt nicht das eine Datum, wo dieser Punkt eintritt. Die Schranken eines Systems sind relativ und Produkt des Kampfes lebendiger Kräfte, der Klassen. Aber wenn wir auf die letzten hundert Jahre zurückschauen, sehen wir eindeutig, wie der Kapitalismus an seine Schranke stösst, das heisst in letzter Instanz: Dass die Produktivkräfte zu stark geworden sind für die kapitalistischen Verhältnisse selbst!
Rund um die Jahrtausendwende zum 20. Jahrhundert werden die Produktivkräfte zu fett für den nationalen kapitalistischen Rahmen. Das mündet im ersten Weltkrieg. Die grossen imperialistischen Nationen kämpfen auf aller barbarischste Weise darum, wer sich die Weltmärkte unter den Nagel reissen kann. Fast zehn Millionen Menschen sterben.
Der Zweite Weltkrieg setzt den Prozess fort. Der deutsche Imperialismus versucht sich wieder mit Krieg Teile des Weltmarktes unter den Nagel zu reissen. 70 Millionen Menschen werden vernichtet. Und dazu jede Menge Produktivkräfte.
Die Nachkriegsperiode war eine historische Ausnahmesituation (leider kann ich das hier nicht ausführen).
Aber seit den 70ern sehen wir wieder eine klare Entfaltung der Krise: Die Spitze des wirtschaftlichen Outputs ist zwischen 1950-1970 erreicht– seither verlangsamt sich die Wirtschaftsentwicklung wieder, die Krise wird breiter und tiefer. Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität verlangsamt sich seit Jahrzehnten. Seit dem Kriseneinbruch von 2008 macht sie Rückschritte. Heute stecken wir in der tiefsten und breitesten Krise des Kapitalismus seit je!
Innerhalb das Kapitalismus ist heute Fortschritt unmöglich. Wir sehen das Gegenteil: den Rückfall in die Barbarei, die Vermoderung der Zivilisation!
Ein UN-Bericht vom Oktober sagt, dass heute jeder zehnte Mensch auf der Welt von extremer Armut betroffen ist– was untertrieben ist. Im Corona-Jahr ist die absolute Zahl um 100 Millionen gestiegen. 2019 hungerten weltweit 690 Millionen Menschen. Heute sind es 811 Millionen (mehr als 10 %). 45 Millionen stehen vor dem Hungertod.
Oder auch die Prostitution– die tiefste Degradierung der Frau– nimmt zu.
Aber diese Vermoderung ist nur die eine Seite der Medaille. Wir sehen heute den Kampf von zwei historischen Tendenzen: Kapitalismus und Barbarei auf der einen Seite und Sozialismus auf der anderen. Diese Alternative ist notwendig– es sind die objektiven Gesetze der kapitalistischen Produktion, die sie bestimmt. Der Grundwiderspruch des Kapitalismus bedeutet, dass auf der einen Seite gesellschaftlich produziert wird, auf der anderen Seite aber privat angeeignet. Dieser Widerspruch ist unlösbar im Kapitalismus (es gibt natürlich keinen Kapitalismus ohne dass sich die Kapitalisten die Früchte der Arbeit aneignen). Fortschritt bedeutet heute, diesen objektiven Widerspruch zu lösen! Das bedeutet nichts anderes, als dass die Produzenten die Ausbeuter enteignen, die ganze gesellschaftliche Produktion unter ihre gesellschaftliche und bewusste Kontrolle und Leitung bringen und sich die Produkte kollektiv aneignen. Dann wird das Hemmnis für die Entwicklung der Produktivkräfte und ihr Gebrauch im Interesse beseitigt– das Profitmotiv.
Die Lösung heisst also Sozialismus, eine sozialistische Planwirtschaft. Das ist keine Utopie, sondern die objektive Realität drängt dahin: Der Kapitalismus geht sozusagen mit dem Sozialismus schwanger, aber er muss sterben, damit der Sozialismus geboren werden kann. Die Frage ist, wie er sterben kann?
Dass die historische Entwicklung vor dieser Alternative steht (“Sozialismus oder Barbarei”), das liegt ausserhalb unseres Bewusstseins und unseres Handlungsspielraums. Entschieden aber wird die Alternative nicht von “der Wirtschaft” oder “der Geschichte” oder “den Produktivkräften”; sondern im Kampf der lebendigen gesellschaftlichen Kräfte, der Klassen. Die Bourgeoisie tut alles, um den Kapitalismus und ihre Herrschaft aufrechtzuerhalten. Dem steht die Arbeiterklasse gegenüber: Es ist ihre historische Aufgabe, den Kapitalismus zu stürzen und eine sozialistische Gesellschaft auf die Beine zu stellen!
Sie muss also die Klassengesellschaft endgültig überwinden. Sie muss die entwickelten Produktivkräfte hinüberretten, also den Stand der Herrschaft der Menschen über die Natur hinüberretten und unter einen Plan stellen und weiterentwickeln. Und sie muss die Herrschaft der Menschen über die Menschen zu einem Ende bringen. Sie muss also den Menschen befreien von der Herrschaft der Natur und von der Herrschaft der Menschen, der Ausbeuter!
Die Frage, ob die Arbeiterklasse ihre historische Aufgabe wahrnehmen kann, ist eine Frage des Bewusstseins. Wir haben gesagt, die Ideen fallen nicht vom Himmel, sondern sind Produkt der realen Umstände der Menschen. Marx hat gesagt, der Kapitalismus produziert seine eigenen Totengräber: Es sind die morschen kapitalistischen Umstände selbst, welche die Arbeiterklasse zwingen, den Kapitalismus zu hinterfragen und gegen dieses System zu kämpfen. Die Arbeiterklasse wird sich gegen den Kapitalismus wehren, das ist notwendig, das passiert auch ohne uns.
Auf unbewusste Weise beginnt die Arbeiterklasse ihre historische Aufgabe; die Klassenkämpfe auf der ganzen Welt beweisen das (nachzulesen in unseren Weltperspektiven). Aber die ganze historische Erfahrung zeigt, dass der spontane Kampf nicht genügt. Die Arbeiterklasse muss die bestehende Welt und ihre historische Aufgabe mit ganz klaren Augen sehen. Es ist die Aufgabe der Marxisten, der Arbeiterklasse ihren unbewussten Willen zu Bewusstsein zu bringen. Hier gibt es keinen Automatismus; dafür müssen wir uns entscheiden!
Referent: Jannik Hayoz
Zur weiteren Vertiefung in die marxistische Philosophie und speziell der Verteidigung des Materialismus empfehlen wir folgende Artikel und Bücher:
Europa — von Emanuel Tomaselli, RKI Österreich — 16. 11. 2024
Berichte & Rezensionen — von Die Redaktion — 15. 11. 2024
Nordamerika — von der Redaktion — 13. 11. 2024
Europa — von Jack Halinski-Fitzpatrick, marxist.com — 11. 11. 2024